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Richard David Precht und Markus Lanz sind sich mal wieder einig

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Von: Christian Horn

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Markus Lanz
Moderator Markus Lanz und Gast Richard David Precht zu Beginn der Sendung. (Screenshot) © ZDF

Podcast-Partner Markus Lanz und Richard David Precht plaudern im ZDF, während zwei Frauen nur Stichworte bleiben: die TV-Kritik.

„Mir macht das Angst, ich find das schlimm“, sagte Markus Lanz am Ende zu seinen Gästen, als der Abspann der ZDF-Sendung anlief. Bezogen war das auf Roboter im Altenpflegebereich, konkret die Kuschelrobbe Paro, die Demenzkranken Trost spendet. Mulmig wurde gewiss auch manchen Zuschauer:innen zumute beim Talk über die Zukunft der Arbeitswelt. Dabei schlugen der Philosoph Richard David Precht, die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer und die Robotik-Expertin Kenza Ait Si Abbou auch optimistische Töne an, die neugierig auf den Wandel machen.

Als Platzhirsch der offenen Talkrunde erwies sich Richard David Precht, der dem Moderator durch den gemeinsamen ZDF-Podcast LANZ & PRECHT persönlich bekannt ist. Der vielleicht daher rührende Plauderton, den Precht im Brustton der Überzeugung anstimmte, drängte die Ökonomin Schnitzer und mehr noch die Ingenieurin Abbou in eher stichwortgebende Rollen.

Markus Lanz (ZDF): Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung?

Einleitend gaben die Gäste einen Abriss zum Arbeitsbegriff und aktuellen Veränderungen. Anders als früher solle Arbeit heute Spaß machen und sinnstiftend sein, eine „riesige Veränderung“ konstatiert der Philosoph Precht. Am Beispiel der Gastronomie schildert Monika Schnitzer die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt. Viele aus dem Gastro-Bereich „hatten keine Lust mehr auf Kurzarbeit“, sagt die Ökonomin, und sich neu aufgestellt.

Nun fehlen Servicekräfte, die künftig von Robotern ersetzt werden könnten. Der kellnernde Blechkamerad trifft bei Precht jedoch auf wenig Gegenliebe. Der Autor will nicht „von einem Gastro-Roboter abgespeist werden“. Stattdessen müssten die Servicekräfte mit besserer Vergütung zurückgeholt werden. „Sehr viele Menschen sind zu schlecht bezahlt,“ sagt Precht, daher sei eine Veränderung gut. Als größtes Arbeitsfeld der Zukunft sieht er die „Empathie- und Kreativitätsberufe“, insbesondere die Pflege.

Gäste bei Markus Lanz am Donnerstag, 14. AprilBeruf
Richard David PrechtPhilosoph/Autor
Monika SchnitzerÖkonomin/Wirtschaftsweise
Kenza Ait Si AbbouIngenieurin/Expertin für künstliche Intelligenz und Robotik

Die Ingenieurin Kenza Ait Si Abbou erklärt die „Automatisierung der großen Fabrikhallen“, bei der Künstliche Intelligenz und Roboter die Logistik übernehmen. Dass der damit verbundene Verlust an Arbeitsplätzen kein historisches Novum ist, ordnet Monika Schnitzer ein. Vor einhundert Jahren arbeiteten 40 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft, erklärt die Ökonomin, heute nur noch 2 Prozent. Mit neuen Technologien seien immer „neue Jobs entstanden und andere überflüssig geworden.“ Die KI-Expertin Abbou sieht Gutes in der Automatisierung manch eintöniger Prozesse. „Eigentlich verhalten wir uns gerade wie Roboter,“ findet Abbou mit Blick auf sich wiederholende Arbeitsabläufe.

Markus Lanz (ZDF): Grundeinkommen als „Alternative zum Arbeitszwang“?

„Wir werden in eine Gesellschaft kommen, in der wir deutlich weniger arbeiten,“ prognostiziert der Philosoph Richard David Precht bei Markus Lanz im ZDF. Von hier fiel die Überleitung zur Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens leicht, das lebhaft diskutiert wurde. Precht sieht das Grundeinkommen als „Alternative zum Arbeitszwang“ – und damit als probates Mittel gegen Ausbeutung. Zweifel meldet die Wirtschaftsweise Schnitzer an. Durch die Bedingungslosigkeit könne ein falsches „Wir erwarten nichts mehr von euch“ gesendet werden. Und eine Ungleichbehandlung moniert Schnitzer: Durch die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten an verschiedenen Wohnorten hätten manche weniger vom fixen Betrag. Für Precht sind das „Mikro-Ungerechtigkeiten“, die zu vernachlässigen sind.

Markus Lanz

Hier finden Sie die Sendung in der ZDF-Mediathek

„Eigentlich ist die Idee faszinierend,“ meint Lanz zum Grundeinkommen. Für Precht ist es auch in Bezug auf das Rentenproblem der nächste logische Schritt. Es sei paradox, dass die Leute in der „reichsten Überflussgesellschaft, die die Welt je gesehen hat“ immer länger arbeiten sollen. Kurz geht es noch um die eingangs erwähnten Roboter in der Altenpflege. „Es gibt heute schon Roboter, die Empathie simulieren,“ erklärt Kenza Ait Si Abbou. Eine Kuschelrobbe mit KI sei „besser als nichts“. Lanz gruselt die Vorstellung, Precht differenziert: „Als Assistent ist der Roboter in der Altenpflege sinnvoll, als Ersetzer menschlicher Zuneigung ist er eine humane Katastrophe.“ (Christian Horn)

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