Maischberger: Friedrich Merz gibt sich im Ersten angriffslustig, Kühnert reagiert

Sandra Maischberger delegiert in ihrem ARD-Talk eine gemächliche Runde, in der selbst bei Kühnert und Merz weder die Ampelkoalition noch die Impfpflicht hohe Wellen schlagen.
Frankfurt - „Die neue Regierung hat es bis hierhin geschafft“, kommentiert Oliver Kalkofe, als Satiriker gelassen ironisch, in der Politik-Talkshow „maischberger. die woche“ (ARD) den Tag der Amtseinführung. Es „kribbelt zwar noch nicht in seinen Gedärmen“, aber er hofft doch, dass das noch kommen wird: der Moment der Veränderung. Wo Menschen bemerken, dass sich etwas Neues im Land bewegen wird. Kommunikation sei doch mal eine Lösung, – da muss auch Sandra Maischberger schmunzeln, bevor sie zu Kristina Dunz aufs etwas ernstere Parkett weitergibt.
Die stellvertretende Leiterin des Parlamentsbüros des Redaktionsnetzwerks Deutschland mokiert im ARD-Talk bei „maischberger. die woche“ berechtigterweise, dass am Vortag drei Männer den Koalitionsvertrag vorgestellt haben. Die Demonstration der Macht: Wieder ganz in männlicher Hand, trotz großer vorangegangener Worte? Kristina Dunz fühlt sich „zurückkatapultiert in frühere Zeiten“. Angela Merkel hat dazwischen erfreulicherweise schon automatisch durch ihre Präsenz eine Quote erfüllt, – das fehlt bereits jetzt.
Olaf Scholz folgt Angela Merkel – was die Gäste bei Maischberger (ARD) davon halten
Stefan Aust, Herausgeber der Tageszeitung Die Welt, welcher an diesem Abend immer wieder besonders gerne Kristina Dunz ins Wort fällt, erklärt bei Sandra Maischberger, dass er überzeugt ist, Angela Merkel habe „bei vielen Punkten in ihrer Politik falsche Entscheidungen getroffen“. Und nun? Olaf Scholz ist der ehemaligen Bundeskanzlerin nicht unähnlich: ruhig, gelassen und bei Fragen gerne ausweichend. Alle drei der Diskutierenden sind sich einig, dass es für ihm eine Begrenzung der Amtszeit geben sollte, um einer weiteren Lethargie vorzubeugen.
Die Gäste bei Maischberger (ARD) | |
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Kevin Kühnert | SPD (designierter Generalsekretär) |
Friedrich Merz | CDU (Kandidat für den Parteivorsitz) |
Prof. Jonas Schmidt-Chanasit | Virologe |
Oliver Kalkofe | Satiriker |
Kristina Dunz | stellv. Leiterin Parlamentsbüro RND |
Stefan Aust | Herausgeber der Zeitung Welt |
ARD-Talk Maischberger: Und wie steht es mit der Trägheit der Impfbereitschaft?
Unverdrossen wird immer noch, auch bei Sandra Maischberger im ARD-Talk, die Frage nach der Impfpflicht diskutiert. „Man will das Volk nicht weiter spalten? Das Volk ist bereits gespalten“, erklärt Komiker Kalkofe überraschend ernst. Eine Impfpflicht in der Corona-Pandemie würde einigen vielleicht sogar helfen, dass sie sich impfen lassen könnten, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Erst Impfgegner (oder Gegnerin) und dann doch nicht: Was sollen denn sonst die Nachbarn denken?
Auch Kristina Dunz ist für eine Impfpflicht: So viele Milliarden seien bereits ausgegeben worden, um die Krise in den Griff zu bekommen. Wo solle es denn enden: bei einer vierten, fünften oder sechsten Welle? „Wie viele Wirtschaftszweige sollen noch ruiniert werden?“

Dann dreht sich im ARD-Talk bei Maischberger alles um Karl Lauterbach
Da hüpft am Nikolaustag Karl Lauterbach als Gesundheitsminister aus dem roten Sack und auch hier ist das Volk gespalten. Oliver Kalkofe hat es gefreut: „Kompetenz ist (ja doch) nicht hinderlich für einen Job!“ Auch wenn Karl Lauterbach nun wirklich „keine Sympathiefigur“ sei. Aber ganz ehrlich: „Viel schlechter als vorher kann man das auch nicht machen.“ Wir werden sehen, Fakt ist aber: „Ohne diese Krise wäre Karl Lauterbach nicht Gesundheitsminister geworden.“ Kristina Dunz spricht bei „maischberger. die woche“ in der ARD das aus, was sich viele denken.
