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Keanu Reeves: „Ich brauche kein tougheres Image“

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Sieht dann doch recht tough aus: Keanu Reeves in „John Wick: Kapitel 4“. Lionsgate /Murray Close
Sieht dann doch recht tough aus: Keanu Reeves in „John Wick: Kapitel 4“. Lionsgate /Murray Close © Murray Close/Lionsgate

„John Wick“-Star Keanu Reeves im Interview über seinen Ruf als „Softie“ in den Sozialen Medien, Kung-Fu im Auto und eine Lebenslektion vom Rücken der Pferde.

Interview von Patrick Heidmann

Mr. Reeves, genau wie für den jüngsten „Matrix“-Film haben Sie nun auch für „John Wick: Kapitel 4“ wieder eine ganze Weile in Berlin gedreht. Was reizt Sie an der Arbeit in der deutschen Hauptstadt ?

Was die Arbeit angeht, ist ohne Frage das Drehen im Studio Babelsberg ein echtes Highlight. Nicht nur angesichts der traditionsreichen Geschichte dieses Ortes. Sondern auch, weil man sich dort wirklich sehr willkommen fühlt und mit lauter Vollprofis zu tun hat. Die verdammt guten Filmcrews in Berlin machen die Arbeit hier immer zu einem Vergnügen.

Apropos Vergnügen: Machen all die Actionszenen, die Sie für einen Film wie „John Wick: Kapitel 4“ drehen müssen, mit 58 Jahren eigentlich noch Spaß oder sind die eher schmerzhaft?

Schmerzhaft? Nein, keine Sorge, ich liebe all die Action. Zum Beispiel in unseren so genannten Car-Fu-Szenen (also: Kung-Fu mit Autos, Anm. der Red.) . Da saß ich am Steuer eines sportlichen Muscle-Cars und durfte Dinge machen, die man im echten Leben natürlich nie so ohne weiteres machen könnte. Was für eine fantastische Gelegenheit, sich mal wirklich auszutoben.

Empfanden Sie irgendetwas als besondere Herausforderung?

Am ehesten vielleicht das Kämpfen mit dem Nunchaku, diesen zwei Holzstäben, die mit einer Kette verbunden sind. Wenn man die herumschwingt, braucht man einen ganz bestimmten Rhythmus, zumal das ja möglichst sicher über die Bühne gehen muss. Bis man diese Technik wirklich drauf hat, braucht es eine ganze Weile. Ein echter Profi mit dem Teil bin ich nicht geworden, aber die Choreografien damit einigermaßen überzeugend hinzubekommen, war auf jeden Fall die spannendste neue Herausforderung, der ich mich dieses Mal stellen musste.

Wie bereiten Sie sich auf einen physisch anspruchsvollen Dreh wie diesen vor?

Es reicht nicht, einfach nur ins Fitnessstudio zu gehen und ein bisschen Ausdauer und Bodybuilding zu trainieren. Ich hatte einen tollen neuen Jiu-Jitsu-Trainer namens Dave Camarillo, mit dem ich vorher noch nie gearbeitet hatte. Mit ihm habe ich drei Monate vor Drehbeginn angefangen zu trainieren. Wobei ich gar nicht nur seine Kampfkünste von ihm gelernt habe, sondern auch allein durch die Art und Weise, wie er mich trainiert hat, und die Einstellung, mit der er an die Sache heranging. Einfach nur Zeit mit ihm zu verbringen, das war enorm lehrreich.

Und wo wir gerade vom Training sprechen: Wie sieht es mit Waffentraining aus? Finden Sie es nach all den Jahren noch manchmal seltsam, mit Schusswaffen zu hantieren?

Für mich ist das einfach nur ein weiterer Teil des Kampf- und Stunttrainings. Ich finde es spannend, all die unterschiedlichen Techniken und den Umgang mit solchen Requisiten zu lernen, und es macht mir Spaß zu versuchen, immer besser darin zu werden. Judo, Jiu-Jitsu, Schusswaffen, Auto-Stunts – das ist bei so einem Film eben alles Teil meines Jobs. Ich habe sogar mit Schwertern sowie Pfeil und Bogen hantiert, aber nicht alles hat es am Ende auch in den Film geschafft.

