1. Startseite
  2. Kultur
  3. TV & Kino

Markus Lanz: Zeit des „Wohlstands ist endgültig vorüber“

Erstellt:

Von: Tina Waldeck

Kommentare

Talkrunde bei Markus Lanz am 21. Juni 2022.
Talkrunde bei Markus Lanz am 21. Juni 2022. © Screenshot ZDF

Die Talkrunde im ZDF zum Ukraine-Krieg und dessen energie- und wirtschaftspolitischen Auswirkungen für Deutschland.

Berlin – Bei Markus Lanz (ZDF) werden die Säbel gewetzt: Johannes Hano (Journalist und Leiter des ZDF-Studios New York) spricht sich radikal dafür aus, „Russland in die Knie zu zwingen“, während sich Monika Schnitzer (Ökonomin), Stephan Weil (Vorsitzender der SPD in Niedersachsen) und Robin Alexander (Journalist „Die Welt“) auf die Gasreserven im nationalen Raum konzentrieren.

Wie viel Gas hat Deutschland zur Verfügung? Selbst die Bundesnetzagentur zeigt sich besorgt über eine „sehr angespannte Versorgungslage.“ Die erste Stufe des Notfallsystems ist bereits in Kraft getreten: Am Montag, dem 20. Juni, gab es nun ein Treffen mit Robert Habeck, welcher der Energiewirtschaft verkündete, dass die nächste Warnstufe in fünf bis zehn Tagen kommen wird, schrieb die „Welt“ nach Recherchen von Daniel Wetzel.

Markus Lanz (ZDF): Die „Logik der Sache“

„Wenn das Gas aus Russland gedrosselt wird, kommt irgendwann weniger bei uns an“ zuckt Robin Alexander bei dieser logischen Konsequenz mit den Schultern. „Ist das Erpressung?“, hakt Markus Lanz nach. „Ja klar.“ Robin Alexander hat sich über das Interview von Angela Merkel am Wochenende zuvor sehr gewundert. Sie sagte „Gas ist keine Waffe“, aber natürlich ist es das: Olaf Scholz fährt nach Kiew und in der gleichen Woche fällt in Russland auf, dass angeblich ein Bauteil in einer Pipeline ersetzt werden muss und 40 Prozent weniger Gas in Deutschland ankommt. Ups.

„Die Russen machen mit Gas Politik“, erklärt Robin Alexander bei Markus Lanz (ZDF) weiter. Das ist genau das, „was unsere Politik immer geleugnet hat“ und wovor Experten, die Osteuropäer sowie die Amerikaner schon immer gewarnt hatten. Wobei er Robert Habeck zugutehalten muss, dass er zu der Partei gehört, die diesen Trugschluss „Gas wird immer laufen“ noch nie mitgemacht hat: „Macht das alles nicht, das ist zu gefährlich“, kam von dort schon früh als Warnung. Und tja, – wieder zuckt er mit den Achseln – „jetzt sitzen wir drin“ (in der Scheiße).

Markus Lanz (ZDF): Eine Triage in der Wirtschaft?

Die deutsche Bevölkerung muss sich jetzt also darauf vorbereiten, dass das nicht so mit den Gaslieferungen – und damit mit dem bisher gewohnten Leben – weitergehen wird, erklärt Monika Schnitzer. Alle sollten da etwas in Bewegung setzen, damit die Speicher im Herbst gefüllt sind: Es müssen „effizienter mit der Energie umgegangen werden, die wir jetzt noch haben.“ Aber wenn Deutschland weniger Gas nutzen kann, dann ist der „Wohlstand endgültig vorüber“, prophezeit Markus Lanz düster.

Stephan Weil erklärt aus seiner Sicht, dass die Bundesregierung dazu schon „kluge Maßnahmen“ auf den Weg bringt. Während es in der Glasindustrie notwendig ist, die Öfen permanent zu „befeuern“, da sie sonst kaputtgehen, ist der Schaden „in der Freizeitindustrie sicherlich geringer.“ Genau wegen solcher Aussagen gibt es aktuell eine „Gas-Angst“ bei den Unternehmen, wirft Robin Alexander bei Markus Lanz (ZDF) ein. Welche Unternehmen sind systemrelevant? Wie werden die Angestellten weiter bezahlt, wenn das Gas abgeklemmt wird? Werden die Unternehmen entschädigt?

Markus Lanz im ZDFDie Gäste der Sendung vom 21. Juni 2022
Stephan WeilMinisterpräsident Niedersachsens (SPD)
Johannes HanoJournalist
Robin AlexanderJournalist
Monika SchnitzerÖkonomin

Stephan Weil sieht da im Regionalen sehr unterschiedliche Situationen und Bedürfnisse: „Die Versorgung im Westen ist eine ganz andere als im Osten.“ Robin Alexander warnt dagegen davor, dass die Regierung einem kleinen Unternehmen in Sachsen erklären würde, sie müssen sich einschränken, während die großen Unternehmen im Westen weiter machen könnten: „Da liegt eine große politische Sprengkraft.“

„Da braut sich was zusammen“

Der zugeschaltete Johannes Hano sieht ein komplettes strategisches Versagen in Deutschland: Lange wollte niemand die Abhängigkeit zu Russland wahrhaben. Jetzt ist für ihn ein Frieden mit diesem Land völlig ausgeschlossen, denn jede Nacht gibt es weitere Bombeneinschläge in der Ukraine, um die Bevölkerung zu zermürben. „Das wird so nicht weitergehen, wir müssen uns irgendwann (für eine Seite) entscheiden.“ Er glaubt bei Markus Lanz (ZDF) nicht, dass es einen anderen Weg gibt, als „irgendwann in eine Konfrontation einzutreten.“

Zur Sendung

Markus Lanz vom 21. Juni 2022 im ZDF zum Ukraine-Krieg und dessen energie- und wirtschaftspolitischen Auswirkungen für Deutschland sowie über die wirtschaftlichen Verflechtungen des Westens mit China. Die Sendung in der Mediathek.

Doch da spricht er mit seinen extremen Worten für sich alleine innerhalb dieser Runde: Sofort erklärt Stephan Weil, dass die NATO unter keinen Umständen Kriegspartei werden darf und auch Robin Alexander unterstützen die Schlussfolgerung von Johannes Hano bei Markus Lanz (ZDF) nicht: Es muss gelten, dass es „keinen Konflikt zwischen der NATO und Russland geben darf.“ „Man darf nicht von dem einen Extrem in das andere fallen“: Das ist „eine Logik des Kalten Krieges.“ Eine Logik, die andere – mit einem anderen Empfinden – offensichtlich anders sehen. (Tina Waldeck)

Auch interessant

Kommentare