„Der Pass“ auf Sky: So viele Dunkelheiten

Mit der dritten Staffel endet die faszinierend durchgestylte Serie „Der Pass“ auf Sky .
Wenn man überlegt, was von Anfang an das Besondere war an der Thriller-Serie „Der Pass“, was bei der dritten und letzten Staffel noch immer das Besondere ist, dann ist es der Wille, diese acht Mal rund 45 Minuten durchzustylen bis ins Letzte. Keine Fichtennadel fällt in dem Wald, der in allen drei Staffeln eine der Hauptrollen spielt, ohne dass es die Regie will. Kein Lichteinfall, kein Nebelschleier scheint zufällig, jede ominöse Färbung gewollt und geplant. Der Dunkelheiten sind viele verschiedene in „Der Pass“, hell ist es selten in dieser Welt, in der diesmal Serienmörder, Satanisten, Reichsbürger umgehen. Und was bei weniger Geschick – Regie diesmal: Christopher Schier und Thomas W. Kiennast – als Zuviel empfunden werden könnte, kann hier minimalistisch, dabei elegant erscheinen.
Die Geschichte, die wie in den bisherigen zwei Staffeln springt, vor und zurück, die keine Rücksicht darauf nimmt, ob der Zuschauer, die Zuschauerin einen Moment unachtsam war und darum gleich etwas nicht ganz kapieren wird, dreht sich diesmal um mysteriöse, vielleicht rituelle, möglicherweise von Satanisten, oder von Anhängern einer Sagengestalt begangene Morde. Die Polizei sucht nach einer Verbindung, Ellie Stocker ist sicher, dass es eine geben muss. Der österreichische Kollege Gedeon Winter ist indessen abgelenkt durch private Ermittlungen. Gemälde von spärlich bekleideten Knaben spielen eine Rolle, Winter scheint sie alle abfackeln zu wollen.
Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek sind ein weiterer Grund, warum man von dieser Serie nicht lassen kann (gut also, dass sie mit dieser Staffel vorbei ist?). Jentsch als Terrier, der sich verbeißt, nicht nachgeben kann, eine, für die der Beruf nicht nur ein Beruf ist, die die Intrige nicht scheut, um doch noch Leiterin dieser Ermittlung zu werden. Ofczarek als undurchsichtiger Einzelgänger, aber auch mit einer Kugel im Kopf und leidend wie ein Hund. Jentsch tut alles, um Ermittlungen gegen ihn anzustoßen; denn das Bauprojekt Gössen nimmt im Naturschutzgebiet seinen Lauf, Gedeon Winter hat Frau Gössen einen, vielleicht sogar mehrere Gefallen getan.
Dazwischen geschnitten wird, wie Ellie Stocker vor den Internen alles wieder zurücknimmt: Nein, ihr Kollege hat keine Waffe aus der Asservatenkammer geschmuggelt, sie hat sich getäuscht. Der Ermittler von der Internen glaubt ihr kein Wort.
Noch einmal diese Präzision
Auch „Der Pass“ arbeitet mit Versatzstücken, mit nicht zuletzt aus den ersten beiden Staffeln vertrautem Thriller-Personal: der ehrgeizige Journalist, der zu weit geht, gespielt von Lucas Gregorowics; der Mörder, der seine Strafe verbüßt hat und jetzt in einer Schlachterei arbeitet, gespielt von Peter Miklusz; ein geheimnisvoller Mann im Wald, gespielt vom großartigen August Diehl. Aber es sind eben jede Kameraeinstellung, jeder Dialog, jede Motivwiederholung so präzise gesetzt, dass der alles überwölbenden, geradezu vibrierenden Stimmung schwer zu entkommen ist. Und wenn minutenlang niemand spricht, übernehmen Wald, Felsen, Fluss, übernimmt eine gewaltige Natur.
„Der Pass“, Staffel 3: Eine Doppelfolge ab 20:15 Uhr, danach donnerstags je eine Folge auf Sky One.