Die Folgen, die diese Kurzsichtigkeit für die Kinder und Jugendlichen hat, damit könnte der Psychologe Stephan Grünewald einen ganzen Abend füllen. Er hat für eine Stern-Studie die psychische Gesundheit der Corona-Generation untersucht. „Die Pandemie“, so der Psychologe, „und vor allem die Lockdownmaßphasen haben zu einer ungeheuren Kränkung geführt bei den jungen Leuten.“ Denn „sie waren sozusagen die Ersten, die ihren Arbeits- oder Wirkungsort verloren haben und die Letzten, die geimpft wurden.“
Gäste bei Markus Lanz am 14. Juni | |
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Bettina Stark-Watzinger | Politikerin (FDP) |
Kerstin Münstermann | Journalistin (Rheinische Post) |
Stephan Grünewald | Psychologe |
Dr. Jana Schroeder | Virologin |
Zudem habe es die Spaltung innerhalb der Gesellschaft nur noch weiter gestärkt, da ein Teil der Jugendlichen die Situation brillant gelöst habe und gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen sei, wohingegen die anderen auf der Strecke geblieben oder herausgefallen sind. Frank-Walter Steinmeiers Vorschlag für ein soziales Pflichtjahr hält er indes für eine gute Idee. Denn dadurch könnte es wieder Begegnungsräume „jenseits der Blase“ geben. Bettina Stark-Watzinger sieht das ganz anders. Sie findet, den Jugendlichen sei in der Corona-Pandemie schon genug zugemutet worden ist. Vielleicht sollte sie deshalb schnellsten dafür sorgen, dass es im Herbst nicht wieder so ist.
Aber weiter zum nächsten Thema: der Atomenergie und Christian Lindners Vorschlag, eine Rückkehr zur Atomkraft in
Erwägung zu ziehen. Man müsse „technologieoffen über Energie der Zukunft“ sprechen, so die Bundesministerin für Bildung und Forschung. Bei dieser Antwort ist selbst Markus Lanz irritiert. „Was haben Sie jetzt genau gesagt“, fragt er, „haben sie gesagt, dass sie für Atomkraft sind oder gegen Atomkraft?“ Sie sei „nicht zielführend“ und überhaupt, man wisse ja gar nicht, ob genug Uran zur Verfügung wäre, windet sich die FDP-Politikerin. Eine klare Absage an die Atomkraft klingt anders.
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Natürlich wird auch über den Besuch von Olaf Scholz in Kiew gesprochen, den Bettina Stark-Watzinger „gut und richtig“ findet und als „ein gutes Zeichen“ der Unterstützung sieht. Man stehe „stark und solidarisch hinter der Ukraine.“ Doch wie weit geht diese Unterstützung?
Bis die Ukraine den Krieg gewonnen oder bis sie die Krim zurückerobert hat? Immer wieder versucht Lanz eine klare Haltung aus der FDP-Politikerin herauszukitzeln, doch die windet sich und beruft sich darauf, dass die Ukraine ein selbstbestimmtes Land sei, dass selbst entscheide, wie es handele und man mit der Ukraine und den Bündnispartner entscheiden würde, wenn es so weit sei.
Alles in allem ein sehr unbefriedigender Abend, an dem viele Fragen gestellt und wenig klare Antwort gegeben wurden. Insbesondere, was die Schulen und deren Umgang mit der Corona-Pandemie angeht. Mit der Aussicht auf den kommenden Herbst und ein Aufflammen des Virus bedeutet das für alle Eltern, dass sie sich in den Sommerferien gut erholen müssen, um den nächsten Winter und dem drohenden Schulchaos durchzustehen. (Bettina Schuler)