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Ukraine-Krieg wieder Thema bei Lanz: Jede rationale Debatte wird im Keim erstickt

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Von: Michael Meyns

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TV-Talk bei Markus Lanz (ARD) am 28. Februar.
TV-Talk bei Markus Lanz (ARD) am 28. Februar. © Screenshot ZDF

Die sogenannte Friedensdemo, initiiert von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, ist noch immer Thema. Eine rationale Diskussion ist aber von Moderator Lanz offenbar nicht erwünscht.

Hamburg – Höchst umstritten war die vom Duo Schwarzer/ Wagenknecht initiierte sogenannte Friedensdemo, die am Wochenende in Berlin stattfand. Über das Für und Wider von Verhandlungen mit dem Aggressor Wladimir Putin stritten am späten Dienstagabend auch Markus Lanz und seine Gäste im ZDF.

Er hatte das Manifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht anfangs unterschrieben, dann seine Unterstützung zurückgezogen: Der Politologe Johannes Varwick, der bei Markus Lanz im ZDF davon sprach, dass sich auch Deutschland auf einer „Rutschbahn in Richtung Krieg“ befindet. Er sagte, dass sich das Manifest nicht grundsätzlich gegen Waffenlieferung ausspricht, sondern in erster Linie für Frieden. Doch Varwick kritisierte die Initiatoren auch dafür, dass sie sich nicht deutlich genug von der Vereinnahmung durch indiskutable Unterstützer wie die vonseiten der AfD distanziert haben.

Politologe Varwick bei Lanz: Russland einen Ausweg bieten

Varwick versuchte, eine differenzierte Position einzunehmen, betonte, dass am Samstag in Berlin die bürgerliche Mitte demonstriert habe, auch wenn einzelne Rechte sich einzuklinken versuchten. Doch was sollte passieren, um den Krieg zu beenden? „Wir müssen darüber nachdenken, Russland einen Ausweg zu bieten“, sagte Varwick bei Markus Lanz im ZDF, ansonsten wird der Ukraine-Krieg zu „einem dauerhaften Abnutzungskrieg, den keine Seite gewinnen kann.“

Um das zu verhindern, seien fortgesetzte Waffenlieferungen nötig, meinte die Nahost-Expertin Kristin Helberg, die den Initiatoren des Manifests zudem vorwarf, mit deutschen Ängsten zu spielen. Ähnlich argumentierte auch der CDU-Außenpolitiker und Oberst a.D., Roderich Kiesewetter, der bei Markus Lanz im ZDF meinte: „Es ist zynisch zu fordern, dass die Ukraine Zugeständnisse machen muss.“ Und weiter: „Verhandeln kann die Ukraine erst, wenn sie ihr souveränes Gelände wieder hat.“ Also den Donbass, Luhansk und die Krim. Wie das funktionieren soll, konnte der Ex-Oberst allerdings genauso wenig erklären, wie die Friedensforderer, die nicht darlegen, wie mit Putin zu verhandeln wäre.

Markus Lanz im ZDFDie Gäste der Sendung vom 28. Februar 2023
Roderich KiesewetterCDU-Außenpolitiker
Johannes VarwickPolitologe
Rieke HavertzJournalistin
Kristin HelbergNahost-Expertin

Eine pragmatische, rationale Frage, doch eine diesbezügliche Diskussion erstickte Markus Lanz in seiner ZDF-Sendung immer wieder im Keim. Allein dass bei der Demo am Samstag offenbar keine Ukraine-Fahnen geschwenkt wurden, empörte Lanz ein ums andere Mal. Als Varwick es dann auch noch wagte zu sagen: „Ich würde sagen, dass die USA leider ein Teil des Problems sind“, konnte Markus Lanz kaum an sich halten. Im Gegensatz zum um Ausgleich bemühten Varwick betonte Kristin Helberg, wie sehr Putins Vorgehen in der Ukraine, dem seines Regimes in Tschetschenien oder Syrien ähnelt: Verbrannte Erde hinterlassen, sich von leichten Sanktionen nicht irritieren lassen, die Situation aussitzen. Immer wieder hat die UN, die NATO, aber auch die EU zugesehen, von roten Linien gesprochen, wenn es hart auf hart kam, aber nichts getan.

Joe Biden läuft die Zeit davon

Auch Varwick betonte, dass er keineswegs ein Pazifist sei. Er habe sich sowohl für eine Intervention in Syrien und einen militärischen Kampf gegen den IS eingesetzt. „Ich argumentiere strategisch“, sagte Varwick bei Markus Lanz im ZDF „unsere politischen Ziele sollten auch umsetzbar sein.“ „Da hat Herr Varwick einen Punkt“ meinte der Gastgeber dazu und fragte die Zeit-Journalisten und US-Expertin Rieke Havertz, wie der Krieg in der Ukraine denn in den USA gesehen wird. Für den Moment schließt Washington die Lieferung von Kampfflugzeugen aus. Kampfpanzer sollen geliefert werden, aber das wird dauern. Doch spätestens im Frühjahr 2024 beginnt der Wahlkampf in den USA, Joe Biden läuft also die Zeit davon. Gerade Anhänger der Republikaner stellen immer häufiger infrage, warum die USA einmal mehr Milliarden in einen Krieg in Europa zu stecken. Laut Havertz besteht in Amerika jedoch ein deutlich größerer Willen, die Ukraine mit militärischen, als mit zivilen Mitteln zu unterstützen. (Michael Meyns)

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