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Wie groß ist die Bedrohung durch China? Bei „Markus Lanz“ bleibt die Antwort aus

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Von: Michael Meyns

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TV-Talk mit Markus Lanz am 21. März 2023 im ZDF.
TV-Talk mit Markus Lanz am 21. März 2023 im ZDF. © Screenshot ZDF

TV-Talk im ZDF über das Treffen von Xi Jinping und Wladimir Putin sowie über die Hintergründe der Sprengungen der Nord-Stream-Pipelines.

Berlin – Seit über einem Jahr herrscht der Ukraine-Krieg, die katastrophalen wirtschaftlichen Folgen, die anfangs befürchtet wurden, sind ausgeblieben. Doch die Gefahr eines Stotterns der internationalen Handelsflüsse bleiben akut, wie Markus Lanz und seine Gäste am späten Dienstagabend diskutierten.

Zwei der mächtigsten Männer der Welt treffen sich in diesen Tagen in Moskau: der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping. Sagenhafte 40 Mal haben sich die beiden Autokraten in den letzten zehn Jahren getroffen, dabei über 200 Stunden miteinander gesprochen. Sie bezeichnen sich als Freunde, haben ganz offensichtlich einen guten Draht zueinander, wie der herzliche Umgang miteinander beweist. „Was bedeutet dies für den Westen?“, fragte Markus Lanz in ZDF in seiner Sendung. Anton Hofreiter von den Grünen behauptete, dass auch China in einem Dilemma steckt. Zwar ist klar, dass sowohl China als auch Russland die Demokratievorstellungen des Westens ablehnen. Die Lage im eigenen Land, die Folgen der Corona-Pandemie, die schwächelnde Wirtschaft, zwingen aber auch China dazu, eine neutrale Position einzunehmen, sich Möglichkeiten sowohl nach Ost wie nach West offenzuhalten.

Einigkeit bei Markus Lanz: Deutschlands Wirtschaft muss sich von China entkoppeln

Die Politologin Daniela Schwarzer wies auf die Rolle Japans hin, ein Land, das aufgrund seiner Insellage besonders vom Im- und Export abhängig ist. Schon länger bemüht sich Japan, wie Schwarzer bei Markus Lanz im ZDF ausführte, seine Wirtschaft von China zu entkoppeln, einen Schritt, den Deutschland erst seit kurzer Zeit als notwendig erachtet. Dringend notwendig ist das, sagte die Journalistin Antje Höning. Die Leiterin des Wirtschaftsressorts der „Rheinischen Post“ wies darauf hin, dass etwa ein Konzern wie VW so abhängig von Lieferungen aus China ist, dass die Produktion sofort eingestellt werden müsste, wenn China sich entschließen sollte, bestimmte Teile oder seltene Erden nicht mehr zu liefern. Paranoia oder tatsächlich ein Damoklesschwert? Ein normaler Aspekt der Globalisierung oder ein viel zu großes strukturelles Risiko?

„Markus Lanz“ vom 21. März 2023Die Gäste der Sendung
Anton HofreiterB90/Grüne, Politiker
Antje HöningJournalistin
Daniela SchwarzerPolitologin
Florian FladeReporter

Andererseits ist auch China vom europäischen Markt abhängig, so Anton Hofreiter bei Markus Lanz im ZDF, würde Peking Lieferungen in die eine Richtung stoppen, blieben auch die in die andere Richtung aus. Wie groß das Risiko einer Bedrohung durch China tatsächlich ist, bleibt also im Auge des Betrachters. Der Investigativjournalist Florian Flade führte aus, wie sich seit Beginn des Ukraine-Krieges, der Fokus geändert hat: Wurde früher stets die wirtschaftliche Entwicklung als bedeutender betrachtet als sicherheitspolitische Fragen, ist es nun umgekehrt. Immer deutlicher wird, wie viele Bereiche als kritische Infrastruktur bezeichnet werden müssen. Sabotageakte könnten Deutschland mit einfachen Mitteln in eine Rezension stürzen, wie gefährdet Infrastruktur ist, zeigte der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines.

Markus Lanz: Viele Fragen zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines

Wer die Pipelines gesprengt hat, ist immer noch völlig offen: während der amerikanische Journalist Seymour Hersch vor einigen Wochen eine Spur nach Washington sah, vermutet Florian Flade Akteure aus der Ukraine hinter dem Anschlag. Ob diese Ukrainer allerdings auch offizielle Vertreter des ukrainischen Staates sind oder unabhängig agiert haben, ist völlig offen. Hat hier jemand nur aus patriotischen Gründen gehandelt? Wollte jemand den Geldfluss Russlands zerstören? Ein Motiv haben viele Akteure, Beweise für die Täterschaft von dieser oder jener Seite gibt es allerdings keine. Könnte Russland selbst hinter dem Anschlag stecken, um den Gasfluss nach Europa zu stoppen? Hat die Ukraine die Pipelines sprengen lassen, um dem Kriegsgegner zu schaden? Oder waren es am Ende doch die USA?

Zur Sendung

„Markus Lanz“ im ZDF. Die Sendung vom 21.03.2023 in der ZDF-Mediathek.

Ein kleines Mysterium am Randes des Krieges, das vielleicht nie aufgeklärt wird, wie Flade bei Markus Lanz im ZDF sagte. Mehr Details zu den Umständen des Anschlages werden in den nächsten Monaten sicher bekannt werden, wer ursprünglicher Auftraggeber war, das könnte ein Rätsel bleiben. Nicht unbedingt eine rosige Aussicht, wenn man bedenkt, wie angreifbar die globale Wirtschaft an vielen Stellen ist, an Stellen vor allem, die unkomplizierter zu erreichen und anzugreifen sind, als eine Pipeline auf dem Boden der Ostsee. (Michael Meyns)

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