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„Es wird katastrophal“: Karl Lauterbach warnt vor vierter Corona-Welle

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Von: Jendrik Walendy

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Gäste bei „Maischberger. Die Woche“ in der ARD.
Gäste bei „Maischberger. Die Woche“ in der ARD. © Screenshot ARD

Die Intensivstationen sind bald voll, Intensivmediziner und Pflegekräfte schlagen Alarm. Bei Sandra Maischberger wird nach Lösungen gesucht.

Berlin - Von einer „Tyrannei der Ungeimpften“ hatte der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery am Sonntag in der Talkshow von Anne Will gesprochen. Bezugnehmend auf diese Aussage erklärte der Kabarettist Jürgen Becker gestern bei „Sandra Maischberger. Die Woche“ in der ARD die Impfgegner:innen zu den „Verlierern der Woche“ und forderte eine Impfpflicht für Alle.

Helene Bubrowski von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sah das ähnlich, auch wenn sie bei Beckers Zuspitzungen den Kabarettisten durchscheinen sah. Von einer generellen Impfpflicht halte sie nichts, Impfungen für Angestellte von Pflegeheimen oder Impfzentren sollten aber verpflichtend werden. Anderenfalls sei das auch nicht mit dem beruflichen Ethos vereinbar. In der Gesprächsrunde, die „Maischberger. Die Woche“ (ARD) einleitete, gab es an diesem Abend wenig Differenzen und in der Frage der Impfungen schloss sich auch die Spiegel-Journalistin Melanie Amann ihren Vorredner:innen an, warf aber die Frage auf, wie eine solche Verpflichtung umgesetzt werden solle. Zwangsmaßnahmen wurden dabei schnell verworfen, während finanzielle Strafen als probates Mittel eingeschätzt wurden, um die Menschen zum Umdenken zu bewegen.

Maischberger (ARD): Karl Lauterbach erklärt die Corona-Impfung

Umgedacht hatte offensichtlich auch Volker Wissing, Generalsekretär der FDP, als er in Anbetracht der sich schnell füllenden Intensivstationen seinen Tweet mit der Behauptung, das Gesundheitssystem sei stabil, schnell wieder löschte. Damit war er für Bubrowski der „Verlierer der Woche“ und sie attestierte ihm „eine fehlende politische Sensibilität“.

Wissings Parteikollegin Christine Aschenberg-Dugnus bekam in der anschließenden Gesprächsrunde mit Maischberger und Karl Lauterbach von der SPD die Gelegenheit, die Corona-Politik der FDP genauer zu skizzieren. In diesem Gespräch hatte man allerdings allzu oft das Gefühl, dass ihren Positionen die nachvollziehbaren Argumente fehlten, etwa wenn sie davon sprach, dass 3G-Regelungen die gleiche Sicherheit bieten würden, wie das 2G-Modell.

Maischberger. Die Woche (ARD)Die Gäste der Sendung vom 10.11.2021
Swetlana Tichanowskajabelarussische Oppositionspolitikerin
Karl LauterbachGesundheitspolitiker, SPD
Christine Aschenberg-DugnusGesundheitspolitikerin, FDP
Jürgen BeckerKabarettist
Melanie AmannJournalistin
Helene BubrowskiJournalistin

Ganz anders Lauterbach, der geduldig die Unterschiede in der Verlässlichkeit von 3G-Modellen mit PCR- beziehungsweise Antigentests erklärte und auch die Behauptung widerlegte, dass Impfungen letztendlich nur der persönlichen Sicherheit dienen. Nur weil die Impfung keinen „perfekten Schutz“ vor Ansteckung verleihe, könne man nicht den falschen Umkehrschluss ziehen, dass die Weiterverbreitung von Viren nicht deutlich unwahrscheinlicher ist, wie verschieden Studien gezeigt hätten.

Karl Lauterbach warnt im ARD-Talk „Maischberger“ vor vierter Corona-Welle

Der SPD-Politiker warnte eindringlich vor der vierten Welle, die „katastrophal“ werde, machte aber klar, dass er Christian Drostens Prognose von hunderttausend Toten nicht teile, weil die Menschen bei stärkerem Infektionsgeschehen von selbst vorsichtiger würden, wenn die Erkrankungen im persönlichen Umfeld zunähmen. Auffallend war die Vorsicht, mit der die Vertreter der in Koalitionsverhandlungen befindlichen Parteien ihre unterschiedlichen Positionen vorbrachten.

So habe man sich bei den Verhandlungen auch in der Arbeitsgruppe zur Gesundheitspolitik auf gemeinsame Positionen geeinigt und „atmosphärisch gibt es da gar kein Problem“, so Lauterbach. Beim Zuschauen blieb man nach Maischbergers gezielten Nachfragen, die die Differenzen zwischen den Gästen hervorholten und ihrer Spitze, dass Lauterbach im Gegensatz zu Aschenberg-Dugnus Mediziner sei, allerdings mit dem Gefühl zurück, dass in einer möglichen Koalition doch noch viele Debatten anstehen könnten.

ARD-Talk: Maischberger spricht mit Swetlana Tichanowskaja

Mit der belarussischen Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja sprach Maischberger zum Ende der Sendung über die Lage in deren Heimatland und die Situation an der Grenze zu Polen und Litauen. Auf die gefühligen Fragen der Moderatorin zu ihrem im Gefängnis sitzenden Mann und ihren Kindern antwortete Tichanowskaja immer wieder mit dem Verweis auf die vielen BelarussInnen, die ähnliche Schicksale erlitten hätten. Statt das Gespräch auf ein persönliches Schicksal zu reduzieren, konnte so über die generelle Lage im Land gesprochen werden, wo Widerstand nur noch im Untergrund möglich sei, weil die Demonstrationen mit großer Gewalt zerschlagen worden seien.

Durch die schlechte Übersetzung in der Sendung waren leider nicht alle Aussagen Tichanowskajas klar zu verstehen, doch ihre Appelle an die Europäische Union sich nicht durch Alexander Lukaschenkos Drohungen einschüchtern zu lassen und denen von ihm instrumentalisierten Geflüchteten mit humanitären Werten zu begegnen, waren deutlich. So ließe sich auch die gesamte Sendung, die wenig Dissens unter den Gästen zeigte aber dennoch viele eindringliche Forderungen enthielt, am besten mit Tichanowskajas Worten zusammenfassen: „Jetzt ist die Zeit für ernsthafte Lösungen“. (Jendrik Walendy)

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