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Bremen-Tatort „Donuts“: Und wieder quietschen die Reifen

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Von: Sylvia Staude

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Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) will Marie (Luisa Böse) helfen.
Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) will Marie (Luisa Böse) helfen. © Radio Bremen / Jörg Landsberg

Der Bremen-Tatort „Donuts“ erzählt von der Liebe zum Rasen und der heillosen Familie Moormann.

Die sogenannten Donuts, kreisförmiger schwarzer Reifenabrieb auf dem Asphalt, machen aus der Vogelperspektive am meisten her. Aber nicht nur darauf guckt der neue Bremen-Tatort mit dem Titel, der mit Gebäck hier nicht das Mindeste zu tun hat, gern von oben. Er zeigt mit Autos dicht gefüllte Parkplätze, sich wie an einer Schnur auf Schiffe fädelnde Neuwagen, aber auch nächtliche Verfolgungsjagden – nächtlich, damit das Blaulicht der Polizeiautos auch schön zur Geltung kommt.

Bremen-„Tatort“ am Sonntag: Optisch ein Gewinn, spannungstechnisch nicht

Optisch ist das ein Gewinn, spannungstechnisch leider nicht. Überhaupt können Sebastian Ko, Buch und Regie, und Mathias Schnelting, Buch, die Faszination, den vielleicht ja tatsächlich herrlichen Rausch des schnellen Fahrens nicht so ganz vermitteln. Aber Marie, Luisa Böse, ist ihm schon als Kind erlegen. Unglücklicherweise ist die junge Frau mit Tunern und Posern befreundet, die offenbar auch üble Dinge drehen. Und dann ist sie noch die Halbschwester von Kommissarin Liv Moormann, Jasna Fritzi Bauer.

Die ältere Schwester, die ihre oft abwesende Mutter einst beim Jugendamt meldete, versucht also, Marie erstmal rauszuhalten aus dem Fall, der mit einem ermordet im Kofferraum eines Neuwagens liegenden Hafenarbeiter beginnt – das Blut läuft (eher unwahrscheinlich) raus, so findet man ihn. Der Tote ist der Onkel des jungen, undurchsichtigen Autoschraubers Georghe, Adrian But, in den Marie so schrecklich verliebt ist. Damit das ebenfalls jeder kapiert, hat sie ein L und O auf die Hand tätowiert, er ein V und E.

Um aber vor allem anderen die traurige Geschichte der Halbschwestern und ihrer verkorksten Kindheit zu erzählen, räumt „Donuts“ Moormanns Kollegin Linda Selb, Luise Wolfram, aus dem Weg – sie wird von Europol mal kurz nach Brüssel geholt. Dort ist schon der vorherige Mit-Ermittler Mads Andersen, Dar Salim. Beide schaffen am Ende ruckzuck die Auflösung, den größeren Zusammenhang des Bremer Mordes, herbei. Derweil Liv Moormann Hilfe bekommt von ihrem alten Freund Robert, Patrick Güldenberg, ein Kommissar, der gerade mal übrig zu sein scheint – weil er schwul ist und die Kollegen ihn für ein Weichei halten? Mal sehen, ob man Güldenberg wiederbegegnen wird, als vierten im Bremer Team.

„Tatort“ „Donut“ aus Bremen: Klischees, Andeutungen - und blasse Hauptfiguren

Er spielt hier die im Tatort gern verwendete Rolle des verständnisvollen Freundes/Kollegen, der Livs Vertuschungen eine Weile deckt, bis er sie nicht mehr decken kann. Indessen sie versucht, mit ihrer Schwester zu sprechen. Sie sitzen in der ziemlich abgeschrappten Wohnung am Tisch, als die Mutter (Angelika Richter) nach Hause kommt: betrunken und mit einem weiteren Lover.

So ist „Donuts“ einer von diesen Tatorten, denen eine Szene genügt, um eine Figur mit ein, zwei Klischees zu versehen und dann abzuräumen – hier: die männerverrückte, alkoholkranke Mutter, die sich nicht um die Kinder gekümmert hat. Aus dem einen Kind ist trotzdem etwas geworden, wie es so schön heißt. Das andere hat auf der Kartbahn ein Zuhause gefunden. Der Besitzer hatte ein Herz für Marie. Aber warum ging sie plötzlich nicht mehr hin?

Dies und das wird angedeutet, dies und das angefangen, aber dann verläppert es. Die eigentliche Krimihandlung läuft so mit, was auch in Ordnung wäre, wenn dafür die Zeichnung der Hauptfiguren intensiver wäre. Gern wüsste man zum Beispiel mehr über die offenbar sehr liebevolle Beziehung des coolen Georghe zu seinem Bruder Oleg mit Downsyndrom (der famose Jonas Halbfas). Aber da kommt schon die nächste Verfolgungsjagd.

„Tatort: Donuts“, ARD, So., 20.15 Uhr.

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