Aroma

Wollhaarmammutbuletten bei McDonald’s? Dazu wird es wohl eher nicht kommen. Aber wie wäre es mit Tyrannosaurus-Fleischpflanzerl? Die Kolumne „Times mager“.
Wenn Tyrannosaurus rex noch in der Lage wäre, die Menschheit wegen übler Nachrede zu verklagen, würde er sich spätestens jetzt dazu entschließen. Denn sie weiß es nun besser, denkt aber nicht im Traum daran, „Jurassic Park“ nicht mehr im TV zu wiederholen bzw. die Wiederholung wenigstens mit einem Hinweis zu versehen, der die Fakten geraderückt, die man zusammenfassen könnte: Tyrannosaurus war viel netter als dort gezeigt – oder jedenfalls sah er netter aus.
Die Fakten laut einem Team um den US-Paläobiologen Thomas M. Cullen: T. rex hat keineswegs ständig die (auch gar nicht so riesigen) Zähne gezeigt, sondern hatte wohl „Lippenschuppen“ wie eine, echt, Zauneidechse. Ein bisschen größer war er natürlich schon, insgesamt. Seine Zähne waren, anders als etwa beim Krokodil, schräg nach innen gerichtet, wie die Forschenden anführen. Die Beißer zeigen außerdem keine starken Abnutzungsspuren, wie es freiliegende Alligatorenzähne tun. Und wenn Sie jetzt denken, dass sich Tyrannosaurus dann eben vorrangig von noch jungen, zarten Menschen ernährt hat ... dann beziehen Sie Ihre Infos vermutlich aus dem „Creation Museum“ in Petersburg, Kentucky. Dort verlustieren sich Adam und Eva zunächst noch einträchtig mit Dinosauriern, denn vor der Vertreibung aus dem Paradies waren alle Wesen Vegetarierinnen und Vegetarier; nach dem Sündenfall verurteilte sie Gott zum Fleischessen. (Sie fragen sich, wie ein Apfel in diese Theorie passt? Wir auch.)
Aber wir schweifen ab. Dem Team geht es nicht vorrangig darum, uns den Tyrannosaurus rex mit Lippen und Zauneidechsenvergleich sympathischer zu machen, es möchte herausfinden, warum seine Zähne stabil blieben, selbst wenn das Tier einen 80-Jährigen ... wir machen selbstverständlich nur Spaß.
Nur einen Spaß machte auch das australische Unternehmen Vow, das gemeinsam mit einem Forscher der University of Queensland eine Bulette aus Mammut wachsen ließ. Dem britischen „Guardian“ sagte Professor Wolvetang, dass es „wahrscheinlich nicht sicher“ sei, die Wollhaarmammut-Frikadelle zu probieren. Dies nicht (vermuten wir), weil einem dann lauter Wollhaare zwischen den Zähnen stecken, sondern weil das Ausgangsprotein 4000 Jahre alt ist und damit klar über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegt. Vow versichert, man denke nicht an eine kommerzielle Nutzung, „weil die Nachfrage vermutlich sehr gering sein wird“. Riechen aber soll das Wollhaarmammutfleisch „wie Krokodilfleisch“ (wie viele Testriecher mussten schnuppern?). Das führt uns zurück zu Tyrannosaurus, dessen Aroma gewiss ein lohnendes Forschungsziel wäre.