1. Startseite
  2. Kultur
  3. Times mager

Berechenbar

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Judith von Sternburg

Kommentare

Skelett Tyrannosaurus Rex
Der Markt für Dino-Skelette ist begrenzt. © Imago

Was kostet ein Tyrannosaurus? Und was die Idee eines kleinen Drachens? Von Kosten und Nutzen. Die Kolumne „Times mager“.

Eine Frage zu den Kosten vervollständigte Google jüngst mit drei Vorschlägen: Was kostet eine Wärmepumpe – Was kostet eine Scheidung – Was kostet eine Beerdigung. Eine ernüchternde Bilanz, zumal das dann auch alles äußerst teuer ist, wenn auch nicht so teuer wie ein Tyrannosaurus-Skelett, das in der Schweiz soeben für umgerechnet mehr als fünf Millionen Euro von Privatperson zu Privatperson versteigert wurde. Auch hieran knüpfen sich viele Fragen, und die nach den Unterbringungsmöglichkeiten für ein Tyrannosaurus-Skelett und der Wertsteigerung oder -minderung bei einem immer älter und älter werdenden Relikt sind nicht die unwesentlichsten.

Aufmerksame Zeitungsleserinnen und -leser erinnern sich in diesem Zusammenhang aber auch an die gerichtliche Auseinandersetzung, bei der die bis dahin kaum bekannte Kinderbuchautorin Fay Evans jüngst gegen die britische Einzelhandelskette John Lewis verlor. Evans hatte John Lewis vorgeworfen, für eine Weihnachtswerbekampagne (in Großbritannien immer eine große Sache) ihre Idee von einem kleinen Drachen und seiner rührenden Geschichte gestohlen zu haben. Der Drache speit allenthalben Feuer, was ihn zum gesellschaftlichen Außenseiter macht. Erst als er zum intelligenten Grill wird (Evans) beziehungsweise den Plumpudding trefflich flambiert (John Lewis), nimmt die Gemeinschaft ihn freundlich auf. Die knallharte Kosten-Nutzen-Rechnung (Weihnachtsbaum abgefackelt, Schneemann geschmolzen, Nachtisch superb) wird zumindest bei John Lewis durch Festtagssentimentalität weggeschwemmt.

Das Gericht besann sich einige Monate lang und kam dann zu dem Schluss, dass die ganze Drachen-Ärger-Happy-End-Idee nicht abwegig genug sei, um nicht von selbst und ohne Spicken zweimal auf der Welt aufzutreten. Am Ende waren auch hier alle zufrieden. Fay Evans hat für ihren Drachen inzwischen sogar einen Musical-Vertrag abschließen können.

Aber worum ging es ursprünglich überhaupt? Als die Google-Befragung beim R angekommen war, wusste Google bereits, dass es, wenn es sich nicht um eine Rechtsschutz- oder eine Reise-rücktrittsversicherung handelte, um eine Rolex gehen musste. Genau. Eine Rolex ist allerdings sauteuer und je nach Modell eine Geschmacksverirrung, die jede noch so alberne Drachengeschichte weit hinter sich lässt. Denn die Szene mit dem geschmolzenen Schneemann ist doch auch wieder so ein Fall von Verlogenheit und versehentlicher Ehrlichkeit.

Unberechenbar ist am Ende nur die Ablenkbarkeit von Mensch und Maschine. Und die Preise für Tyrannosaurus-Skelette, die so selten auf den Markt kommen, dass auch diesmal mit einem deutlich höheren Betrag gerechnet worden war.

Auch interessant

Kommentare