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Lanz debattiert über Integrationspolitik: Juli Zeh polarisiert mit Aussagen

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Von: Tina Waldeck

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Talkrunde mit Markus Lanz am 14. Februar 2023 im ZDF.
Talkrunde mit Markus Lanz am 14. Februar 2023 im ZDF. © Screenshot ZDF

Bei Markus Lanz kommt aus allen politischen und gesellschaftlichen Richtungen Kritik an der „deutschen Integrationspolitik“. Juli Zeh macht sich erneut keine Freunde.

Hamburg – Markus Lanz thematisiert in seinem ZDF-Polittalk die deutsche Integrationspolitik. Gast ist auch Serap Güler. Das Mitglied des CDU-Vorstandes ist das „Kind türkischer Gastarbeiter“ und ihr Vater „hätte sich geschämt“, dass so manche ein ganzes Leben in Deutschland verbringen, ohne auch nur ein Wort der deutschen Sprache zu kennen. Wie kann das sein, dass Kinder, die hier geboren werden, in die Schule kommen, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, fragt sich auch Martin Machowecz (Journalist der „Zeit“) bei Markus Lanz. Und wenn schon hier enorm viel Zeit, Arbeit und Energie für eine gute Integration investiert werden muss, wie können da Menschen, die immer neu dazu kommen, überhaupt noch betreut werden?

Der grüne Kommunalpolitiker Jens Marco Scharf hat Mitte Januar einen „Brandbrief“ geschrieben, dass Integration „nicht endlos ausdehnbar“ ist und die Kreise und Gemeinden überfordert sind. Schon allein mit der Unterbringung von Geflüchteten, wo doch schon kaum Wohnraum für die bereits hier Lebenden da ist. In solchen Situationen ist sich Juli Zeh (Autorin) bei Markus Lanz nach wie vor nicht sicher, ob die Menschen, die einfach nur „Bedenken und Ängste“ haben und diese auch laut äußern, nicht zu schnell als „Nazis und Rechte um-etikettiert“ werden.

Markus Lanz (ZDF): „Wir verstehen uns immer weniger“

Die Debatte um „die kleinen Paschas“ von Friedrich Merz ist natürlich „Munition für politische Gegner“, erklärt Serap Güler. Aber an dieser Debatte sei „nicht alles verkehrt“: In ihren Augen macht es aktuell einen enormen Unterschied in der Wahrnehmung der Bevölkerung, ob er, der weiße Mann mit deutschem Namen, so etwas sagt, oder ob sie das gesagt hätte: eine Frau, mit dem Vornamen „Serap“. Natürlich habe er es etwas „zugespitzt“ und übertrieben: „Aber ihn als Rassisten zu beschimpfen, ist ein absolutes No-Go.“

Wenn solche Aussagen nicht auch mal ausgesprochen werden, dann schwelen diese Themen im Untergrund und finden einen Saatboden bei der AfD, stimmt ihr auch Martin Machowecz zu. Juli Zeh findet, dass es auch nicht Aufgabe der Politik sei, eine „handzahme Rhetorik“ zu betreiben. Im Gegenteil: Besser sind Debatten, die konkret Dinge auf den Tisch bringen, um Taten in Bewegung zu setzen. Kein „Abheben in die Diskussions-Bubble“, sondern dass die „Ärmel hochgekrempelt werden.“

Markus Lanz vom 15. FebruarDie Gäste der Sendung
Serap GülerPolitikerin, Mitglied des CDU-Vorstandes
Jens Marco ScherfLandrat, grüner Kommunalpolitiker
Martin MachoweczJournalist Zeit
Juli ZehAutorin

Jens Marco Scherf sieht im ZDF gar, wie Friedrich Merz die Probleme auf den Schulhöfen, mit „dem P. Wort eigentlich noch verniedlicht“ hat. Oft würden Frauen nicht ernst genommen. Mädchen hätten Angst, in der Schule frei zu sprechen, weil die Jungen das in den Familien weiter erzählten und sie „unter deren Kontrolle stehen“. Auch werde in der Schule die deutsche Auseinandersetzung mit dem Judentum behandelt: Aber „einige Männer meinen, wenn ich Muslimin bin, dann darf ich mit jüdischen Menschen nicht reden“. Machen sie es doch, dann habe das „negative Konsequenzen.“

Markus Lanz (ZDF): „Wir sind manchmal wie die drei Affen unterwegs“

Es ist schwierig bei Markus Lanz, alle auf einen Nenner zu bringen. Dabei will Jens Marco Scherf auf keinen Fall die Ansichten der Menschen abwerten, aber Fehlentwicklungen ansprechen und diese diskutieren. Das sei zwar anstrengend, „aber wichtig.“ Der Landkreis von dem grünen Politiker habe eine starke und erfolgreiche Integrationsgeschichte, aber momentan könne er ganz klar sagen: „Wenn Integration auch in Zukunft gelingen soll, dann müssen wir den Mut haben, auch Missstände offen anzusprechen“, und die Wirklichkeit zu beschreiben: „Nicht alles läuft beim Thema Integration und Migration gut.“

Momentan sieht Jens Marco Scherf bei Markus Lanz (ZDF) die „Leistungsgrenzen nachhaltig“ überschritten. Die Schulen seien voll. Lehrerinnen und Lehrer fehlten genauso wie Kinderärzte. Dabei müssten die notwendigen „Versorgungsstrukturen“ unbedingt abgedeckt werden. Juli Zeh erklärt, dass Deutschland schon vor Jahren an solchen Stellen zu viel eingespart hat. Das sei „nicht nur eine Flüchtlingsthematik“. „Wir sind manchmal wie die drei Affen unterwegs“, stimmt Serap Güler zu. Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen. Aber „zur Wahrheit gehört auch“, wie Deutschland jahrelang sich die Dinge „schöngeredet“ hat, dabei schwelen die Probleme schon seit langem. Und irgendwann „holen sie uns ein.“ Dann lieber konstant darüber streiten – auch wenn es weh tut. (Tina Waldeck)

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