Markus Lanz (ZDF): Lockdown-Debakel der Politik – selten war sich die Gäste so einig

Markus Lanz lädt im ZDF zum Corona-Talk. Die Gäste lassen kein gutes Haar an der Politik der Regierung.
- Markus Lanz spricht in seiner Talk-Sendung vom 17. Februar 2021 mit seinen Gästen über die Corona-Pandemie.
- Die Regierung muss sich in der ZDF-Sendung viel Kritik gefallen lassen.
- Christiane Woopen argumentiert mit klugen Vorschlägen gegen die aktuelle Lockdown-Politik.
Hamburg/Frankfurt –Selten war sich eine Talkrunde so einig über die Corona-Lage im Lande und die Versäumnisse der Politik, wie in der Sendung vom 17. Februar 2021 bei Markus Lanz. Vielleicht lag es ja daran, weil unter ihnen, wie Lanz Christiane Woopen mit seinem immer etwas „Over-the-top“-Charme vorstellte , eine „verdammt schlaue Frau“ saß, die mit klugen Gegenvorschlägen gegen die aktuelle Lockdown-Politik argumentierte, dass den Verantwortlichen in Berlin eigentlich die Ohren klingeln müssten. Und erstaunt nimmt man zur Kenntnis, dass Frau Woopen zwar im Corona-Expertenrat von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sitzt, im Bund aber keine Rolle spielt.
„Man kann ja meine Interviews lesen“, kommentiert sie ironisch diese Missachtung ihrer einleuchtenden Expertisen.
Markus Lanz (ZDF) – Diese Gäste waren eingeladen
- Carsten Linnemann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU
- Markus Feldenkirchen, „Spiegel“-Redakteur
- Prof. Thorsten Lehr, Professor für klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes
- Prof. Christiane Woopen, Ärztin und Vorsitzende des Europäischen Ethikrats
- und zugeschaltet: Anna Bölling, „frischgebackene“ CDU-Landrätin des niedersächsischen Kreises Minden-Lübbecke (Inzidenzwert innerhalb von vier Wochen von über 200 auf 40 gesenkt werden)
Markus Lanz (ZDF): Dritte Corona-Welle befürchtet
Markus Feldenkirchen brachte es bei Markus Lanz auf den Punkt: „Das ist ein Desaster. Wir hatten das Bild von unserer Regierung und dem Land, das wir modern, innovativ und effektiv sind. Dieses Image ist durch die Pandemie ad absurdum geführt worden.“ Und er moniert die „Grundbräsigkeit und Ambitionslosigkeit der deutschen Politik, die natürlich auch mit den Signalen, die von ganz oben aus dem Kanzleramt gesendet werden, zu tun haben. Aber auch die verschiedenen politischen Ebenen, die sich die Verantwortung für das Nichtstun zugeschoben haben.“
Thorsten Lehr bekräftigte im ZDF noch einmal an Hand seiner Modelle die These vom „Verschlafen der Politik“ im vergangenen Jahr, als im Juli schon klar wurde, dass die Kurve wieder ansteigt. Und er befürchtet durch die sich immer mehr verbreitenden Mutanten eine dritte Welle, weil die viel gefährlicher und ansteckender sind.
ZDF-Talk bei Markus Lanz: Christiane Woopen bricht eine Lanze für Technologien
Christiane Woopen fühlt sich durch die Zahlen ihres Kollegen Lehr bestätigt und bricht bei Markus Lanz noch einmal vehement eine Lanze für hilfreiche Technologien: „Die Schnelltests sind nun nach vielen Monaten in der Politik angekommen.“ Eine Strategie und Kommunikation der Politik vermisst sie allerdings, wünscht sich eine Informationskampagne der Regierung und eine gesetzliche Grundlage, um die Schnelltests flächendeckend einzusetzen.
Was ihr aber besonders am Herzen liegt, sind die Technologien, die eine Nachverfolgung möglich machen: Der Bund könnte Förderprogramme auflegen, die Unternehmen unterstützen, die ihre Angestellten mit Armbändern ausstatten, die präziser als die Corona-App die Kontakte während der Arbeitszeit messen und speichern, die man aber nach Feierabend wieder abgibt: „So hat man eine tagesgleiche Infektionsketten-Nachverfolgung, Datenschutzkonform.“
Und für den allgemeinen Alltag empfiehlt die Ethikerin bei Markus Lanz ,,an jedes Geschäft, jeden Bus, jede Konzerthalle, jedes Restaurant einen QR-Code anbringen und den dann mit der Luca-App scannen. Auch das wäre Datenschutzkonform. Und wir hätten nicht einen Lockdown, der alle Kontakte verhindert, sondern nur mit den Menschen, die infektiös sind. So würden auch keine Existenzen zerstört.“
Markus Lanz in der ZDF-Mediathek
Sendung verpasst? Die Folge vom 17.02.202, ist in der Mediathek des ZDF zu finden.
Für Christiane Woopen ist es einfach unverständlich, warum der Bundestag und die Regierung nicht sagt „so, das machen wir jetzt mal!“
Corona-Talk im ZDF – Christiane Woopen bricht bei Markus Lanz eine Lanze für Technologien
Die Talkrunde im ZDF ist da ganz bei ihr, selbst Carsten Linnemann als Vertreter der Regierungs-Koalition mag ihr da nicht widersprechen, sorgt er sich doch besonders um die Verödung der Innenstädte. Er plädiert für Sonntagsöffnungen der Geschäfte auch nach der Pandemie, die Abschaffung von Parkgebühren in der Innenstadt und will die horrenden Gewerbemieten durch eine Sensibilisierung der Vermiete drücken. Eine „Sensibilisierung“ sieht die Runde wenig erfolgsversprechend. Aber auf einen Mietendeckel will sich Linnemann, dem Markus Lanz schon eine der FDP gut zu Gesicht stehende „Superliberalität“ assistiert, nicht einlassen.
Immerhin sieht er in der schleppenden Auszahlung die Regierung in der Pflicht, benennt nach mehrmaligem Insistieren von Markus Lanz sogar Ross und Reiter: „Peter Altmaier und Olaf Scholz sind die zuständigen Minister“ für das Debakel. „Die Schnelligkeit der Auszahlung“, wirft Feldenkirchen ein, „sind eines modernen States nicht würdig“. Und appelliert auch an die Solidarität der Wirtschaft gegenüber dem Einzelhandel.
„Warum keine Bürgerräte zur Rettung der Innenstädte bilden?“, kommt Christiane Woopen noch einmal steil aus dem Gebüsch - eine verdammt schlaue Frau eben! (Rolf-Ruediger Hamacher)