Panikknopf

Vor was hat man Angst? Spinnen? Nadeln? Clowns? Und hilft es, einen Knopf zu drücken?
Wenn es nur so einfach wäre. Sie begegnen auf der Fressgass einem Clown, drücken den Panikknopf, schon kommt ein Polizist um die Ecke und verhaftet den Clown. Oder Sie stehen unverhofft vor einem Schlagloch (okay, streichen Sie in Frankfurt das „unverhofft“), drücken auf den roten Knopf, schon biegt ein Wagen mit dampfendem Teer in die Straße ein. Uff. Oder Sie fürchten sich vor Nadeln – nun ja, schwierig in diesen Tagen, man müsste Ihnen jemanden zur Seite stellen, der Ihnen immer ganz schnell die Hand vor Augen hält.
Aber wer weiß, vielleicht gehört auch das zum Service der US-amerikanischen Firma ADT, die Menschen, die wegen einer Phobie oder aus anderen Gründen (etwa: Essen angebrannt, gleich werden die Gäste klingeln) in Panik geraten, zügige Hilfe verspricht. Sie hat außerdem untersucht, wovor sich Einwohner und Einwohnerinnen aller US-Staaten am meisten fürchten. In Wyoming waren es Clowns. In Hawaii und New Mexico Löcher (leider ohne genauere Angaben über Umfang und Tiefe). In Utah Nadeln. Könnte es sein, dass sich hier rächt, dass Utah auch der „Beehive-State“, der Bienenkorb-Staat genannt wird?
Im vergangenen Jahr belegte die Angst vor anderen Menschen in den USA den Phobien-Gesamtspitzenplatz; das leuchtet ein: Wenn es in den USA kein hustender Mensch war, der einen um die Ecke bringen konnte, war es ein um sich schießender. Diesmal ist es allerdings das Bibbern vorm Versagen; in zehn der Staaten liegt es auf Platz eins. Gefolgt von „Blut“, gefolgt von „Wasser“. Abgeschlagen die gute alte Flugangst, Spinnen und Schlangen – Letztere haben es nur in Kansas ganz nach vorn geschafft. Aber womöglich haben sie auch ihren Anteil an der „Angst vor dem Draußen“, von der besonders die Bewohner und Bewohnerinnen von North und South Dakota sowie Connecticut geplagt zu sein scheinen. Ausgerechnet US-Staaten, die es eher noch schön und ruhig haben, bis auf den einen oder anderen Bären, Hirsch, Wildesel, den einen oder anderen Präriehund.
Aber vielleicht fürchtet man sich ja am meisten vor Dingen, deren Schrecklichkeit man sich bisher nur vorstellen konnte und von Mal zu Mal schlimmer vorstellte, ohne das Grausen mit der Realität abgleichen zu können – weil diese Dinge im eigenen Leben nicht vorkommen (aber könnten sie das nicht? Ist das hundertundzweiprozentig ausgeschlossen?). So dass die Redakteurin eher das Krokodil im Baggersee fürchtet, ein wenig auch den Clown auf der Fressgass, als die neue deutsche Rechtschreibung. Die Angst davor trägt den Namen „Neoorthographogermanophobie“ – ein Wort, das seinerseits wieder eine eigene Phobie auslösen kann.