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ZDF schlägt ARD: Böhmermanns Triumph

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Von: David Segler

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Jan Böhmermann blättert im zweifelhaften Guiness Buch der Weltrekorde.
Jan Böhmermann blättert im zweifelhaften Guiness Buch der Weltrekorde. © Screenshot ZDF

Das ZDF Magazin Royale beschäftigt sich mit der Korrumpierbarkeit von Guinness World Records, die ARD scheitert mit ihrem neuen Format „Comedy rettet die Welt“.

Das ZDF dominiert mit seinen beiden „Marken“ ZDF Magazin Royale und Heute-Show die späte Freitagabendunterhaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Während die „Heute Show“ mit Oliver Welke zwar auch politisches Geschehen aufarbeitet, dabei aber meist zwischen Kalauern und politischer Kritik pendelt, hat sich Jan Böhmermanns Sendung in den letzten Jahren – vor allem seit ihrem Wechsel ins ZDF Hauptprogramm – immer mehr zu einer humoristisch aufgeladenen Investigativshow entwickelt (zumindest der Hauptteil, die Anfangsstücke sind meist albern und zu vernachlässigen).

Das ist eine ganz schöne Aufgabe, weil mit der Anzahl gelungener Recherchen die Erwartung steigt und einmal die Woche geliefert werden muss. „Die Anstalt“ vom ZDF ist 15 Minuten länger und präsentiert meist gut recherchiertes Polit-Theater, findet aber (leider) auch nur acht Mal im Jahr statt.

ZDF Magazin Royale: Aktuelle Sendung über Guinness World Records

Es kommt beim ZDF Magazin natürlich vor, dass Sendungen nicht die Strahlkraft von Ausgaben wie zum Beispiel die über Fynn Kliemanns Betrug haben. Das gilt auch für die aktuelle Sendung, die sich mit der Marke der Guinness World Records beschäftigt. Erst gegen Ende wird es kurz interessant und relevant, als das Team herausarbeitet, dass auch die Weltrekord-Sammlung – mit den dicken Büchern sind vermutlich viele Kinder aufgewachsen – ein gewinnorientiertes Unternehmen ist, das bei genug Zahlungsbereitschaft für fast alles zur Verfügung steht.

Denn Böhmermanns ZDF Magazin hat in einem Selbstversuch die World Records (Hauptsitz London) kontaktiert. Für einen eher weniger spektakulären Weltrekord müsste man fast 28.000 Euro zahlen, dürfte den Markenamen der World Records gerade mal vier Monate verwenden – und das auch nur in Deutschland. Verantwortlich dafür ist seit 2008 der skrupellose kanadische Geschäftsmann Jim Pattinson, der – kaum überraschend – auch Trump Supporter war.

ZDF Magazin Royale

Aktuelle Sendung vom 17.03.2023, 23 Uhr, abrufbar in der ZDF-Mediathek

Jan Böhmermann berichtet im ZDF von Einträgen im Guinness-Buch

Der interessanteste Part der Sendung ist sicher die Geschichte um Ferdinand Marcos, ehemaliger philippinischer Diktator, der von Guinness Word Records den unrühmlichen Eintrag als „Größter Diebstahl einer Regierung“ erhielt, nachdem er in seiner Amtszeit schätzungsweise 10 Milliarden Dollar veruntreut hat. Doch dieser Eintrag ist nicht mehr auf der Website zu finden. Dafür hat Ferdinand Marcos’ Sohn, genannt „Bongbong“ gesorgt, dem dieser „Rekord“ seiner politischen Ambitionen wegen natürlich nicht gepasst hat.

Die GWR nennt als Begründung für die Streichung des Eintrags eher fadenscheinige Argumente. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Das ZDF belegt die Korrumpierbarkeit der Weltrekord-Verkäufer mit einer eigens gegründeten Fake PR-Agentur aus Nordkorea, welche die negativen Rekorde, die für Nordkorea bei den GWR eingetragen sind, löschen lassen will. Statt gleich abzusagen, antwortet die von Pattinson geführte Firma, man müsse das umfassend prüfen. Es gilt wie fast immer: Geld regiert die Welt(rekorde).

Comedy rettet die Welt

Ab jetzt Freitags um 21:45 in der ARD und in der Mediathek abrufbar

Neo Magazin Royale: ZDF schlägt ARD

Mag diese Magazin-Ausgabe etwas dünn sein, so ist sie immer noch um Längen besser als das neue Format der ARD, die Freitagabend statt Tatort-Wiederholungen nun auch auf Komik setzen will. Mit „Comedy rettet die Welt“ scheitert sie krachend an einem merkwürdigen Mix aus „Nuhr im Ersten“ und „Kroymann.“ Die Bühnensituation ist ähnlich wie bei Nuhr aber (immerhin) politisch weniger fragwürdig, die eingespielten Sketche versuchen mehr oder wenige gesellschaftspolitisch relevante Themen aufzugreifen, sind dabei aber kaum lustig und nicht ansatzweise so klug und pointiert geschrieben wie bei „Kroymann.“ Wen die ARD damit abholen will, weiß man dort vermutlich selbst nicht so genau. Den Freitagabend im Ersten rettet diese Art der Comedy bestimmt nicht. (David Segler)

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