All-Klatsch

Wird auf dem Mond getratscht wie hier unten einst im Großraumbüro? Technisch wäre es jedenfalls möglich, wie sich jetzt zeigt.
Der Mond sieht so harmlos aus heute Nacht. Bleich, schweigsam, die vornehme Zurückhaltung selbst, wie man es von ihm nicht anders erwartet: Guter Mond, du gehst so stille… Vielleicht denkt er über die Dinge nach, die er sieht; ja, durchaus macht er heute einen etwas grüblerischen Eindruck. Aber selbst wenn sie ihm missfallen, die Dinge, die er sieht, so wird er sich nicht dazu äußern. Er weiß, wann man sich besser raushält aus dem Klatsch und Tratsch des Weltenraums.
Klatsch und Tratsch? Wie muss man sich das vorstellen? Wie einst in der Teeküche, wenn sich Herr A aus dem Rechnungswesen und Frau B aus der Personalabteilung trafen und schnell darüber einig waren, dass Herr C zu viel verdient und man der Chefin mal stecken müsste, dass er weit mehr virtuelle Moorhühner schießt als Kundengespräche führt.
Der Quantenphysiker Terry Rudolph vom Imperial College London hat jetzt eine Studie veröffentlicht, die die Möglichkeit untersucht, dass Außerirdische sich mittels versteckter Licht-Botschaften verständigen. Falls in der Weite des Raums Zivilisationen existieren – so Mr Rudolph, und man beachte immerhin das „falls“ -, könnten diese Aliens Sternenlicht nutzen (konkreter: die sogenannte Quantenverflechtung), um heimlich (gleichsam hinter den Rücken von Milliarden von Homo sapiens) miteinander zu kommunizieren. Einem von der Konversation ausgeschlossenen Beobachter erscheine bloß als zufälliges Blinzeln und Blinkern, was doch Mitteilungen diverser außerirdischer Kulturen sein könnten. Die Tatsache, dass wir an der Konversation gar nicht teilnehmen sollen, dass sie gleichsam verschlüsselt stattfindet, könnte daran schuld sein, dass wir im All noch kein intelligentes Leben gefunden haben, meint der Physiker. Er spricht in diesem Zusammenhang von „paranoiden“ Aliens, aber ist das fair? Haben sie nicht gute Gründe, ihre Köpfe zu schütteln, wie viele Köpfe auch immer es sein mögen?
Tut der Mann im Mond also nur so, als sei er die vornehme Zurückhaltung selbst? Hat er seiner grünen Freundin vom Mars letzte Nacht eine Botschaft geschickt, die gelautet haben könnte: Treffen in drei Lichtjahren am Venusstrand? Oder: Wollen wir noch auf Pluto einen Absacker trinken? Oder, schlimmer: Du hast doch nicht etwa deine Ersparnisse darauf gesetzt, dass die Erdlinge es noch schaffen? Die Mond-Gazette, liebe Freundin, macht heute auf ihrer Titelseite damit auf, dass die Erde von der Milchstraßen-Verwaltung zum Hochrisikogebiet erklärt wurde. Vor Reisen auf den Planeten wird dringend gewarnt.