Themas aufzuzeigen. Dabei schildern sie, wie es in einer Schweinemastanlage aussieht, begleiten Aktivist:innen für Tierrechte, besuchen Unternehmen, die in der Ernährungsbranche tätig sind, oder unterhalten sich mit Wissenschaftler:innen und Politiker:innen. So unterschiedlich die Position aller Ansprechpartner:innen auch konkret ist, als Ganzes sind sich alle darüber einig, dass unser Ernährungskreislauf auf Ausbeutung der Natur, Ineffizienz und ethisch wackligen Praxen basiert.
Um ihre Argumente zu untermauern, befragen Funk und Schmidt in der einen Folge mit dem Untertitel „Fleisch aus dem Labor“ von „Wen dürfen wir essen?“ auf Arte die Klimawissenschaftlerin Cynthia Rosenzweig. Die US-Amerikanerin ist Teil des Weltklimarats, der alle sechs bis sieben Jahre einen Bericht über den Stand der Wissenschaft zum Thema Klimaentwicklung verfasst. Darin wird klar, welche Bedeutung unsere Ernährung dabei zukommt.
Mit einer Reihe von bunt animierten Grafiken versucht der Film, die wichtigsten Daten anschaulich
zu machen. So erfährt man, dass Rinder für 70 Prozent der Treibhausgasausstöße, die auf das Konto der Landwirtschaft gehen, verantwortlich sind. Das Methan, das eine Kuh jährlich produziert, entspricht dem Co2-Äquivalent, das durch 20.000 Kilometer Autofahren entsteht.
Am aufschlussreichsten ist die Aufstellung, die die Auswirkung einer fleischlosen Ernährung aufzeigt. Daraus ist erkennbar, dass selbst die Entscheidung, nur noch Fischfleisch zu essen,massgeblich helfen würde, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren – nämlich um 4 Milliarden Tonnen. Und schon eine allgemeine Reduktion der insgesamt verzehrten Fleischmenge hätte positive Effekte. Um dazu zu animieren, lässt sich die Wirtschaft bereits auf die Produktion von alternativen Produkten ein. Und auf diese Weise verlagert sich die Lebensmittelgewinnung vom Stall ins Labor.
Die Autoren der Dokumentation „Wen dürfen wir essen?“ auf Arte haben die Forschungsabteilung des deutschen Unternehmens „Rügenwalder Mühle“ besucht. Eindruck macht die Aussage der Mitarbeiter, dass die Fleischersatzprodukte der Firma, die erst seit ungefähr sechs Jahren auf dem Markt sind, bereits riesige Erfolge einfahren. Sie übertreffen offenbar bereits den Umsatz der restlichen Produktion. Dass die vegetarischen und veganen Varianten also im Vergleich zu echten Fleischprodukten immer noch unverhältnismäßig teuer sind, ist vor diesem Hintergrund umso unverständlicher.
Darauf kommt der Film leider nicht zu sprechen, obwohl es doch ein durchaus wesentlicher Aspekt zu sein scheint. Würde der Preis gesenkt, ließen sich doch vermutlich weitere Menschen dafür begeistern. Um die Beliebtheit dieser Produkte kümmert sich auch das US-amerikanische Unternehmen„Impossible Food“, das zum Thema Aromastoffe forscht. Würden die Fleischersatzprodukte noch mehr nach echtem Fleisch schmecken, würden sie besser funktionieren, sind die Mitarbeiter überzeugt. Ob sich die Begeisterung der Verbraucher in Zukunft auch auf sogenanntes „In-vitro-Fleisch“ erstrecken wird, möchte man bezweifeln.
Donnerstag, 4. August 2022, 19.40 Uhr, Arte
Als letzte Station ihrer Recherchearbeit zum Thema „künstliches Fleisch“ stellt „Wen dürfen wir essen?“ auf Arte ein Labor in Israel vor. Hier hat man aus Zellen eines Tieres ganze Zellkulturen angelegt. In riesigen Tanks vermehren sich die Zellen und bilden schließlich Fleisch heraus, das verzehrt werden kann. „Future Meat“ sieht sich als Pionier im Feld der menschlichen Ernährung. Keine Tiere müssten mehr sterben, keine Wälder mehr gerodet, um den Bedarf an Fleisch der Menschheit zu decken.
Man könnte sogar die Menschen ernähren, die jetzt an Hunger leiden. Diese visionäre Vorstellung bräuchte allerdings noch einige technische Fortschritte, um Realität werden zu können. Aktuell scheint der Herstellungsprozess nämlich noch viel zu teuer und zu anfällig zu sein, um in großem Umfang bestehen zu können.
In der Kürze der einzelnen Beiträge vermittelt die Serie „Wen dürfen wir essen?“ auf Arte interessante Informationen und Denkanstösse. Nicht jede Grafik und die darin in einem rasanten Tempo präsentierten Zahlen können allerdings in ihrer Schlüssigkeit überzeugen. Auch hätte man sich ein weniger auffälliges Gewicht auf US-amerikanische Ansprechpartner gewünscht. Die Autoren betonen zwar, dass das Thema ein weltweites ist, erreichen aber einen nur reduzierten Grad an Internationalität oder gar kultureller und sozialer Vielfalt. Ihr Beitrag ist daher ein Anfang, für den man sich eine Fortsetzung wünscht. (Teresa Vena)
„Dianas letzte Nacht – Liebe, Leben, Legende“ blickte im ZDF zum 25. Todestag von Prinzessin Diana und Dodi Al-Fayed auf die letzten verhängnisvollen Tage.