Eine differenzierte Meinung teilte dazu Robin Alexander, der sich zwischen der eher skeptischen Haltung von Lanz und der entschlossenen, bedingungslosen von Sepehri positionierte. Die Gefahr, dass es zu einem regionalen nuklearen Wettlauf kommen könnte, sei nicht aus der Luft gegriffen, meinte er. Deutschland könne aus seiner Position heraus nicht alles beeinflussen, es sei sehr schwierig, Einfluss zu nehmen, präsentiere sich doch die Lage von außen sehr komplex und fragil sowie von vielen regionalen Faktoren abhängig.
Daher sei es sinnvoll, sich auf den Atomkomplex zu konzentrieren. Gleichzeitig meinte Alexander aber auch, dass man durchaus auch mehr machen könnte, als man bisher tue. „Man kann die Mitglieder der Revolutionsgarde auf die Terroristenliste setzen“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass man damit alle Kommunikationskanäle abschneidet“. Die Strategie, die man auch schon bei Russland angewendet habe, nämlich zu denken, dass „wenn man die Handlungsbeziehungen wieder hinkriegt, sich der Rest schon selber demokratisiere, sei illusorisch“.
Auftritte wie die von Außenministerin Annalena Baerbock in der Türkei seien aber nicht zwangsläufig hilfreich, meinte Alexander weiter. Bei Markus Lanz im ZDF gab er zu bedenken, dass sich in der letzten Zeit vermehrt gezeigt habe, dass Baerbock sich in Widerspruch zu Bundeskanzler Scholz setze. Mitunter würden die beiden schon fast entgegengesetzte Kurse fahren: „Sie haben eine andere Tonlage und einen anderen Text“. Sie müssten sich doch vielmehr einig sein. Halte diese Diskrepanz an, wäre das keine gute Entwicklung für die deutsche Diplomatie.
Im letzten Teil der Sendung im ZDF kamen die Anwesenden noch auf ein Anliegen der neuen Bundesregierung, die aktuell ihr einjähriges Bestehen feiert, zu sprechen. Es ging um die sogenannte Rückführungsoffensive als Teil des Koalitionspakets. Zu Gast war bei Markus Lanz dafür extra Bundespolizist Lars Wendland. Er ist beauftragt, diese Rückführungen zu planen. Nur allmählich gelang es Lanz, den Beamten ein wenig aus der Reserve zu locken, um etwas von seiner persönlichen Haltung zum Thema zu erfahren.
Lanz ging dabei nicht sonderlich subtil vor, wollte er doch im Grunde nur darauf hinaus, dass Wendland Lanz seine eigene Meinung, man solle Rückführungen erst gar nicht mehr vornehmen, bestätige. Argumente brachte Lanz außer der Tatsache, dass solche Prozesse sehr teuer sind, keine substanziellen hervor. Wendland kam ihm auch nicht wirklich zu Hilfe. „Meine Arbeit besteht darin, was der Rechtsstaat Deutschland beschlossen hat, durchzusetzen“, wiederholte er stattdessen einige Male. Im Kontext der Sendung im ZDF fehlte es an der nötigen Zeit, um sich ernsthaft über sinnvolle praktische Alternativen oder ethische Dimensionen zu unterhalten. (Teresa Vena)