Altern

Die Wissenschaft will herausgefunden haben, wie man 150 Jahre alt wird. Aber ist das wirklich erstrebenswert?
Weniger essen, besser essen, mehr Sport. Das sind hervorragende Vorsätze, die gewiss viele zum Jahreswechsel hatten. Aber der liegt nun schon einige Wochen zurück. Doch wer gesund alt werden möchte, sehr alt sogar, dem ist Verzicht anzuraten. Nur zwei statt drei Mahlzeiten, Zucker, Brot und Nudeln meiden, vor allem keine anderen Säugetiere verzehren (besser wären Avocados und Brokkoli), Desserts aufgeben – schon ist man auf dem besten Weg, gesund zu altern. Die einfachste Sache von allen ist – und vor allem kostet sie nichts: Essen Sie nicht so oft, nehmen Sie weniger Kalorien zu sich!
Und wenn man dann noch am Wochenende einige Stunden ins Fitnessstudio geht, Gewichte hebt, joggt, vielleicht einen Saunabesuch einlegt, am Arbeitsplatz möglichst viele Treppenstufen erklimmt (sofern man keinen Knorpelschaden im Knie hat) und den Schlaf in sehr kalten Räumen bevorzugt (Kälte ist ein guter Freund fürs gesunde Altern), reagiert jeder Körper hocherfreut. Man schalte so die Risiko-Gene quasi aus, lehren uns die Altersforscher:innen. Also frieren, hungern, körperliche Arbeit hilft!
Die Medizin liefert genauere Erkenntnisse, warum dies so ist. Es seien bestimmte Informationen, die in unserer DNA stecken und durch Sport und reduzierte Kalorienzufuhr in Gang gesetzt werden können, um die Zellabwehr zu stärken. Und hier würden Sport und Maßhalten beim Essen helfen. Wir können alt werden, sehr alt sogar, vermutet die Forschung und bringt ab und an schon mal die Zahl von 150 Jahren ein. Will man das? Warum nicht, sagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, denn auch dann könne man fit wie ein Turnschuh sein.
Doch ach, das Leben ist nun einmal dialektisch. So hat es der alte Hegel gesehen, nicht anders der deutlich spätere Adorno. Wenn so viele Menschen so alt werden, wird es dann nicht immer voller auf der Erde? Und ist das dann nicht nur für die Menschen, sondern auch und vor allem für die Erde äußerst ungesund? Wohin soll das gesunde Altern also führen?
Vielleicht machen sich die Menschen zu viele Sorgen um die Größe der Weltbevölkerung, vermuten Forschende. Sie wenden ein, dass wir vielleicht übersehen, dass vor allem der Konsum doppelt so stark für den Druck auf Ressourcen und Ökosysteme verantwortlich ist wie das Bevölkerungswachstum. Die Herausforderung sei nicht, was wir mit all den Menschen anfangen sollen, sondern die Menschen gesünder zu machen und so die Gesundheitskosten auf der ganzen Welt zu reduzieren – man rechnet mit einer Summe von zehn Billionen Euro. Das Geld könne man ja dann im Kampf gegen die Klimaerwärmung nutzen.