Der Anteil von Frauen auf der Leinwand ist also gestiegen. Das war’s dann aber auch schon mit den guten Nachrichten. Die Freude vergeht, sobald man sich die Ausgestaltung der weiblichen Rollen anschaut. Da geht es um die altbekannten, entnervenden Muster: Frauen müssen jung und schlank sein, um zum Zuge zu kommen, während Männer problemlos dick und faltig sein dürfen. Frauenfiguren über 30 werden zunehmend seltener; und wenn es um Figuren über 50 geht, sind die zu zwei Dritteln männlich. Fazit: Das Bild von Frauen, das da gezeichnet wird, ist so sexistisch wie eh und je.
Zudem werden Frauen, wie die Rostocker Professorin Elizabeth Prommer beschreibt, „im Kontext von Partnerschaft und Beziehung erzählt“. Selbst Prommer ist überrascht, „wie eng der Erzählkorridor für weibliche Filmfiguren nach wie vor ist. Männer gibt es in vielen Facetten, Frauen nicht.“ Deutsche Kinoproduktionen bilden all die Vielfalt weiblichen Lebens nicht ab – dass Frauen Berufe haben, Befähigungen, Sehnsüchte, Ziele und Leidenschaften, die keineswegs nur auf’s männliche Universum ausgerichtet sind. Ganz offenbar haben die Filmschaffenden den 50 Jahre alten, frauenbewegten Kalauer noch immer nicht begriffen: Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.
Deutlich besser ist der Befund, wenn eine Frau Regie geführt hat oder das Drehbuch schrieb. Dann werden Frauen im Film nicht nur sichtbarer, sondern auch anders dargestellt. Doch auch hinter der Kamera sind Frauen noch wenig gewollt. Nur ein Viertel der 390 Kinofilme durften sie inszenieren und nur bei einem knappen Viertel davon waren sie für das Drehbuch verantwortlich. Ist den Verantwortlichen für solch hinterwäldlerische Entscheidungen eigentlich klar, wie sehr es immer mehr Frauen ankotzt, sich derart üblen Zuständen weiterhin auszusetzen? Egal ob vor oder hinter der Kamera oder im Zuschauerraum? (Bascha Mika)
* Ach übrigens: Die männliche Einsicht zu Beginn des Textes stammt von George Clooney. Seine Kollegin Doris Day sagte es Jahrzehnte zuvor notgedrungen charmanter: „Nicht ich werde älter, sondern mein Kameramann.“.“