Corona-Talk im ZDF: Armin Laschet reagiert auf Kritik von Angela Merkel – Sogar Markus Lanz muss lachen

Bei Markus Lanz (ZDF) verteidigt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sein Vorgehen in der Corona-Krise. Derweil wirbt Boris Palmer für seinen Modellversuch.
In der abendlichen Talkshow-Runde bei Markus Lanz (ZDF) diskutieren NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sowie Helene Bubrowski, Journalistin und FAZ-Redakteurin, Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen (Bündnis 90/die Grünen) und Ärztin Carola Holzner über Verantwortung und fehlende Lösungsansätze in der Corona-Pandemie sowie machtpolitische Differenzen, die das Vertrauen der Bevölkerung zusätzlich untergraben.
Von Anfang an versucht Markus Lanz Armin Laschet aus der Reserve zu locken, doch dieser lässt sich nicht so recht aus der Ruhe bringen. Auch das Gespräch zwischen Angela Merkel und Anne Will wird erwähnt, in welchem sie Armin Laschet scharf kritisiert hatte. Er selbst hat das Gespräch live verfolgt. „Journalistisch war es okay“, meint er lakonisch, sodass auch Markus Lanz lachen muss.
Markus Lanz (ZDF): Armin Laschet blockt bei Angriffen wegen Corona-Strategie ab
Wie groß war der Angriff auf den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen tatsächlich? Rund um die Pandemie sind solche Reibereien völlig unangemessen, findet der Politiker. So blockt er alle Sticheleien von Markus Lanz ab und versucht sachlich zu erklären, dass während der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) jeder Ministerpräsident nun mal sein eigenes Land vertritt: Immer wieder müssten sie hier miteinander diskutieren, was sie machen können, um die Zahlen runter zu bekommen und gemeinsame Kompromisse zu finden.
Diese Kompromisse sollten dann auch umgesetzt werden, wirft Helene Bubrowski ein. Nicht jeder gehe danach in seine Hauptstadt und macht es doch anders. Carola Holzner fehlt in der ganzen Diskussion ebenfalls die Einheitlichkeit: „Wenn noch nicht mal Einigkeit zwischen Frau Merkel und Herrn Laschet besteht, wie will Otto-Normal-Bürger sich da zurechtfinden?“
Tübingens OB Boris Palmer bei Markus Lanz (ZDF): Eigenverantwortung in der Corona-Pandemie
Dabei solle es bei den Beschlüssen nicht um Machtspielchen oder Profilierungen gehen, sondern um Kontrolle und Vertrauen, – woran es allerdings aktuell mangle. Das beständige Hin und Her schaffe zusätzliche Unruhe im Land. Erst hieß es Astrazeneca wird nicht bei den über 65-Jährigen geimpft, nun doch nur bei den über 60-jährigen…
„Das erhöht nicht unbedingt das Vertrauen“, gibt auch Armin Laschet gegenüber Markus Lanz zu. Aber es sei besser, diese Dinge gründlich und sorgfältig zu prüfen, um das Risiko einzuschätzen: Fünf großen Kliniken kämen immerhin zu diesem Ergebnis und das kann man nicht einfach ignorieren.
Boris Palmer sieht das im ZDF etwas anders, denn in England seien bereits Millionen Dosen davon an die Bevölkerung verimpft worden. „Welches Risiko ist größer: an dem Virus zu sterben oder an einer Thrombose?“ Die deutsche Regierung ist seiner Meinung nach viel zu vorsichtig: Wer den Impfstoff haben wolle, der solle ihn auch bekommen und die Verantwortung für sich und sein Leben selbst tragen.
Gäste bei Markus Lanz (ZDF) | Position |
Armin Laschet | Ministerpräsident von NRW, CDU-Vorsitzender |
Helene Bubrowski | FAZ-Journalistin |
Boris Palmer | Oberbürgermeister Tübingen, Bündnis 90/Die Grünen |
Carola Holzner | Leitende Oberärztin, Uniklinik Essen |
Helene Bubrowski verteidigt im ZDF bei Markus Lanz Zulassungsprozess von Coronavirus-Impfstoff
Aber es sei durchaus gut und richtig, dass es solche Kontrollinstanzen gibt, die die Fakten überprüfen, gibt Helene Bubrowski bei Markus Lanz im ZDF zu bedenken. Auch wenn Deutschland es hier, wie immer, wahnsinnig bürokratisch angingen und alles dadurch sehr langsam sei: Genau diese Überprüfungen erzeugten Zuversicht darauf, dass der Impfstoff sicher ist und man das Wohl der Bürger im Auge behält.
