Die Filmstarts der Woche

Ein vampirartiger Antiheld, ein beklemmendes Drama über eine Abtreibung, eine Tasche mit Goldmünzen und die Begegnung zweier ganz unterschiedlicher Menschen - das Kino in seiner ganzen Vielfalt.
Zwischen Gut und Böse: Jared Leto als Antiheld „Morbius“
Im neuen Film des Marvel-Universums spielt Jared Leto den namensgebenden „Morbius“ - einen Arzt, der an einer seltenen Blutkrankheit leidet und sich auf dem Weg zu seiner vermeintlichen Heilung in einen vampirartigen Antihelden verwandelt. Seine Rolle lebe in dem Raum „zwischen Gut und Böse und muss mit seinen ursprünglichen Impulsen kämpfen“, sagte Leto der dpa. „Ich denke, das ist ein fesselnder Teil der Geschichte, dieser Kampf zwischen Gut und Böse, das Jekyll-und-Hyde-Element.“
„Morbius“, von Daniel Espinosa, mit Jared Leto, Adria Arjona, Matt Smith, USA 2022, FSK keine Angabe
„Das Ereignis“: Drama über heimliche Abtreibung
Frankreich 1963. Anne ist eine begabte Literaturstudentin. Sie will sich aus den Zwängen ihrer sozialen Herkunft befreien und träumt davon, Schriftstellerin zu werden. Dann wird sie ungewollt schwanger und will abtreiben. Doch auf Schwangerschaftsabbruch steht Gefängnis für Patienten und Arzt. Verzweifelt sucht sie nach Hilfe, aber auch Mitwissende müssen sich vor Konsequenzen fürchten. So versucht die 23-Jährige, sich allein zu helfen, unter anderem mit einer glühend heißen Stricknadel. „Das Ereignis“ ist der zweite Spielfilm der Regisseurin Audrey Diwan. Das beklemmende Drama spielt zwar Anfang der 60er Jahre, doch ist das Thema immer noch aktuell. Es lehnt sich an den gleichnamigen autobiografischen Roman von Annie Ernaux an und wurde im vergangenen Jahr in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

„Das Ereignis“, Frankreich, 2021, 100 Min., FSK 12, von Audrey Diwan, mit Anamaria Vartolomei, Kacey Mottet Klein, Luàna Bajrami
„A Hero“ - Von Oscarpreisträger Asghar Farhadi
Schon zwei Mal hat der iranische Filmemacher Asghar Farhadi („The Salesman“) einen Oscar gewonnen. Nun schaut er auf einen Mann, der während seines Hafturlaubs in eine komplizierte Geschichte verstrickt wird. „A Hero - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ erzählt von Protagonisten Rahim. Als dessen Freundin eine Tasche mit Goldmünzen findet, hofft er, damit seine Schulden bezahlen zu können, entscheidet sich dann aber doch dafür, die Tasche zurückzugeben. Seine Geschichte wird zur großen Jubelstory, bis sich das Blatt gegen ihn wendet. Letztlich ist Farhadis Drama auch ein Film, das moralische Fragen in einem unmoralischen System aufwirft.

A Hero - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani, Iran/Frankreich 2021, 127 Min., FSK ab 12 Jahren, von Asghar Farhadi, mit Amir Jadidi und Mohsen Tanabandeh
„Abteil Nr. 6“ - Roadmovie erzählt von russischer Zugreise
Berlin (dpa) - Für Archäologiestudentin Laura läuft vieles anders als gedacht. Eigentlich wollte die Finnin mit ihrer Partnerin in den russischen Norden reisen, um die Felsmalereien von Murmansk anzuschauen. Doch ihre Liebhaberin lässt sie hängen. Laura fährt also alleine und trifft im Zugabteil den russischen Bergarbeiter Ljoha. Mit Atmosphäre, Witz und viel Wärme wird von der Begegnung zweier Menschen erzählt, die sehr unterschiedlich sind. An dem Roadmovie zeigt sich aber auch, dass das Weltgeschehen die Filmszene erfasst. In einem offenen Brief kritisierten Verleih und Produktionsfirma, die Cinestar-Kinos wollten den Film wegen des russischen Darstellers nicht zeigen. Eine Sprecherin der Kinogruppe sprach dagegen von einem Missverständnis - der Film werde ins Programm genommen.
Abteil Nr. 6, Finnland/Deutschland/Estland/Russland 2021, 106 Min., FSK ab 12 Jahren, von Juho Kuosmanen, mit Seidi Haarla und Yuriy Borisov dpa