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„Altmaier-Show“ bei Markus Lanz: Melange aus Vergangenheitsbewältigung und Monologen

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Von: Teresa Vena

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Markus Lanz fühlt Alt-Wirtschaftsminister Peter Altmaier im ZDF auf den Zahn: Hätten frühere Entscheidungen der Regierung den Krieg in der Ukraine verhindern können?
Markus Lanz fühlt Alt-Wirtschaftsminister Peter Altmaier im ZDF auf den Zahn: Hätten frühere Entscheidungen der Regierung den Krieg in der Ukraine verhindern können? (Screenshot) © ZDF

Bei Markus Lanz im ZDF muss sich Peter Altmaier seiner Vergangenheit stellen. Die anderen Gäste geraten bei den Themen Ukraine-Krieg und Energiekrise eher in den Hintergrund.

Hamburg – Begonnen hat die Sendung vom 9. Juni im ZDF mit Gastgeber Markus Lanz einigermaßen ausgeglichen. Es ging um das Scheitern der „Spritpreisbremse“. Wenige Tage nach der Einführung zeige sich bereits, dass die Entlastung in Form des Tankrabatts nicht bei den Verbrauchern und Verbraucherinnen selbst ankommt.

Im Gegenteil, so argumentierten die Gäste bei Lanz, insbesondere Grünen-Politiker Omid Nouripour, die Journalistin Eva Quadbeck und Alt-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), es profitierten die Ölgesellschaften.

„Aus der Inflation Honig saugen“: Gäste bei Markus Lanz (ZDF) kritisieren Profit aus Entlastungspaket

Es sei ein Skandal, dass nun einige Kapital aus der Not der Menschen schlügen, meinte Altmaier. „Unternehmen sind dafür da, Geld zu verdienen, aber nicht unverhältnismäßig“. „Es gibt Trittbrettfahrer, die versuchen, aus der Inflation Honig zu saugen“, sagte auch Nouripour. Für ihn sei es klar, dass nun so schnell wie möglich eine sogenannte Übergewinnsteuer beschlossen werden müsse. Für Altmaier ist das verfrüht, erst müsse man die genauen Zahlen und deren Bedeutung vor Augen haben. Dann müsse man zunächst mit den Betroffenen „sehr ernst darüber reden“.

Die „ideologische Keule“ wolle Altmaier nicht gleich zücken. Zu diesem Thema zeigte sich ein gewisses Lavieren Altmaiers, das gegen Ende der Sendung im ZDF noch markanter werden und den Moderator Markus Lanz annähernd in die Verzweiflung treiben sollte. Es war zumindest so, dass sich die Situation zu dem Zeitpunkt etwas drehte, als Lanz, der seine Gäste, vor allem Eva Quadbeck, während der gesamten Sendung immer wieder in ihrem Sprechfluss unterbrach, plötzlich selbst nicht mehr zu Wort kam.

Markus Lanz (ZDF): Russland ist im Ukraine-Krieg deutlich überlegen

Bevor es soweit war, ging es nach der Benzinpreis-Diskussion und der allgemeinen Empörung über Krisenprofiteure erst noch um eine Einschätzung der aktuellen Lage im Ukraine-Konflikt. Gefragt war da vor allem die Politologin Jana Puglierin, die erklärte, dass Russland der Ukraine wegen seiner mächtigeren Artillerie überlegen sei. Die Ukraine brauche die Lieferung von schweren Waffen, was seitens Deutschland zugesichert sei, aber zu wenig schnell erfolge. „Frankreich und Norwegen haben bereits geliefert“, sagte sie.

Die Gäste bei Markus Lanz am 9. Juni 2022 im ZDF
Peter AltmaierPolitiker
Eva QuadbeckJournalistin
Jana PuglierinPolitologin
Omid NouripourPolitiker

Zeit spiele sowieso eine wesentliche Rolle in diesem Konflikt. Sie bemerke, dass die Wahrnehmung der Menschen dabei sei, sich zu verändern. „Jetzt wo die Leute sehen, dass es ihr eigenes Leben konkret beeinflusst, da die Kosten steigen, sind sie weniger bereit, zu unterstützen.“ Die öffentliche Solidarität im Ukraine-Krieg nehme ab und damit die Bereitwilligkeit die Kosten mitzutragen. Zu neuen Erkenntnissen zu diesem Thema ist man an diesem Abend nicht wirklich gekommen.

„Altmaier-Show“ bei Markus Lanz (ZDF): Die Folgen früherer Politik für den Ukraine-Konflikt

Eine präzise und konzentrierte Formulierung von Ansichten war zuletzt auch nicht mehr möglich, denn zum Schluss übertönte die Diskussion eine Intervention Altmaiers, die einem Monolog glich und die man überspitzt als Altmaier-Show bezeichnen könnte. Markus Lanz wollte mit Altmaier „Vergangenheitsbewältigung“ betreiben und fragte ihn, ob er nicht etwa das Gefühl habe, dass man durch andere, frühere Entscheidungen der Regierung den Krieg in der Ukraine hätte verhindern können.

Dies war der Auftakt für eine wortreiche Auslassung Altmaiers über die von ihm verantwortete Energiepolitik. Er habe verschiedene Innovationen einführen wollen, wovon die Förderung von LNG-Terminals die wichtigste gewesen sei. Man habe ihn aber ausgebremst. Im übrigen sei er selbstverständlich davon ausgegangen, dass Russland sicherlich seine Lieferbedingungen einhalten und damit die Versorgung Deutschlands garantieren werde. „Wir konnten uns allerdings nicht vorstellen, dass wir selbst den Gashahn abdrehen wollen würden“, räumte Altmaier ein. „Das war ein Fehler.“

Sendung verpasst?

Die ganze Folge Markus Lanz vom Donnerstag, 9. Juni, gibt es in der ZDF-Mediathek zum Nachschauen.

Altmaier bekam daraufhin Gegenreaktionen von Nouripour, aber auch von Puglierin zu hören, die bemerkten, dass man so oder so nicht eine derartige Abhängigkeit von Russland hätte zulassen sollen. „Wir haben nur 50 Prozent bezogen“, entgegnete Altmaier, was bei seinem Gesprächspartnern, oder schon fast eher Zuhörern, in dieser Sendung im ZDF für Belustigung sorgte. Schließlich räumte Altmaier ein: „Es kann sein, dass wir schneller und früher die Gaszulieferung hätten einschränken müssen“, sagte er, „Es hätte aber den Angriff auf die Ukraine nicht verhindert“. (Teresa Vena)

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