Eine Frage

Statistisch gesehen, lässt sich praktisch alles auch in Befragungen klären. Aber was bringt das?
Ziemlich genau die Hälfte von 2000 dazu befragten US-Amerikanern zeigte sich kürzlich überzeugt, dass es in irgendeinem Winkel der Erde noch Dinosaurier gibt. Davon war an dieser Stelle schon die Rede, heute fragt sich das Times mager: Wie muss man sich diese Umfrage vorstellen? Wie auf der Frankfurter Zeil, wenn einen jemand anspricht mit „eine Frage...“ und ob man nicht ein paar Minuten Zeit habe? Die ratsame Antwort lautet: „nicht“. Er oder sie stellt nämlich eher selten spannende Fragen nach Dinosauriern oder Messie im Main (sehen Sie, wenn man Sie gefragt hätte, hätten sie wenigstens schon mal gehört von Main-Messie, dem unordentlichen Ungeheuer), vielmehr will er oder sie wissen, ob Sie schon mal den Eyeliner von XY oder den Schokoriegel von ZZZ probiert haben, ob der Eyeliner schmeckte und der Schokoriegel wischfest war.
Dabei möchte der Mensch nach den wirklich wichtigen Dingen im Leben gefragt werden. Zum Beispiel nach der Verwendung von Erdnussbutter und Marmelade auf Brot. Daraus, dass 96 Prozent der Befragten angaben, zuerst die Erdnussbutter aufs Brot zu schmieren, könnten die restlichen vier Prozent lernen, dass das fette Zeug zuerst kommen muss. Oder schmiert irgendjemand die Margarine/Butter auf die Aprikosenkonfitüre drauf? Eben.
„Acht Prozent der Menschen lassen beim Küssen ihre Augen offen“: Da würde uns doch interessieren, ob die restlichen 92 Prozent nicht wenigstens ab und zu blinzeln. „Frauen, die romantische Romane lesen, machen um 74 Prozent häufiger Sex mit ihrem Partner, als solche, die keine romantischen Romane lesen.“ Hatten also diejenigen Recht, die junge Frauen einst eindringlich vor einer Romanlektüre warnten?
„69 Prozent der Männer sagen, dass sie lieber privat mit ihrer Freundin Schluss machen, als an irgendeinem Ort in der Öffentlichkeit.“ 31 Prozent machen also bevorzugt vor Zeugen Schluss, echt jetzt? Dabei ist schon ein öffentlicher Heiratsantrag ein Grund, die Beziehung auf der Stelle zu beenden. Aber gut, 29 Prozent der Männer behaupten in Umfragen, sie „machen jede Woche die Wäsche“. Allerdings vertrauen nur 7 Prozent der Frauen darauf, „dass ihre Männer es richtig tun“. Auch hier wünscht man sich eine Nachfrage. Falten also 22 Prozent der Männer die dreckige Wäsche, legen sie in den Schrank und tun so, als sei sie gewaschen? Verschusseln sie regelmäßig Socken? Geben sie den Kaschmirpulli zu ihrem Sporttrikot und waschen beides auf 90 Grad, denn sicher ist sicher?
„72 Prozent aller Menschen glauben an wahllos aufgestellte Statistiken“: Wie mögen sie nur auf diese Idee kommen?