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Von: Stephan Hebel

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Es müssen ja nicht gleich alle wissen, was man will als Partei.
Es müssen ja nicht gleich alle wissen, was man will als Partei. © Boris Roessler/dpa (Archiv)

Ja, für oder gegen was sind sie denn nun? Wahlplakate und ihre Deutbarkeit.

Es soll schon Wahlkämpfe gegeben haben, in denen Menschen vor Plakaten standen und sich fragten: Wofür steht nun wieder dieses Gesicht? Zum Beispiel, wenn neben dem Gesicht nur stand „Respekt“. Oder, gleicher Inhalt, vollständiger Nebensatz: „Weil es um die Menschen geht, wenn es um Deutschland geht“. Ist doch klar, ein Plakat ist keine Bibel, und es müssen nicht gleich alle wissen, was man will als Partei.

So viel zur jüngsten Bundestagswahl, aber in der kleinen Metropole ist alles anders. Das Metropölchen sucht eine Oberbürgermeisterin oder einen Oberbürgermeister, und Sie werden es kaum glauben: Die drei aussichtsreichsten Bewerbungen sind mit unmissverständlichen Botschaften verbunden, die Kandidatin und die Kandidaten sagen unverblümt, wofür sie sind. Nämlich: „für Frankfurt“.

Frankfurt wählt ein neues Stadtoberhaupt.
Frankfurt wählt ein neues Stadtoberhaupt. © Monika Müller

Naja, werden Sie jetzt einwenden, „für Offenbach“ wäre zwar eine schöne Abwechslung, aber eventuell wenig zielführend in Frankfurt am Main. Aber bitte, machen Sie sich nicht lustig. Sehnen wir uns nicht gerade in diesen Tagen nach dem Schulterschluss des demokratischen Lagers (Grüne, CDU, SPD)? Und ist nicht „Für Frankfurt“ allemal besser als „Für eine Stadt, die funktioniert“ (FDP)? Ja welche denn, bitte?

Zu bedenken ist zudem, dass die größten demokratischen Parteien zwar im unermüdlichen Einsatz für ihr wichtigstes Ziel (Frankfurt) den Schulterschluss üben, sich aber dennoch erheblich voneinander unterscheiden.

So ist der Kandidat der SPD einfach „für Frankfurt“, der CDU-Mann dagegen (beinahe hätte der Satz hier versehentlich geendet, aber das wäre unfair gewesen). Also: Der CDU-Mann ist im Gegensatz zum SPD-Mann „Mit ganzem Herzen. Für Frankfurt“. Punkt für den Christdemokraten! Hat es nicht etwas Vertrauenerweckendes, wie er zwischen dem ersten und dem zweiten Teil seiner Aussage dieses kleine Satzzeichen platziert, ganz im Stil der Werbetreibenden aus den, sagen wir, 90er Jahren?

Der Slogan der Grünen-Kandidatin dagegen heißt leider nicht „Der Aufbruch. Für Frankfurt“, sondern einfach „Der Aufbruch für Frankfurt“. Punktabzug! Und vom Sozialdemokraten wäre zumindest ein zünftiges „Mit Herz. Aufbruch für ganz Frankfurt“ zu erwarten gewesen.

Wie auch immer: Das ist Politik! Und noch ein Hinweis an die FDP: Für eine Stadt zu arbeiten, die funktioniert, wäre wirklich keine Kunst. Und ein bisschen mehr Ansprache für die eigene Klientel hätte man sich schon gewünscht bei der Partei der Immobilien-Besitzenden sowie Ver- und Entmietenden, zum Beispiel: „Weil Frankfurt euch gehört“. Aber blöd, das plakatiert schon die Linke, und die meinen es wohl irgendwie anders.

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