Ein fahriger Lanz stellt die entscheidende Frage

Ein ZDF-Talk bei Markus Lanz zur Lage in der Ukraine und zum Zustand der deutschen Wirtschaft und Staatsfinanzen. Die TV-Kritik.
Hamburg – Zwischen dem Ukraine-Krieg, dem Gaspreisdeckel in Deutschland und der Wahl in Niedersachsen findet auch ein fahriger Markus Lanz die Übergänge nicht so recht. Manchmal wäre es nicht so ermüdend, auch im Angesicht der tausend kleinen Fegefeuer, die überall lodern, sich nur auf ein Thema zu konzentrieren.
So berichtet bei Markus Lanz (ZDF) Katrin Eigendorf (ZDF-Reporterin) live aus Kiew vom Ukraine-Krieg. Carsten Linnemann (stellvertretender CDU-Parteivorsitzender) und Julia Löhr (FAZ-Wirtschaftsredakteurin) blicken auf die politischen Lagen drumherum – weltweit, wie auch in Deutschland –, während Isabella M. Weber (Ökonomin und schon im Dezember 2021 Initiatorin des Begriffes „Gaspreisdeckel“) auch noch die wirtschaftlichen Folgen historischer Situationen ins Auge fasst.
„Und was passiert dann“, wenn alte Gewissheiten nicht mehr gelten?
Markus Lanz: Perfide Pläne Russlands
Sowohl in der Wirtschaft als auch im Lebenswandel sind Umschwünge deutlich zu spüren. Die menschlichen Verhältnisse können sich immer wieder schnell verschieben und sind zerbrechlich. So wurde die ersehnte Normalität in Kiew wieder von Luftangriffen durchbrochen und erneut schlagen Raketen „mitten ins Herz“ – und in den noch vor ein paar Tagen als einigermaßen sicher geltenden Rückzugspunkt der Ukraine. „Was macht das mit den Menschen?“, fragt Markus Lanz. Panische Gefühle, wo kein vertrautes oder abgesichertes Dasein mehr möglich ist?
Präsident Selenskyj sprach von dem russischen Plan, „die Infrastruktur ganz gezielt lahmzulegen“, fügt Markus Lanz hinzu. „Perfide“ findet der Moderator das mit Blick auf den nahenden Winter. Niederträchtig passt zu Wladimir Putin, aber für Katrin Eigendorf ist genau da der starke Wille der ukrainischen Bevölkerung zu spüren: „Wir machen weiter. Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ So baut sich die Ukraine hartnäckig selbst wieder auf, was die russische Seite mutwillig zerstört, nur weil diese dem Nachbarn das freie und gute Leben nicht gönnt.
Altbekanntes bei Markus Lanz im ZDF
Eine ganz „neue Entwicklungsstufe“ ist da zu spüren. Und Katrin Eigendorf sieht bei Markus Lanz (ZDF) sowohl bei Präsident Selenskyj als auch bei Wladimir Putin Veränderungen im Verhalten. Bei dem Ersteren ist mittlerweile kaum noch „Verhandlungsbereitschaft vorhanden.“ Und da, wo Wladimir Putin einst die „Ukrainer von ihrer faschistischen Regierung“ befreien wollte, hat sich auch dessen Wortwahl angepasst: Russland selbst wird nun bedroht. So versucht er, die eigene Bevölkerung anzufeuern. Der Angriff auf die Krim-Brücke hat „die Nationalisten in Russland“ „verärgert und erbost“, denn es hat ihnen gezeigt, dass Russland „nicht so stark (ist), wie es sich darstellt.“ Also braucht es Ablenkungsmanöver. Auch Wladimir Putin ist nicht bereit, „Zugeständnisse zu machen“, um eine „gemeinsame Lösung“ zu finden. Vielleicht auch, weil die russische Regierung keine Gemeinsamkeiten mit dem sogenannten Westen sehen möchte?
Markus Lanz im ZDF | Die Gäste der Sendung vom 11. Oktober |
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Katrin Eigendorf | Journalistin |
Carsten Linnemann | Politiker (CDU) |
Julia Löhr | Journalistin |
Isabella M. Weber | Ökonomin |
Selbst China und Indien lassen da mittlerweile durchblicken, dass sie „nicht einverstanden mit diesem Krieg“ sind, beschreibt es Markus Lanz. „Wie verändert das die Situation?“ „Dieser Krieg wird noch sehr lange die Weltpolitik bestimmen“, erklärt Julia Löhr. Sie sieht nicht, wie sich dies in diesem Jahr noch lösen kann. Carsten Linnemann läuft es „eiskalt den Rücken hinunter“, wenn er die Frage im Raum hört: „Dritter Weltkrieg?“ Er hätte sich nie vorstellen können, „dass wir noch mal mit so etwas konfrontiert werden.“ Wo ist da die eigene Position? Seine definiert er ganz klar: „Stärke zeigen“: „Das ist ein Diktator: Der wird weitermachen.“ Somit muss die existenzielle Freiheit, aber/und auch eine Form von Sicherheit verteidigt und immer wieder neu strukturiert, angepasst und aufrecht gehalten werden. (Tina Waldeck)