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TV-Kritik
Markus Lanz im ZDF: Siege der Demokraten versetzen Gäste in große Begeisterung
- vonMichael Meynsschließen
Markus Lanz und seine Gäste diskutieren nach der Erstürmung des Kapitols über die Folgen für die Politik. Auch Corona ist ein Thema.
- Auch bei Markus Lanz ist der Sturm auf das Kapitol in Washington das große Thema.
- Zu Gast waren Elmar Theveßen, John Bolton, John Kornblum, Susan Neiman, Bodo Ramelow, Martin Machowecz, Alena Buyx und Dirk Brockmann.
- Markus Lanz debattiert im ZDF mit seinen Gästen auch über den Corona-Lockdown.
Hamburg - ZDF-Amerikakorrespondent Elmar Theveßen war vor Ort in Washington selbst in die Ausschreitungen am Kapitol geraten, der Hass der Trump-Anhänger trifft auch immer wieder Journalisten. Wie es dazu kommen konnte, dass die Polizei so schlecht auf die Randalierer vorbereitet war, konnte auch Theveßen am Donnerstagabend (07.01.2021) bei Markus Lanz im ZDF nicht erklären. Ob die halbherzige Reaktion der Polizei auf Sympathien für die Anti-Demokraten hindeutet ist eine entscheidende Frage, klar scheint zu sein, dass die Reaktion ganz anders ausfiel, als noch vor einigen Monaten bei den Black-Lives-Matter-Protesten.
Markus Lanz im ZDF: Verwunderung über Sicherheitsvorkehrungen in Washington
Aus Tennessee war der ehemalige US-Botschafter in Berlin, John Kornblum, in der ZDF-Sendung Markus Lanz zugeschaltet, der sich ebenfalls über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen vor dem Kapitol wunderte. Gerade da Donald Trump seit vier Jahren seine Anhänger aufhetzt, immer wieder die Legitimität der Wahl mit haltlosen Lügen in Frage stellt, musste mit dem schlimmsten gerechnet werden. Dennoch hat Kornblum Hoffnung, dass sich mit dem neuen Präsidenten Joe Biden die Situation entspannt. Möglicherweise wirkt der Sturm auf das Kapitol gar als reinigendes Element, da nun auch dem letzten klar sein muss, wessen Geistes Kind Trump ist.
Unsere Gäste gleich bei Markus #Lanz: Journalist Elmar Theveßen, Politiker John Bolton, Philosophin Susan Neiman, Politiker Bodo Ramelow, Journalist Martin Machowecz, Medizinethikerin Prof. Alena Buyx und Physiker Prof. Dirk Brockmann. https://t.co/ofcWgXpNcu
— ZDF (@ZDF) January 7, 2021
Aus Potsdam war Susan Neiman zugeschaltet, Philosophin, Direktorin des Einstein Forums und nicht zuletzt US-Amerikanerin aus dem Bundesstaat Georgia. Dass dort am Dienstag gleich beide demokratische Kandidaten die Nachwahl für den Senat gewannen, versetzte Neiman bei der Talkrunde Markus Lanz im ZDF in große Begeisterung. Ermöglicht dies doch den Demokraten zumindest zwei Jahre durchregieren zu können und ihre Agenda durchzubringen. Dass Donald Trump juristisch zur Verantwortung gezogen werden muss, steht für Neiman außer Frage, sei es über eine Amtsenthebung durch den 25. Zusatzparagraphen der amerikanischen Verfassung oder durch ein neuerliches Amtsenthebungsverfahren.
Markus Lanz (ZDF): Republikanische Unterstützer von Donald Trump haben Mitverantwortung
Noch einmal ging es bei Markus Lanz nach Washington, wo John Bolton, ehemaliger Sicherheitsberater im Dienste Donald Trumps und Autor eines der vielen mehr als kritischen Bücher über den bald Ex-Präsidenten, die Ereignisse kommentierte. Nicht nur Trump selbst sei für die Exzesse verantwortlich, auch die breite Mehrheit der Republikaner, die Trump im Laufe seiner Amtszeit immer wieder unterstützt haben und jede Kritik vermieden.
Gäste bei Markus Lanz im ZDF: | |
Elmar Theveßen: | Journalist, ZDF-Amerika-Korrespondent |
John Bolton: | Politiker, ehemaliger US-Sicherheitsberater |
John C. Kornblum: | Ex-Diplomat, ehemaliger US-Botschafter |
Susan Neiman: | Philosophin, Direktorin des Einstein-Forums |
Bode Ramelow: | Politiker, Ministerpräsident von Thüringen |
Martin Machowecz | Journalist, Redakteur bei der Zeit |
Prof. Alena Buyx | Medizinethikerin, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats |
Prof. Dirk Brockmann | Physiker, Digital-Epidemiologe beim RKI |
Markus Lanz diskutiert auch über die Corona-Pandemie
Im Hamburger Studio hatte Markus Lanz in der diesmal 90 Minuten langen Sendung im ZDF (nachdem die öffentlich rechtlichen Sender am Mittwochabend selbst die Ereignisse völlig verschliefen, scheinen sie am folgenden Tag ihren Informationsauftrag übererfüllen zu wollen) weitere vier Gäste geladen, die über das andere wichtige Thema dieser Tage diskutierten: die Corona-Pandemie.
Einer, der sich noch spät gegen einen neuen Lockdown aussprach, war der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow, der bei Markus Lanz etwas für einen Politiker außergewöhnliches tat: einen Fehler eingestehen. Sein Blick auf die Pandemie sei von Hoffnung geprägt gewesen, sagt er selbst. Nun allerdings muss er mit ansehen, wie sein Bundesland mit extremen Fallzahlen zu kämpfen hat. Vor allem am unvernünftigen Verhalten viel zu vieler Bürger:innen liegt das. Der Politik dafür die Schuld zu geben, dass auf Kontakte, Reisen oder Partys nicht verzichtet wird, ist blauäugig und verschiebt die Verantwortung.
Mich hat der Auftritt von @bodoramelow bei Markus Lanz auch sehr beeindruckt! Im Gegensatz zu Höcke und Co. ist er lernfähig und in der Lage frühere Fehleinschätzungen offen einzugestehen. Gut für Thüringen, dass er und nicht Herr Kemmerich Ministerpräsident ist!
— Wahrheitssucher (@Wahrheitssuche7) January 8, 2021
Auch Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, zeigte sich bei Markus Lanz im ZDF verwundert über die Skepsis selbst beim leichten Corona-Lockdown Anfang November. Schon damals hätten viel härtere Maßnahmen getroffen werden müssen, ob allerdings auch in Sachsen oder Thüringen? Martin Machowecz, Zeit-Redakteur in Leipzig, wies darauf hin, dass im März, als die erste Welle der Pandemie über das Land rollte, etliche ostdeutsche Bundesländer kaum betroffen waren. Dort Akzeptanz für harte Maßnahmen zu finden musste besonders schwer fallen, wie auch Professor Dirk Brockmann, Digital-Epidemiologe beim RKI, bestätigte.
Markus Lanz im ZDF: Entwicklung der Corona-Pandemie hängt von der Vernunft des Einzelnen ab
Immerhin: Am Mittwoch wurde der nächste Impfstoff zugelassen, beim dritten wird es wohl noch einige Wochen dauern. Jetzt kommt es also darauf an durchzuhalten, bis weite Teile der Bevölkerung geimpft sind. Wie viele Corona-Fälle, wie viele Corona-Tote es bis dahin noch geben wird, dass hängt nicht in erster Linie von der Politik ab, sondern von der Vernunft jedes Einzelnen. (Michael Meyns)