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Selfiebär

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Von: Sylvia Staude

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Fotoreihe von Bärselfies, Boulder Colorado.
Oh, da habe ich im falschen Moment geblinzelt, ich versuch’s noch mal ... © IMAGO/Cavan Images/Screenshot: Twitter, Boulder OSMP/Montage: HEADLINE24

Während wir unsere Aufmerksamkeit auf die Maschinen richten, bereitet diversen Anzeichen nach die Tierwelt schon die Übernahme der Erde vor.

Sehe ich von rechts besser aus? Kommt meine schlanke Schnauze so gut zur Geltung? Oh, da habe ich im falschen Moment geblinzelt, ich versuch’s noch mal. Vielleicht mit ein wenig mehr Abstand?

Während der Mensch sich Sorgen macht, dass irgendwann die künstliche Intelligenz übernehmen könnte - der auf diesen Seiten schreibende Mensch etwa befürchtet, dass demnächst eine humanoide Roboterin in der Ballettpremiere sitzen und jeden einzelnen Schritt speichern wird, so dass sie/es viel besser beurteilen kann, wo das Ensemble gepatzt hat –, während also wir unsere Aufmerksamkeit auf die Maschinen richten, bereitet diversen Anzeichen nach die Tierwelt schon die Übernahme der Erde vor. (Obwohl wir hier von Tierwelt sprechen, ist uns doch bewusst, dass wir dazugehören. Wir sind nur leider die dümmste Spezies.)

In Colorado hat ein Schwarzbär vor einer sogenannten Wildkamera mehr als 400 Selfies geschossen. Im Internet amüsiert sich nun die Menschenwelt darüber, tippt auf Eitelkeit (siehe oben) und schließt damit wieder einmal von sich auf andere. Verantwortliche für die Auswertung der Kamera betonen, dass die meisten Tiere einfach daran vorbeigehen, „auf der Suche nach Nahrung oder einem Ruheplatz“. Nur dieser Bär habe „die Gelegenheit ergriffen“.

Aber welche Gelegenheit soll das sein, wenn nicht die, sich schon mal ins rechte Licht zu rücken für den Wahlkampf, sobald Homo sapiens (was für ein Irrtum schon die Eigenbenennung!) abgetreten ist. Sehen wir nicht das Glitzern im Auge des Bären?

Während wir Hunde trainieren, uns mittels Tasten ihre Wünsche mitzuteilen, konditionieren vielleicht sie uns, so dass sie endlich dieses demütigende Schwanzwedeln und Hochspringen sein lassen können. Während wir glauben, dass unsere Katze auf Mäusejagd geht, trifft sie sich mit Nachbars Katze, um schon mal die Übernahme von Bett und Kühlschrank zu besprechen. Die schlauesten der schlauen Krähen debattieren indessen, wie es für sie weitergehen kann, sobald der Mensch keine Mit-Tiere mehr platt fährt. Sollen sie den Schwarzbären wählen oder ist der nicht doch nach Menschenart zu sehr mit sich selbst beschäftigt? 400 Porträtfotos, meine Güte. Der Wolf scheint ihnen da eine sicherere Bank.

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