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Synergie

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Von: Stephan Hebel

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Chris Hipkins ist der neue Premierminister von Neuseeland.
Chris Hipkins ist der neue Premierminister von Neuseeland. © Mark Mitchell/dpa

Ministerium für Erziehung der Polizei? Nein, nein, da haben wir uns verhört. Ministerium für Erziehung und Polizei. Auch nicht schlecht. Die Kolumne „Times mager“.

Wenn Sie Chris Hipkins noch nicht kennen, machen Sie sich keine Sorgen, hier kommt das Wichtigste: Chris Hipkins ist der neue Premierminister von Neuseeland. Das Zweitwichtigste: Vorher war er, wie uns das Internet mitteilt, „Erziehungs- und Polizeiminister“, andere Quellen sprechen von einem „Minister für Erziehung und Polizei“.

Lassen wir die polemische Frage, ob nicht eigentlich „Minister für Erziehung der Polizei“ gemeint sei, beiseite, denn wir wissen ja gar nicht, ob Neuseeland so etwas braucht. Neuseeland ist schließlich nicht Hessen, das Polizeischulfach „Nazifreie Chatgruppen“ könnte dort womöglich überflüssig sein.

In Wirklichkeit hat Chris Hipkins nicht etwa ein für Erziehung und Polizei zuständiges Ministerium geleitet, wie man meinen könnte, sondern eins für Erziehung und eins für Polizei. Das ist etwas enttäuschend, denn eine gemeinsame Behörde für beides hätte ohne Zweifel innovativen Charakter.

Nehmen wir zum Beispiel die Silvesterkrawalle, die (um Sie mit Friedrich Merz auf den neuesten Stand zu bringen) ausschließlich im SPD-regierten Berlin stattfanden und stattfinden konnten, jenem Biotop, wo die „kleinen Paschas“ leben und ständig herumtoben, weil sie keine Lust haben, sich im Finanzsektor nützlich zu machen. Trotzdem hat es danach wieder die üblichen Debatten gegeben, weil die linken Luschis mit Prävention anfingen, wo es doch nur um Strafe geht. Aber jetzt stellen Sie sich vor, es gäbe ein Ministerium für Erziehung und Polizei: Träumchen, die blanke Synergie von Prävention und Repression!

Der Gedanke erscheint nur denjenigen fernliegend, die zwischen den Aufgaben von Erziehung und Polizei Unterschiede konstruieren, die es gar nicht gibt. Ist nicht jeder Polizist (und ja, von mir aus, jede Polizistin) quasi von Natur aus auch eine Lehrkraft? Besteht nicht der gemeinsame Nenner beider Disziplinen in der Verbreitung von, genau: Disziplin? Wem hat es je geschadet, in der Schule wie auf der Straße mit zunächst freundlichen, bei Bedarf unter Körpereinsatz erteilten Ermahnungen und Verweisen gefördert zu werden?

Es bedarf eigentlich nicht der Erwähnung, dass in einem solchen System zwar Polizei- auch als Lehrkräfte fungieren könnten, aber bitte nicht umgekehrt. Und damit zurück zu Neuseeland: Das dortige Verfahren (vormittags Erziehungs-, nachmittags Polizeiminister) zeugt nicht zuletzt von öffentlicher Sparsamkeit durch klug genutzte Synergien. Stellen Sie sich nur vor, es gäbe (nur als Beispiel) Christian Lindner und Robert Habeck in einer einzigen Person, sozusagen. Was uns das alles ersparen würde, nicht auszudenken.

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