Böhmermann zum Klimawandel: „Rette sich, wer kann. Die Klimakatastrophe kommt sowieso“

Jan Böhmermann spricht im ZDF Magazin Royale über Superreiche und ihre Rolle in der Klimakrise. Das Thema Gerechtigkeit vernebelt er aber komplett.
Bei seiner Rückkehr aus der Winterpause greift Jan Böhmermann das Thema Klima auf. Im ZDF Magazin geht es aber nicht wieder um vermeintliche Terrorist:innen der FDP und auch nicht um die Letzte Generation. Es geht um Reiche. Vielleicht geht es also doch um die FDP, zumindest ihr Klientel, aber sei’s drum.
Das ZDF Magazin Royale greift die Frage auf, welche Rolle Superreiche beim Klimawandel spielen. Böhmermann denkt das Thema vom Ende aus. Die These: Wenn der Klimawandel tatsächlich für eine enorme Katastrophe sorgt und die Zivilisation endet, haben die superreichen Verursacher:innen die besten Überlebenschancen und kümmern sich nicht um andere. Böhmermann geht das Thema an, indem er über superreiche Prepper spricht, die sich auf eine finale Krise vorbereiten.
Jan Böhmermann (ZDF Magazin) verbirgt das Thema Klimagerechtigkeit im Nebel
Diese maßlose Ungerechtigkeit wird jedoch von viel Beiwerk verdrängt. Böhmermann nebelt das ZDF Magazin-Publikum in der ermüdend langen Hinleitung zum Thema ein. Bleibt zu hoffen, dass nicht nur seine hartgesottenen Fans bei seiner Schlusspointe wieder wach waren: „Wirklicher Reichtum ist nicht Privatjet fliegen, sondern sich vor dem schützen zu können, was Privatjet fliegen auslöst.“
Aber von Anfang an. Böhmermann beginnt prinzipiell richtig: In der Rolle seines elitären, schnöselhaften Selbst behauptet der ZDF-Moderator, dass der Klimawandel sowieso kommt und es nur eine Frage des „Mindets“ sei. Dann lässt er in einem Einspieler den unlustigsten Boomer schlechthin zu Wort kommen: Dieter Nuhr. Der erklärt, dass es um die Anpassung an den Klimawandel gehen müsse.
„Wenn man einen Herzinfarkt nicht verhindern kann, muss man darüber nachdenken, wie man ohne Herz leben kann“, sagt Böhmermann und greift das Thema so auf. „Rette sich, wer kann. Die Klimakatastrophe kommt sowieso, wir müssen uns nur bestmöglich darauf vorbereiten.“
Böhmermann (ZDF Magazin) verirrt sich in Exkursen
Vorbereiten ist das Stichwort: Böhmermann hätte an dieser Stelle schon über die reichen Prepper sprechen können, die sich wie Peter Thiel Grundstücke im abgelegenen Neuseeland und luxuriöse Bunker kaufen. „Normale Leute“ haben in den Bunkern entweder keinen Platz, oder nur als Personal, arbeitet Böhmermann später in der Sendung heraus.
Sendung | ZDF Magazin Royale |
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Format | Late Night Show |
Moderator | Jan Böhmermann |
Titel | Rette sich, wer (es sich leisten) kann |
Hashtag der Woche | #Salzstangen |
Termin | 3. Februar 2023 |
Online verfügbar bis | 2. Februar 2024 |
Vorher verwirrt Böhmermann sich und das Publikum des ZDF Magazins im Chaos der behördlichen Zuständigkeiten bei Katastrophen und durch einen Einspieler zu einem gentrifizierten Bunker. „Deutschland ist auf keine Krise gut vorbereitet“, stellt der Moderator schließlich als Zwischenfazit in den Raum. Eigeninitiative sei gefragt.
Jan Böhmermann taucht im ZDF Magazin in die Welt der Luxus-Bunker ab
Böhmermann kommt beim Preppen an, also dem Vorbereiten auf Katastrophen, beispielsweise durch Horten. „Preppen war mal ein Kink für Rechtsextreme und ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, stellt Böhmermann fest und kann sich einen Seitenhieb auf Springer nicht verkneifen. „So wie die Welt, nur umgekehrt.“
ZDF Magazin Royale in der Mediathek
Das ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann vom Freitag, 3. Februar 2023, ist in der ZDF-Mediathek verfügbar.
Über eine Rückkehr zur Rolle seines versnobten Selbst und nach mehr als 17 Minuten Sendung kommt Böhmermann schließlich zum Thema. In einem kurzen Einspieler lässt er das ARD-Magazin Panorama erklären, wie viel Tonnen Treibhausgase durchschnittliche Deutsche pro Kopf ausstoßen und setzt sie mit Millionär:innen und Menschen mit Superreichen ins Verhältnis. Dann taucht er ab in die Welt der Luxus-Bunker.
Böhmermann (ZDF Magazin) spricht über Klimagerechtigkeit, ohne wirklich darüber zu sprechen
Die Frage nach der Klimagerechtigkeit kommt durch Böhmermanns Gefasel von Bevölkerungsschutz und Preppern zu kurz. Nicht nur im ZDF Magazin, auch in der Gesellschaft ist das ein Problem. Der soziale Aspekt bleibt außen vor, wenn Neoliberale in Gelb, Rot und Grün auf magische neue Technologien warten oder ihre Politik auf Appelle an Individuen beschränken, während beispielsweise RWE noch 280 Millionen Tonne Kohle unter Lützerath ausgraben darf – durchgeprügelt durch die Polizei.
Von der globalen Gerechtigkeit zwischen den Industrienationen des Westens und dem globalen Süden ist dann noch gar nicht gesprochen. Das kann jedoch Stoff für eine weitere Folge des ZDF Magazin Royale sein. Das Jahr 2023 ist schließlich noch jung. (Max Schäfer)