Lanz diskutiert mit Trittin den Ukraine-Krieg – und ätzt gegen Baerbock
Bei Markus Lanz geht es wieder um den Ukraine Krieg. Diesmal diskutiert er mit Jürgen Trittin und Siemens-Chef Joe Kaeser. Eine Gemeinheit gegen Annalena Baerbock kann er sich nicht verkneifen.
Bei Markus Lanz (ZDF) geht die Stimmungslage von „zu anspruchsvoll“ und „zu kompliziert“ bis „am Ende war es gar nicht so schlimm.“ Es diskutieren der ehemalige Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser mit Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen-Politiker), Janka Oertel (Sinologin und China-Expertin) sowie Ursula Weidenfeld (Wirtschaftsredakteurin u. a. bei „Der Spiegel“) über die
unternehmerische Verantwortung in der weltpolitischen Lage.

Markus Lanz (ZDF) spricht mit Trittin auch über Kampfjets für die Ukraine
Die zivilisierte Welt ist sich einig, dass das, was Russland in der Ukraine macht, „nicht akzeptabel ist“ und sich „Putin verkalkuliert“ hat, erklärt Jürgen Trittin gleich zu Beginn – und auch, dass sich Olaf Scholz und Annalena Baerbock wunderbar ergänzen. Eine Aussage, die Markus Lanz sehr lachhaft findet, doch der Politiker meint das durchaus ernst: „Wir hatten viel zu lange Außenminister, die kein Profil gezeigt haben.“ Wäre der Job von Annalena Baerbock aber „nicht manchmal ein anderer?“, fragt sich da der Moderator im ZDF. Als Außenministerin sei es doch eher ihre Aufgabe, die „Chef-Diplomatin“ zu sein. Da würde es sich Markus Lanz wünschen, dass sie sich mehr in die Verhandlungen stürzen würde „um die Leute an einen Tisch zu kriegen“, anstatt die Leoparden-Lieferungen zu feiern: „Das ist, glaube ich, das, was das Land nicht braucht.“
Beides, sowohl die Verhandlungen als auch die Waffenlieferungen, sollten im Blick bleiben, findet dagegen Jürgen Trittin sachlich: „Wir brauchen beide Seiten“ und dafür „muss sie sprechen.“ Olaf Scholz und Emmanuel Macron haben ja stetige Gespräche mit Russland. Er möchte die drei wichtigen Kriterien im Auge behalten: Alles zu tun, damit die Ukraine „nicht überrannt wird“, dies zu tun, ohne aktive Kriegspartei zu werden und „es nicht allein tun.“ Da betrachtet er es nicht als notwendig, „spekulative Aussagen über die Zukunft zu führen“, ob nun auch Kampfjets geliefert werden oder nicht, wird er deutlich lauter, als Markus Lanz ihn hier hartnäckig zu einem ja oder nein drängen will. Die eine Hälfte der Bevölkerung sagt an dieser Stelle, „die Regierung tut zu wenig“ und die andere Hälfte findet „sie tut zu viel“ – und dazwischen versucht die Politik ihre Entscheidungen zu begründen. Parteifreund Robert Habeck etwa, äußerte sich wiederum zuletzt, dass er von einer Lieferung von Flugzeugen und U-Booten nichts halte.
Bei Markus Lanz (ZDF): Gast Kaeser traf Putin und Trump
„Auf welchem Werte-Fundament passiert das eigentlich alles“ in der Politik, fragt Markus Lanz Joe Kaeser, der von sich selbst sagt: „Er versteht jetzt nicht so viel von Politik“, auch wenn Markus Lanz hier wieder lacht – immerhin ist er mit allen großen Politikerinnen und Politikern bekannt –, so hat er doch die fokussierte Perspektive eines Unternehmers: Hier kommt es „weniger auf Freundschaften, als auf gemeinsame Interessenlagen an.“ Also findet er eine Interessengebunden und Werte geleitete Außenpolitik durchaus richtig. Bei der Thematik mit Russland hingegen „haben wir alle versagt.“ Bei der Annexion der Krim ist Joe Kaeser Wladimir Putin zum ersten Mal begegnet, – 2020 zum letzten Mal. Dazwischen kam es ihm vor, als hätte er „drei Putins getroffen“, völlig unterschiedliche Menschen mit abweichenden Interessen für Russland.
Wladimir Putin hatte es irgendwann „satt, mit dem Westen weiter zu kooperieren.“ Bei dieser Aussage war Joe Kaeser schon klar: „Das geht nicht gut aus.“ 2018 war er dann bei Donald Trump und lobte die damalige Steuerreform, die es Siemens ermöglicht hatte, dort zu investieren. Natürlich war das im wirtschaftlichen Interesse aller: 50.000 Arbeitsplätze konnten sie damit verknüpfen. Und das „Gute an Herrn Trump war, dass er erst geredet und dann gehandelt hat“, andere „handeln vorher und reden dann. Das ist viel gefährlicher.“ Ursula Weidenfeld unterbricht hier kopfschüttelnd, denn sie findet es „ziemlich seltsam“, erst zu Putin und dann zu Donald Trump zu fahren „für den beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland.“
Gäste bei Markus Lanz | |
Joe Kaeser | Siemens-Vorstandschef |
Jürgen Trittin | Die Grünen |
Janka Oertel | Sinologin und China-Expertin |
Ursula Weidenfeld | Wirtschaftsredakteurin u. a. bei „Der Spiegel“ |
Markus Lanz (ZDF) TV-Kritik: „Das ist so, als würde man sich selbst enteignen“
Sollte es nicht an erster Stelle stehen, „wie man wettbewerbsfähig Arbeitsplätze in Europa“ entwickeln und fördern kann, da hier „das Standortproblem“ ist, hinterfragt Ursula Weidenfeld bei Markus Lanz (ZDF). In Deutschland wird „auf Verschleiß gefahren“ und das betrifft 80 Prozent der Arbeitsplätze in mittleren und kleinen Unternehmen. „Ein ganz großer Teil der deutschen Wirtschaft“ wird die Wende zu einer „klimaneutralen Wirtschaft“ nicht überleben, prophezeit sie und Janka Oertel stimmt ihr zu: Die Produktionsstandpunkte Deutschland und auch Europa müssen im Verhältnis attraktiv bleiben. „Wir sind heute in einer ganz anderen Welt angekommen“ und müssen hier zwar die „gesellschaftlichen Spannungen aushalten“, aber auch „das ganze Potenzial nutzen, das (für uns) notwendig ist.“
„Das, was wir lernen müssen, ist, was alles möglich ist, auch im Konflikt mit anderen Ländern in der Welt“, erklärt Joe Kaeser. Es wurde schon früh erahnt, dass „Putin kein Mann der Stabilität“ ist, auch wenn dieses Risiko von „einem Großteil der deutschen Wirtschaft immer negiert wurde.“ Die rosarote Brille war: „Er ist abhängiger von uns, als wir von ihm.“ Solche Fehleinschätzungen dürfen nicht noch einmal passieren, ergänzt Jürgen Trittin: Es war lange die „Unterschätzung eines Risikos“, das mit einem anderen Blick vielleicht anders gedacht worden wäre. Da sollten alle daraus lernen, um nun auch „realistisch einschätzen“ zu können, was – in Bezug zu Putin – aktuell auch die unternehmerischen sowie politischen Risiken mit China sind. (Tina Waldeck)