Monika
Was waren das nur für eigentümliche Zeiten, als Schlager noch unwidersprochen mit Sätzen endeten wie „Ein Klassegirl, ein Rassegirl ist Monika“?
Es ist ja so, davon war hier bereits die Rede, dass Menschen angesichts einer krisenhaften Gegenwart gern in Nostalgie verfallen. Glänzend erscheinen dann die Zeiten, in denen zwei Großmächte einander in schöner Ordnung mit atomaren Langstreckenraketen bedrohten, auf Wasserflaschen nicht „vegan“ stand, der Rauch aus dem Kohlekraftwerk nach Wohlstand roch und Schlager unwidersprochen mit Sätzen endeten wie „Ein Klassegirl, ein Rassegirl ist Monika,
Mo-Mo-Monika, Mo-Mo-Monika./Sie ist mein Typ, ich hab sie lieb, die Monika,/Mo-Mo-Mo-Mo-Monika allein“ (Peter Orloff, 1969).
Monica, hier mit „c“ statt „k“, wurde allerdings auch 2022 in der Zeitung erwähnt, als es um die ersten schreiberischen Schritte eines alten Journalisten ging. Die fanden genau zu der Zeit statt, in der Orloff den 68ern seine Mo-Mo-Mo-Mo-nika entgegenschmetterte, und getippt wurde, die Formulierung sei gestattet, auf der Monica.
Warum Monica, die Schreibmaschine, so hieß, ist nicht so leicht zu erraten. Vielleicht, weil der Chef in der geordneten BRD AG seine Sekretärin mit Vornamen und „Sie“ anzusprechen pflegte, bevor er in die Kneipe ging und den anderen Chefs mitteilte, seine Monika oder Monica sei nun wirklich ein „Rassegirl“.
Zudem – das gelbe Exemplar des alten Journalisten war kompakt und reisetauglich – stand das „c“ für jenen exotischen Beiklang, den die Deutschen liebten, seit sie sich an den Gardasee zu begeben pflegten. Heute bekommen Sie das gute Stück als „Sammler Vintage Schreibmaschine“ für knapp 450 Euro.
Kaum war die Monica in der Zeitung erwähnt, meldete sich die liebe Kollegin L. mit einem Foto. Bei Bedarf „leihe ich dir gern meine alte Monica“, schrieb sie, und das war sehr liebenswürdig, aber ehrlich gesagt: Das Ding wirkte in dieser Version doch allzu modern, es sah mindestens nach 70ern aus. Dennoch, liebe Kollegin L., der gute Wille zählt, danke.
Wenig später übermittelte der freundliche Leser G.-O. die tragische Geschichte seiner Monica. Kurz zusammengefasst läuft sie darauf hinaus, dass es einer Schreibmaschine nicht guttut, wenn die Buchstabenhebel auf dem Weg zum Farbband durch mit Kirschen und Weinbrand gefüllte Pralinen aufgehalten werden.
Im Falle des freundlichen Lesers G.-O. hatte der Sohn das Naschzeug in der Maschine deponiert, ohne dass der Vater es merkte, so dass sein Schreibversuch erstens im Weinbrand-Regen endete und zweitens in derart verklebter Mechanik, dass Monica den Weg alles Irdischen ging.
Man beachte die Naschgewohnheiten der BRD AG, aber vor allem dürfte nun klar sein, dass auch damals nicht alles gut war.