1. Startseite
  2. Kultur
  3. TV & Kino

Cannabis-Talk im ZDF: Markus Lanz hat noch nie gekifft - im Gegensatz zu Lauterbach

Erstellt:

Von: Michael Meyns

Kommentare

Markus Lanz und Gäste am 27. April im ZDF.
Markus Lanz und Gäste am 27. April im ZDF. © Screenshot ZDF

Markus Lanz gibt sich im Gespräch über die Cannabis-Legalisierung wertkonservativ. Karl Lauterbach beweist im TV-Talk eine Engelsgeduld.

Hamburg – Nach den sogenannten Klimaklebern kommt das Kiffer-Gesetz, die Legalisierung von Marihuana, eines der großen Versprechen der Ampel-Koalition, das – wie so vieles in diesem Land – nur sehr zäh vorankommt. Bei Markus Lanz stellte Karl Lauterbach seine Kiffer-Pläne vor.

50 Gramm pro Monat sollen Menschen über 18 Jahren demnächst legal erwerben dürfen, was für etwa 150 Joints ausreicht, also fünf pro Tag. Gegen diese Rechnung, die Markus Lanz in seiner Sendung im ZDF aufmachte, setzte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sofort zur Wehr. Er betonte einen Aspekt, den Drogenexperten seit langem ansprechen: Es kommt weniger auf die Menge der gerauchten Joints an, als auf die Stärke des Marihuana. Durch hochgezüchtete Pflanzen nimmt der THC Gehalt in den letzten Jahren stetig zu und erhöht die Suchtgefahr.

„Kiffer-Gesetz“ bei Markus Lanz: Der Moderator gibt sich wertkonservativ

Ist die Freigabe nun mehr als Anbiederung an die Zielgruppe, von der man irgendwann wieder gewählt werden möchte? Für die jüngere Generation sprach bei Markus Lanz im ZDF Yasmine M’Barek, Redakteurin bei Zeit-Online, die zu Lauterbachs Plänen sagte: „Man bedient eine Zielgruppe, argumentiert aber, dass man vor allem die Süchtigen im Blick hat.“ Gerade jüngere Menschen seien gefährdet, die Gefahr von durch Marihuana ausgelöste Psychosen sei hoch. Ein Aspekt, auf den Markus Lanz immer wieder abzielte und sich betont wertkonservativ gab und mit der ihm eigenen Penetranz immer wieder auf der Zahl von 50 Gramm rumritt, als würden Gelegenheitskiffer mit Einführung des Gesetzes auf einmal solche Mengen konsumieren.

Markus Lanz im ZDFDie Gäste der Sendung vom 27. April
Karl LauterbachBundesgesundheitsminister (SPD)
Herbert GrönemeyerMusiker
Yasmine M'BarekJournalistin

Mit Engelsgeduld versuchte Karl Lauterbach zu erklären, warum es trotz der nicht zu unterschätzenden Gefährdung gerade jüngerer Menschen sinnvoll ist, Marihuana zu legalisieren: „Ich habe zu wählen zwischen einem Übel und einem größeren Übel“ betonte der Gesundheitsminister bei Markus Lanz im ZDF. Wer kiffen will, der findet Wege, egal ob Marihuana legal oder illegal ist. Ein Ziel der Legalisierung ist es, Marihuana ohne Zusatzstoffe zur Verfügung zu stellen, mit kontrolliertem THC-Gehalt. Ein hehres Ziel, zumal die Frage der Preisgestaltung ein entscheidender Faktor beim Ziel ist, den Schwarzmarkt auszumerzen und die mit dem illegalen Drogenverkauf verbundene Kriminalität zumindest zu reduzieren. „Cannabis Clubs“ sollen für die Versorgung zuständig sein, Anbaugenossenschaften gegründet werden, was sich dann schon wieder typisch Deutsch kompliziert anhört. Viel unkomplizierter hält es ein pfiffiger Händler in Berlin, wo Variationen von LSD angeboten werden, die durch minimale Änderung der chemischen Zusammenstellung vollkommen legal verkauft werden können. Das Geschäft brummt, wie man hört.

Herbert Grönemeyer bei Markus Lanz: Angeblich wenig Cannabis-Erfahrung in der Runde

„Es ist elementar, zumindest über dieses Thema zu sprechen“ gewann Herbert Grönemeyer der Diskussion etwas Positives ab, auch wenn er angeblich nie einen Joint geraucht hat, ebenso wenig wie M’Barek und Lanz. So war Lauterbach der einzige in der Runde, der zumindest zugab, schon einmal an einem Joint gezogen zu haben, wenn auch vor sehr vielen Jahren. Während Grönemeyer ein seltener Gast bei Markus Lanz im ZDF ist, saß Karl Lauterbach während der Corona-Pandemie fast im Wochentakt in einer Talkshow.

Corona? Da war doch was. Erst ein paar Monate ist es her, dass die Maskenpflicht fiel, die letzte Welle lief schon unter der Aufmerksamkeitsschwelle ab, doch die Folgen gerade im Kulturbereich sind immer noch zu spüren. „An uns wurde gar nicht gedacht“, behauptete Grönemeyer und weiter: „Wir sind ein Land der Ingenieure, aber an Musiker oder Schauspieler wurde nicht gedacht.“ Eine etwas schlichte Behauptung, angesichts der zahlreichen Hilfsprojekte, die natürlich nicht in jede Ecke reichten und gerade manche Selbstständigen im Kunstbereich auch verfehlten. Aber es gab auch positives: „Ich habe gelernt, dass die Menschen sehr solidarisch miteinander umgegangen sind und dass es in diesem Land sehr viele kluge Köpfe gibt.“ Durch die Extremsituation, das Gefühl, dass es jeden treffen könnte (auch Grönemeyer hat das Corona-Virus erwischt), und zwar weltweit, könnte in den nächsten Jahren zu einem neuen Gemeinschaftsgefühl führen, zu einer neuen Solidarität.

Immerhin: Es tut sich etwas

Auch die Kommunikation der Regierung habe sich zum Positiven entwickelt, meinte Herbert Grönemeyer bei Markus Lanz im ZDF. Es wird versucht, die Menschen mitzunehmen, Entscheidungen zu begründen, auch mal zugegeben, dass man von einer Sache keine Ahnung hat. Allein der Kanzler könnte, so Grönemeyer, gerne lernen, sich etwas klarer auszudrücken. Ganz so positiv wollte M’Barak die Situation nicht sehen. Zwar sei es richtig, dass Gruppen wie Fridays for Future gehört werden, doch diese seien Vertreter der Mittelschicht, die auch die Möglichkeit haben, sich mit einem Thema wie dem Klimaschutz auseinanderzusetzen. In migrantischen und/ oder bildungsfernen Kreisen sehe das allerdings ganz anders. Ein enormer Reformstau hemmt die Entwicklung, aber immerhin tut sich etwas. Auch Herbert Grönemeyer zeigt sich beeindruckt von den Protesten der jungen Generation, einst sang er ja „Kinder an die Macht“, was vielleicht etwas zu weit gehen würde. Aber wenn selbst Karl Lauterbach den Zielen der Letzten Generation – wohlgemerkt aber nicht ihren Methoden! – zustimmt, dann sollte man die Proteste der sogenannten Klimakleber vielleicht etwas ernster nehmen. (Michael Meyns)

Auch interessant

Kommentare