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Bellezza

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Von: Lisa Berins

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Einer der wohl malerischsten Orte in Italien: Cinque Terre.
Einer der wohl malerischsten Orte in Italien: Cinque Terre. © Augst / Eibner-Pressefoto/Imago

Manchmal reicht es nicht, nur mit Schönheit zu werben. Da muss noch etwas Kreatives her, das Aufmerksamkeit weckt -eine Textaufgabe.

Eine kleine Aufgabe am Montagmorgen: Keine Sorge, sie wird nicht bewertet – obwohl, wenn Sie mögen, können Sie sie gerne einreichen. Stellen Sie sich bitte vor, Sie sind eine Stadt oder ein Land – und sollen Werbung für sich machen. Warum diese Aufgabenstellung, was soll das?, fragen Sie sich. Zurecht. Aber wir halten uns in dieser Textaufgabe nur an die Realität, und da wird sowas halt gemacht.

Fangen wir einfach an. Stellen Sie sich nun bitte vor, Sie sind Italien. Bella Italia mit den tollen Landschaften, fantastischen Städten und pittoresken Dörfchen, mit der ganzen Geschichte und Kultur. Sie sind einfach schön und das können Sie zeigen. Was tun Sie also? Sie inszenieren Ihre Schönheit. Facile!

Jetzt der schwierigere Teil: Stellen Sie sich vor, Sie sind keine Bellezza im klassischen Sinne, sondern eher eine Stadt im deutschen Mittelmaß, und Sie sollen Ihr Image aufpolieren. Schauen wir uns zwei Beispiele an. Die Namen der Städte wurden unkenntlich gemacht. Lustiger Zufall aber: sie enden beide auf „-ach“!

Im ersten „-Ach“ wird die Kampagne aus dem Rathaus gelauncht: Da wandelt nun ein überlebensgroßer Hundehaufen durch die Straßen, mit einem Ausschnitt für ein menschliches Gesicht. Der Haufen soll für mehr Sauberkeit sorgen. Okay. Sie haben das notiert. Im zweiten „-Ach“ macht die Stadt Schlagzeilen, weil sie keinen Platz für ein Kunstwerk mehr findet, das ihr ein berühmter und dort heimischer Zero-Künstler geschenkt hat. (Dabei würde jede Kunst ungeachtet ihrer Qualität ein Upgrade bedeuten – aber gut).

Das sind doch keine Imagekampagnen, denken Sie jetzt, eher Anti-Imagekampagnen. Peinlichkeiten. Vollkommen korrekt. Aber lassen Sie sich nicht vom Inhalt ablenken. Was zählt, ist: blanke Aufmerksamkeit. Und jetzt schauen Sie sich an, Sie schönes Italien. Sind Sie nicht ein wenig langweilig? Sie bräuchten etwas „Pep“.

Vorschlag: Sie inszenieren Ihre italienische Bellezza als barbiepuppenhaftes Influencer-Girl mit dem Gesicht von Botticellis Venus vor klischeehaften, von Touristen überlaufenen Spots: die Venus (bekleidet natürlich, es sollen ja in den USA keine Lehrerinnen für das Zeigen Ihrer Bilder ins Gefängnis wandern) Selfie-schießend auf dem Markusplatz in Venedig, vor dem Kolosseum in Rom, Pizza essend, vor toller italienischer Landschaft (die sich bei genauer Betrachtung als slowenisch entpuppt).

Dafür nutzen Sie keine KI, sondern verschwenden möglichst viel Geld. Dann nennen Sie die Kampagne „Open to Meraviglia“ (Offen für Wunder) und machen sich vollends zum Gespött des Internets. Glückwunsch: Sie sind talentiert. Weitere Konzepte werden gern entgegengenommen.

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