Miez Miez

Sie glauben, Ihre Katze versteht sie nicht? Glauben Sie uns, das Tier mag sie nur nicht verstehen. Aus gutem Grund. Die Kolumne „Times mager“.
Menschen, Tiere, kleine Sensationen: Heute möchte sich das Times mager damit beschäftigen, was der Mensch vom Tier zu wissen glaubt(e), das Tier aber besser weiß – beziehungsweise wann es sich, eben weil es manches besser weiß, ins Pfötchen beziehungsweise in die Schuppen lacht. Weil der Mensch zum Beispiel meint, das Tier höre oder verstehe ihn nicht, das Tier sich aber einfach nur dumm und taub stellt. Es hat Besseres vor, als nach unserer Pfeife zu tanzen.
Zuerst zu den Schuppen. Forschende der australischen University of Queensland haben festgestellt, dass Schlangen, obwohl ohne Außenohren und Trommelfell, sehr wohl hören können und auf Geräusche reagieren. Aber warum sollten sie uns das auf die Nase binden? Die Kreuzotter freut sich lieber im Insgeheimen über das erschrockene Quietschen der Wanderin, wenn sie über den Weg gleitet. Und schon gar nicht findet sie, dass sie einem „Hau ab!“ Folge leisten sollte. Können Zweibeiner nicht „bitte“ sagen?
Aber nun hat der Mensch von Schlangen noch nie sehr viel gehalten, sonst hätte er sich nicht diese lächerliche Geschichte mit dem Apfel und der Sünde ausgedacht und den Ruf der Serpentes dauerhaft beschädigt. Selbstverständlich hat die Schlange Adam und Eva eine feine fette Maus angeboten, sie war gar nicht so.
Kommen wir zu den Pfoten. Es ist eine für die Katzenfreunde und -freundinnen unter den Menschen (also alle außer jenen, die Hunde bevorzugen) bittere Erkenntnis: Katzen (und Kater) verstehen ihre Kraulerinnen und Futterdosenöffner ziemlich gut. Zwar hat ein Team der Université Paris Nanterre sich nicht getraut, das Offensichtliche zu formulieren, aber wir tun es unerschrocken: Liebe Katzenhalterinnen und -halter, euer Liebling möchte nicht, dass ihr wisst, dass er/sie weiß ... dass die Krallen nicht an der Ledercouch geschärft werden sollen, die Stores kein Kletterfelsen sind, die Maus nicht auf dem Perserteppich zerlegt werden soll und schon gar nicht in Teilen wieder ausgekotzt, sobald die Aufmerksamkeit der Menschen im Raum ganz dem TV-Krimi gilt.
Verhaltensforscherin Charlotte de Mouzon versichert in ihrer Studie, dass Katzen sogar unterscheiden können, ob ihre Versorgerin oder ihr Versorger mit ihnen spricht oder mit anderen Zweibeinern. (Das leuchtet unmittelbar ein, denn eher selten werden Familienmitglieder mit „Miez Miez“ angesprochen oder in Babysprech, wenn sich im Haus gar kein Baby befindet.)
Es ist hart, aber Ihre Katze denkt nicht daran, sich zu erniedrigen wie ein Hund: an der Leine spazieren gehen, Männchen machen, Befehlen folgen, Briefträger:innen verbellen, Stock apportieren. Behaupten Menschen, die sich einer Katze und ihren Launen unterwerfen, nicht immer, sie schätzten deren Unabhängigkeit? Eben. Ihre Katze, ihr Kater möchte Sie einfach nicht enttäuschen.