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„Maischberger. Die Woche“ (ARD): Beisenherz erklärt Söder zum „doppelten Verlierer“

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Von: Teresa Schomburg

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Sandra Maischberger spricht mit Markus Söder über die Corona-Maßnahmen in Bayern.
Sandra Maischberger spricht mit Markus Söder über die Corona-Maßnahmen in Bayern. © Screenshot ARD

Kommt die Impfpflicht doch noch? Bei „Maischberger. Die Woche“ (ARD) steht besonders der bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Fokus.

Berlin - „Was muss noch geschehen?“ appelliert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an alle Impf-Unwilligen. Mit diesem Einspieler startet Sandra Maischberger (ARD) in die Diskussion mit den Gästen Dagmar Rosenfeld, Julie Kurz und Micky Beisenherz. Hilft ein „Lockdown für Ungeimpfte“ oder doch noch eher eine Impfpflicht? Der Zuschauer fragt sich unterdessen, wie die Moderatorin von dieser Debatte noch den Bogen zum angekündigten Stargast Roland Kaiser schlagen will.

Maischberger. Die Woche (ARD): Ist Markus Söder der Verlierer der Woche?

Bei der obligatorischen Frage nach Gewinnern und Verlierern der Woche hat Moderator Micky Beisenherz eine ganz klare Antwort: Markus Söder (CSU). Der bayerische Ministerpräsident ist für den Komiker der „doppelte Verlierer“ der vergangenen Wochen. Bevor der zugeschaltet wird, zeigt Sandra Maischberger noch die Bilder von feiernden Kölner Karnevalsjecken am 11.11. „Nach rheinischem Frohsinn ist mir gar nicht zumute“, kommentiert „Welt“-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld die Aufnahmen und verweist auf ein klares Politikversagen angesichts des Pandemie-Plans für den Herbst, den das RKI schon am 22. Juli vorgelegt hatte. ARD-Journalistin Julie Kurz spricht von einer „Verantwortungsdiffusion“ und einem „Machtvakuum“ angesichts des bevorstehenden Regierungswechsels.

Sandra Maischberger (ARD) verweist dagegen auf die durchaus regierenden Ministerpräsidenten. Viel Zeit und Energie verbringt sie nun damit, Markus Söder einen Funken Selbstkritik zu entlocken, vor allem angesichts der aktuellen Zahlen aus seinem Bundesland: Allein fünf von neun Wahlkreisen mit einer Inzidenz über 1000 liegen in Bayern. Hat Söder also Fehler gemacht? Zum Beispiel mit der Behauptung, auch Virologen und Epidemiologen hätten die Corona-Lage unterschätzt? Zumal diese Behauptung mit Blick auf die zeitigen Warnungen vieler Experten von Christian Drosten bis Karl Lauterbach nicht zu halten ist. Oder mit den Cluböffnungen in Bayern Anfang Oktober? Oder wenigstens mit seinen wenig hilfreichen Sticheleien Richtung CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet während des Wahlkampfs?

Markus Söder bei Maischberger (ARD) „Der Kaiser bleibt der Kaiser“

Doch geschickt wie immer windet sich Bayerns Ministerpräsident aus allen Angriffen heraus, räumt zwar großzügig Fehler ein, ohne diese allerdings konkret zu benennen:„Wir haben nicht alles richtig gemacht, aber wir haben auch nicht alles falsch gemacht“. Da bleibt Sandra Maischberger (ARD) nicht viel anderes übrig als ein Vergleich mit Franz Beckenbauer, der auch jede Niederlage rhetorisch in einen Sieg verwandeln konnte. Söder weist den Vergleich süffisant zurück: „Der Kaiser bleibt der Kaiser, und ich bin nur der Markus“. Und der Markus will nun vor allem „nach vorne“ schauen. Damit zumindest hat er recht, denn die Debatten um verlorene Wahlen und versäumte Impfstrategien helfen tatsächlich niemandem weiter. Aber wohin sollte man schauen? Auf eine Impfpflicht? Natürlich lässt Söder geschickt offen, ob seine Partei sich dafür stimmen sollte, falls die Ampel eine Impfpflicht in welcher Form auch immer beschließen wollte.

