Anne Will, Das Erste, von Sonntag, 13. März, 22 Uhr. Die Sendung im Netz.
Weiter noch ging Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba. Deutschland habe dazu beigetragen, die aktuelle Macht Putins zu stärken. So habe etwa der Bosch-Konzern militärisches Gerät nach Russland verkauft. Er erhoffe sich aber von Deutschland zum einen Waffenlieferungen und zum anderen, dass das Land eine Führungsposition auch bei den Sanktionen einnehme und nicht wie bislang als Hauptbremser agiere. „Sie sollten Ihre Fehler korrigieren.“ Zumal die Ukraine nicht Putins letztes Ziel sei. Das hatte überraschend auch Habeck geäußert: Er sehe nicht, „dass das nach der Ukraine aufhört“. Und Roderich Kiesewetter konnte von den Befürchtungen Moldawiens berichten, das ja mit Transnistrien schon eine russisch dominierte Abspaltung erleben musste.
Der CDU-Parlamentarier berief sich bei seiner Forderung nach einem Embargo auf eine Umfrage, nach der 55 Prozent der Deutschen dafür seien. Eine fragwürdige Argumentation, befand Lars Klingbeil (SPD) bei Anne Will (ARD), der auf die Angst vor erhöhten Benzinpreisen verwies. Dabei hatte sich ja Kiesewetters Parteifreund Tobias Hans, Landeschef in Saarbrücken, unrühmlich mit einem Video an einer Tankstelle hervorgetan. Klingbeil beteuerte, bei einem sofort verhängten Embargo werde „massiver Schaden“ für die Bundesrepublik entstehen.
Alle Will in der ARD - Sendung vom 14.03.2022 | Die Gäste der Sendung |
Robert Habeck | Bündnis 90 / Die Grünen,Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz |
Lars Klingbeil | SPD-Vorsitzender |
Roderich Kiesewetter | CDU, Mitglied des Bundestages und Oberst a.D. |
Claudia Major | Politikwissenschaftlerin, forscht in Sicherheitspolitik |
Katja Petrowskaja | Schriftstellerin |
Claudia Major bestätigte, dass die Folgen eines Embargos auch eher langfristig wirkten. „Halten wir das länger durch?“ Andernfalls drohe die Regierung den Rückhalt bei den Wählern zu verlieren. Das erinnerte dann doch an die Angst der Merkel-Regierung beim Thema Migration vor der Bevölkerung, die man „mitnehmen“ müsse. Deutschland nach wie vor von Angst gesteuert?
Katja Petrowskaja konnte in der ARD diese Erwägungen nur schwer ertragen: Spritpreise auf der einen, Menschenleben auf der anderen Seite? Mit einem raschen Embargo könne man Putin das Rückgrat brechen. Sie hatte ganz konkrete Angst um ihre Stadt Kiew, der womöglich im Ukraine-Krieg unmittelbar ein Angriff drohe. Wenn man zögere, werde man noch teurer bezahlen, denn Putin verstehe nur Stärke. Und: „Demokratie ist immer schwächer als die Tyrannei“.
Dieses Mal hoffentlich nicht. (Daland Segler)