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Corona, Atomkraft, Ukraine – Ein unbefriedigender Abend bei Markus Lanz

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Von: Bettina Schuler

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Markus Lanz
Bei der ZDF-Sendung von Markus Lanz vom 14. Juni wurde über die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg diskutiert. (Screenshot) © ZDF

Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Debatte um Atomkraft erfordern klare Haltung und schnelles Handeln: Bei Markus Lanz im ZDF gibt es jedoch wenig davon.

Hamburg – „Ich habe ein bisschen ein Déjà-vu“, sagt die Virologin Dr. Jana Schroeder in der aktuellen Sendung von Markus Lanz. Und damit steht sie nicht alleine da. Denn die Floskeln, die Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung in puncto Schulschließung aufgrund von Corona von sich gibt, hätten auch aus einer Sendung von vor zwei Jahren stammen können. „Die Schulen dürfen nicht wieder geschlossen werden“, man müsse „Lehren aus dem ziehen, was passiert ist“ und „die Möglichkeiten des digitalen Lernens schneller in die Schulen bringen.“ Dafür, so die FDP-Politikerin, setzte man sich Ende Juni mit den Ländern erneut zusammen.

Die meisten Eltern, welche die mangelnde Vorbereitung auf die Corona-Pandemie in den letzten Jahren ausbaden mussten, hätten sich gewünscht, dass das schon Anfang des Jahres geschehen wäre. Oder wie es die Virologin Dr. Jana Schroeder in der Sendung so treffend formuliert „Wer im Herbst ein Ass im Ärmel haben will, um die Schulen nicht schließen müssen, der muss das Ass jetzt im Ärmel haben.“

Diskussion über Corona bei Markus Lanz (ZDF): Die ungeheure Kränkung der Pandemie

Frau Stark-Watzinger scheint ihr Ass noch zu suchen. Auch die Journalistin Kerstin Münstermann wundert sich, dass es „keine Vorbereitung“, ja noch niemals eine Idee dafür gäbe, wie es in den Schulen mit dem hybriden Unterricht und den Masken im Herbst geregelt werden kann. „Die Lehrerverbände, die Rektoren, überall wo man hinhört“, so Münstermann, „hört man nur: Wir wissen nichts.“ Und das im dritten Jahr mit Corona. Ein Schelm, wer da der Politik Kurzsichtigkeit unterstellt.

Die Folgen, die diese Kurzsichtigkeit für die Kinder und Jugendlichen hat, damit könnte der Psychologe Stephan Grünewald einen ganzen Abend füllen. Er hat für eine Stern-Studie die psychische Gesundheit der Corona-Generation untersucht. „Die Pandemie“, so der Psychologe, „und vor allem die Lockdownmaßphasen haben zu einer ungeheuren Kränkung geführt bei den jungen Leuten.“ Denn „sie waren sozusagen die Ersten, die ihren Arbeits- oder Wirkungsort verloren haben und die Letzten, die geimpft wurden.“

Gäste bei Markus Lanz am 14. Juni
Bettina Stark-WatzingerPolitikerin (FDP)
Kerstin MünstermannJournalistin (Rheinische Post)
Stephan GrünewaldPsychologe
Dr. Jana SchroederVirologin

Markus Lanz im ZDF: FDP-Politikerin windet sich bei Atomkraft-Fragen

Zudem habe es die Spaltung innerhalb der Gesellschaft nur noch weiter gestärkt, da ein Teil der Jugendlichen die Situation brillant gelöst habe und gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen sei, wohingegen die anderen auf der Strecke geblieben oder herausgefallen sind. Frank-Walter Steinmeiers Vorschlag für ein soziales Pflichtjahr hält er indes für eine gute Idee. Denn dadurch könnte es wieder Begegnungsräume „jenseits der Blase“ geben. Bettina Stark-Watzinger sieht das ganz anders. Sie findet, den Jugendlichen sei in der Corona-Pandemie schon genug zugemutet worden ist. Vielleicht sollte sie deshalb schnellsten dafür sorgen, dass es im Herbst nicht wieder so ist.

Aber weiter zum nächsten Thema: der Atomenergie und Christian Lindners Vorschlag, eine Rückkehr zur Atomkraft in
Erwägung zu ziehen. Man müsse „technologieoffen über Energie der Zukunft“ sprechen, so die Bundesministerin für Bildung und Forschung. Bei dieser Antwort ist selbst Markus Lanz irritiert. „Was haben Sie jetzt genau gesagt“, fragt er, „haben sie gesagt, dass sie für Atomkraft sind oder gegen Atomkraft?“ Sie sei „nicht zielführend“ und überhaupt, man wisse ja gar nicht, ob genug Uran zur Verfügung wäre, windet sich die FDP-Politikerin. Eine klare Absage an die Atomkraft klingt anders.

Markus Lanz, Sendung vom 14. Juni

Hier können Sie die Talkshow im ZDF in der Mediathek anschauen.

Ukraine-Diskussion bei Markus Lanz (ZDF): Keine klare Haltung bei FDP-Politikerin

Natürlich wird auch über den Besuch von Olaf Scholz in Kiew gesprochen, den Bettina Stark-Watzinger „gut und richtig“ findet und als „ein gutes Zeichen“ der Unterstützung sieht. Man stehe „stark und solidarisch hinter der Ukraine.“ Doch wie weit geht diese Unterstützung?

Bis die Ukraine den Krieg gewonnen oder bis sie die Krim zurückerobert hat? Immer wieder versucht Lanz eine klare Haltung aus der FDP-Politikerin herauszukitzeln, doch die windet sich und beruft sich darauf, dass die Ukraine ein selbstbestimmtes Land sei, dass selbst entscheide, wie es handele und man mit der Ukraine und den Bündnispartner entscheiden würde, wenn es so weit sei.

Alles in allem ein sehr unbefriedigender Abend, an dem viele Fragen gestellt und wenig klare Antwort gegeben wurden. Insbesondere, was die Schulen und deren Umgang mit der Corona-Pandemie angeht. Mit der Aussicht auf den kommenden Herbst und ein Aufflammen des Virus bedeutet das für alle Eltern, dass sie sich in den Sommerferien gut erholen müssen, um den nächsten Winter und dem drohenden Schulchaos durchzustehen. (Bettina Schuler)

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