Auch auf einem Motorrad sitzen Sie natürlich wieder. Das ist für Sie als echter Biker vermutlich fast schon Pflicht, oder?

Meine Liebe zu Motorrädern ist schon sehr groß und ich freue mich immer, wenn ich sie auch vor der Kamera ausleben kann. Das war dieses Mal nicht ganz so viel wie ich gehofft hatte. Aber immerhin konnten wir ein paar sehr coole Szene drehen. Denn natürlich setzt John Wick auch sein Motorrad als Waffe ein.

Zur Person

Keanu Reeves (58) ist in Beirut geboren und in Toronto aufgewachsen. Der Schauspieler wurde schon in den Neunzigerjahren mit „Gefährliche Brandung“ und „Speed“ zum Action-Helden, bevor ihn die Science Fiction-Reihe „Matrix“ endgültig zum Weltstar machte.

Die Rolle des John Wick in der gleichnamigen Filmreihe verkörpert Reeves bereits seit 2014 und wird dabei insbesondere für seine Action gelobt. Ab heute ist „John Wick: Kapitel 4“ von Regisseur Chad Stahelski in deutschen Kinos zu sehen. FR

Fühlen Sie sich auf Pferden genauso wohl wie auf Motorrädern?

Na ja, ich kann ganz okay reiten, wenn es um die ganz einfachen Dinge geht. Aber springen kann ich mit Pferden nicht und auch vom Dressurreiten bin ich weit entfernt. Immerhin komme ich im Sattel von A nach B. Und eines habe ich über die Jahre gelernt, wenn es ums Reiten geht: Wenn etwas nicht klappt oder schiefläuft, ist es nie die Schuld des Pferdes, sondern du machst etwas falsch.

Ihr Kollege Liam Neeson ist inzwischen 70 Jahre alt und dreht immer noch Actionfilme. Haben Sie da auch Lust drauf?

Liam ist eine Legende! Würde meine Karriere wie seine verlaufen, könnte ich mich mehr als glücklich schätzen. Dass die Action und Stunts nicht einfacher werden, wenn man älter wird, versteht sich natürlich von selbst. Das bringt schon manchmal die eine oder andere Schwierigkeit mit sich, und man muss definitiv deutlich mehr darauf achten, sich auch immer ordentlich auszuruhen. Aber was soll ich sagen? Ich finde die Action der „John Wick“-Filme wirklich wunderschön und habe große Freude daran, mich immer noch daran zu versuchen.

John Wick oder Thomas Anderson alias Neo in den „Matrix“-Filmen – welche Figur bedeutet Ihnen mehr?

Für beide bin ich unglaublich dankbar. Ich liebe die Filme, in denen diese Figuren zu sehen waren, und ich liebe die Filmschaffenden, mit denen ich sie gedreht habe. Auf ihre jeweils eigene Weise haben beide Rollen mein Leben verändert. Aber ich finde es müßig, sie miteinander zu vergleichen, schon allein, weil sie so unterschiedlich sind. Gemeinsam ist ihnen bloß das Thema Liebe. John Wick trauert um den Verlust der Liebe, während Thomas Anderson sich nach der Verwirklichung von Liebe sehnt.

Sie sind seit Jahrzehnten ein Star, doch in den sozialen Netzwerken scheint Ihre Popularität in den letzten paar Jahren nochmal deutlich gestiegen zu sein. Verfolgen Sie das? Und Sie das dort zelebrierte Image des nachdenklichen Softies?

Warum sollte mich das stören? Ich brauche kein tougheres Image. Ansonsten freue ich mich, wenn die Leute mögen, was ich mache, und freue mich über all das Wohlwollen. Das ist ja alles andere selbstverständlich. Aber es ist natürlich auch sehr schräg. Die meiste Zeit über lebe ich ein absolutes normales Leben – und hin und wieder kommt dann die seltsame Seite des Showbiz-Ruhms ins Spiel.

Stört Sie das?

Vor allem finde ich es schräg. Und wenn meine Privatsphäre eingeschränkt wird und Menschen über die Mauern unseres Grundstücks klettern und einzubrechen versuchen, das ist natürlich alles andere als großartig.

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