„Maischberger. Die Woche“ (ARD): Spaltet Impfen die Gesellschaft?

Micky Beisenherz jedenfalls sieht in der Impfpflicht eine „Möglichkeit, etwa zehn Prozent der Ungeimpften „aus ihrer Schraube herauszukommen“, diejenigen nämlich, die von ihrem impfskeptischen Umfeld unter Druck gesetzt würden. Dagmar Rosenfeld dagegen hält es für falsch und für zu einfach Ungeimpfte „als Sündenböcke für alles“ zu nehmen, zumal ja die Politiker ganz klar vieles versäumt hätten. Julie Kurz wiederum meint, es sei ein Fehler gewesen, die Impfpflicht von Anfang an kategorisch auszuschließen. Und alle sind sich einig: Dass Ungeimpfte freiwillig auf eine Krankenhausbehandlung verzichten sollen, wie es Provokateur Boris Palmer forderte, „das geht gar nicht“. Als Gruppe gingen ihm Ungeimpfte zwar gehörig auf den Geist, sagt Micky Beisenherz. „Aber ich würde nie auf die Idee kommen, den Kontakt zu Ungeimpften abzubrechen.“

Roland Kaiser wirbt bei „Maischberger. Die Woche“ (ARD)für die SPD und fürs Impfen

Sandra Maischberger braucht nun noch eine passende Überleitung zu ihrem letzten Gast, und findet sogar mehrere. Zum Beispiel den kommenden Kanzler Olaf Scholz, dem Micky Beisenherz zwar eine „Entzauberung“ angesichts seiner ersten großen Rede nach der Wahl bescheinigte, von dem Dagmar Rosenfeld aber dennoch prophezeit: „An Nikolaus haben wir Olaf Scholz als Kanzler.“

Maischbeger. Die Woche (ARD) vom 17.11.2021Die Gäste
Markus SöderBayerischer Ministerpräsident (CSU)
Roland KaiserSänger
Micky BeisenherzModerator
Dagmar RosenfeldJournalistin
Julie KurzJournalistin

Von Olaf Scholz hatte Roland Kaiser nämlich sein SPD-Parteibuch überreicht bekommen, während Scholz’ Zeit als SPD-Generalsekretär (2002-2004). Auch andere SPD-Politkier wie Gerhard Schröder oder Sigmar Gabriel suchten gern die Nähe zu Roland Kaiser als einem der wenigen Schlagersänger, die sich klar politisch positionieren. Seine politische Heimat SPD, so rollt Sandra Maischberger im Gespräch Kaisers Lebensgeschichte Geschichte auf, gründet in der innigen Beziehung zu seiner Pflegemutter, ebenfalls überzeugte SPD-Wählerin, die den ausgesetzten Säugling Anfang der 50er Jahre aufnahm.

Zur Sendung

„Maischberger. Die Woche“ (ARD). Die Sendung vom 17.11.2021 in der ARD-Mediathek.

Gemeinsam erlebten sie die Nachkriegs-Armut im Berliner Wedding, den Mauerbau, den Berlin-Besuch von John F. Kennedy. Ein Leben also, in dem Solidarität als Wert eine zentrale Rolle spielt. Zumal Roland Kaiser vor gut zehn Jahren nach einer schweren Lungenkrankheit nur wieder gesund werden und singen konnte, weil er eine Spenderlunge bekam. Jemandem, der eine solche Geschichte hinter sich hat, nimmt man den Satz, der so oft als Argument fürs Impfen bemüht wird, tatsächlich ab: „Ich muss solidarisch mit anderen Menschen sein.“

Für einen kleinen Scherz zum Schluss ist auch noch Raum. Welches Lied Roland Kaiser zur Amtseinführung von Olaf Scholz singen würde, will Sandra Maischberger wissen. Und der Sänger schmunzelt, sollte er dazu eingeladen werden, könne er sich hinterher vielleicht fragen: „Warum hast du nicht „nein“ gesagt?“ (Teresa Schomburg)

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