Der Positionswechsel vom stetigen „Ein-Mann-Panikorchester“ zu der Leitung eines Amtes erfordere schon andere Talente, gibt Stefan Aust zu bedenken. War es der Wille des Volkes oder nur ein kluger Schachzug von Olaf Scholz ihn in sein Team zu holen, um einen Kritiker weniger zu haben? Wie selbstkritisch werde Karl Lauterbach in Zukunft sein?
Virologe macht im ARD-Talk bei Maischberger in Optimismus
Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe und Hochschullehrer an der Universität Hamburg, ist absolut kein Panikmacher, sondern erklärt im Einzelgespräch mit Sandra Maischberger ruhig und zuversichtlich: „Wir werden die Pandemie besiegen“, sie werde in eine endemische Lage zurückgedrängt werden.
Die derzeit heiß diskutierte Omikron-Mutante ist in seinen Augen nur eine neue Variante von vielen weiteren, die in Zukunft noch auftauchen würden, aber wenn immer mehr Menschen in Kontakt mit dem Virus kämen, dann würden zukünftige Varianten keine größeren Schwierigkeiten mehr bereiten. Aber er sei ja auch von Natur aus optimistisch, erklärt Schmidt-Chanasit lächelnd.
Merz und Kühnert im ARD-Talk bei Maischberger
Na ja, auch Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, und Friedrich Merz, spekulativer Kandidat für den Parteivorsitz der CDU, sitzen noch in dieser Runde von „maischberger. die woche“. „Angela Merkel hat Maßstäbe gesetzt und in diese Fußstapfen muss Olaf Scholz erst einmal treten“, erklärt Merz und schaut im Gespräch immer wieder forschend zu dem jüngeren Kollegen, welcher besonnen wirkt und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Auch auf die von Sandra Maischberger angesprochenen Differenzen zwischen ihm und Olaf Scholz begegnet Kevin Kühnert gelassen: „In einer Demokratie ist man nicht immer einer Meinung“, und doch seien beide nicht ohne Grund in derselben Partei.
Für einen friedlichen Regierungswechsel könnten alle dankbar sein, erklärt Friedrich Merz, das sei auch im Westen nicht selbstverständlich. Auch wenn sie sich in den Details kabbeln, wie bei dem Bürgergeld, das nun Hartz 4 ablösen soll. Aus Sicht von Kevin Kühnert muss der Betrag hier wesentlich höher liegen, als er gerade noch angesetzt ist. Sie müssten die Qualifizierungen und Weiterbildungen in Angriff nehmen, denn es dürfe in diesen Zeiten nicht sein, dass jemand „bei Verlust der Arbeitsstelle ins Nichts abrutscht“, erklärt er Sandra Maischberger.
„maischberger. die woche“ (ARD) vom 8. Dezember 2021
Maischberger (ARD): Merz kontra Kühnert
Bei so viel sozialem Gutmensch widerspricht Friedrich Merz bei „maischberger. die woche“ doch schnell: Alle, die Leistungen bekämen, sollten auch selbst etwas dafür leisten. Fördern und fordern müsse bleiben! Und überhaupt: Seiner Ansicht nach fehlt es bei dem neuen Koalitionsvertrag an Preisschildern, denn am Ende des Tages müsse das alles auch finanzierbar sein. Bei der „Pressekonferenz der drei Männer“, – wie er genüsslich Kristina Dunz aufgreift, – sei gesagt worden: „Man muss Prioritäten setzen“. Jetzt dürften alle gespannt sein, wo diese Prioritäten bei der Ampelkoalition lägen.
Kritisch will Friedrich Merz mit der CDU auf die Handlungen der neuen Regierung blicken – und auch in der doch eher harmlosen Gesprächsrunde bleibt er mit seinen subtil angriffslustigen Anmerkungen der unruhige (Oppositions-)Geist. (Tina Waldeck)