Carola Holzner stimmt ihr ebenfalls zu: Die Ärzte seien mit verantwortlich für das, was mit den Patienten passiert. Hier müsse man besonders an den Kommunikationsstrategien arbeiten und den Menschen immer wieder die Zusammenhänge erklären, um sie aufklären. So würde sich Helene Bubrowski auch momentan noch nicht mit dem Sputnik-Impfstoff impfen lassen, da sie kein allzu großes Vertrauen in die russischen Zulassungsbehörden hat. So gehe es vielen Impfskeptikern mit den deutschen Behörden: Hier gelte es anzusetzen und zu sensibilisieren.
Armin Laschet bei Markus Lanz (ZDF): nach Ostern muss man sich mit Schulen beschäftigen
Und nach Ostern gelte es auch, sich intensiv mit den Schulen zu beschäftigen. Gerade, weil die Fallzahlen hier nach oben gehen, erklärt Armin Laschet. Die Kinder seien in allen Bundesland gleich gefährdet, sagt der NRW-Ministerpräsident bei Markus Lanz. Allerdings wollten nach wie vor gut zwanzig Prozent der Eltern keine Tests für ihre Kinder. Wenn das so weiter gehe, solle es hier eine Testpflicht geben. Hier stimmt ihm Boris Palmer zu, denn weitere Schulschließungen könnten keine Lösungen sein, auch hier müssten konstruktive Ansätze her.
Hier versucht Tübingen, als Versuchskaninchen aktiv voranzugehen: An seinem Arm hat Boris Palmer während seines ZDF-Besuchs ein Band mit einem QR-Code, den man scannen und dann sehen kann, wann er das letzte Mal negativ getestet wurde. Ein freies Ticket für viele Aktivitäten in seinem Bundesland. Sie hatten vorher einen Inzidenzwert von 35, nun hat sich dieser zwar verdoppelt, aber auch weil zehnmal mehr Tests ausgeführt wurden. Ist das nun gut oder schlecht? Er sieht es positiv: „Sie unterbrechen Ansteckungsketten und bieten eine Alternative zur Lockdown-Strategie, für die die Zustimmung der Bevölkerung ohnehin bröckelt.“
Carola Holzner sieht diesen Versuch trotzdem kritisch, besonders in Verbindung mit den neuen Mutationen. Ihr Ratschlag bleibt bei der Lockdown-Strategie: „Zuhause zu bleiben ist von allen Optionen immer noch die sicherste Variante.“ Und doch seien die Menschen mütend: müde und wütend. Wie solle man zwischen den Einschränkungen jetzt mit denen umgehen, die sich nun in einen Flieger nach Mallorca setzen?
Armin Laschet bei Markus Lanz (ZDF): Empörung über Maskenskandal in der Union
Und überhaupt, warum sollte der Urlaub im Schwarzwald verboten werden, wirft Boris Palmer ein, wenn Spanien erlaubt ist? Unlogische Dinge mögen Menschen nun mal nicht. „Jeder, der aus dem Urlaub kommt, sollte sich zumindest fünf Tage in Quarantäne begeben“, gibt der Bündnis 90/die Grünen Politiker erneut einen konstruktiven Lösungsvorschlag. Zumal es keine rechtliche Grundlage für ein Ausreiseverbot gebe, erklärt Helene Bubrowski.
Auch Armin Laschet stimmt bei Markus Lanz begrenzt zu: „Man kann einem Deutschen nicht die Ausreise verbieten, aber selbst die Spanier dürfen aktuell nicht von den Inseln aufs Festland wegen der Inzidenzwerte.“ Da habe man seiner Meinung nach nicht genau hingeschaut. Generell empört sich der NRW-Ministerpräsident am Ende über einige Abgeordnete, die Geschäfte aus ihrem Bundestagsmandat schlagen. Er würde sich an dieser Stelle viel mehr Menschen wünschen, die nicht aus Eigeninteresse beide Augen zudrücken, nur weil sich Lufthansa und andere Fluggesellschaften über die erlaubten Mallorca-Flüge gefreut haben dürften. (Tina Waldeck)