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„Wochenend-Affären“ in der Komödie Frankfurt: Der Liebhaber ist immer der Klempner

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Von: Sylvia Staude

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Jene Abfolge von Defensive und Offensive, aus der das Leben besteht. Vorne: Christopher Krieg und Juliane Fechner. Foto: Helmut Seuffert
Jene Abfolge von Defensive und Offensive, aus der das Leben besteht. Vorne: Christopher Krieg und Juliane Fechner. © Helmut Seuffert

Robin Hawdons herzhaft überkandidelte „Wochenend-Affären“ in der Komödie Frankfurt.

Durchaus würde man sich der Meinung Rolands anschließen, dass nämlich die Bühne, äh, das Haus wirklich nicht für viel Geld umdekoriert werden muss. Aber dann tauchte nicht Innenarchitekt Rüdiger auf, um dann mal der Klempner, mal Robbi sein zu müssen. Dann müsste Clara Roland nicht Rüdigers Anwesenheit erklären. Wobei auch Roland – ach, die Geschäftsreise wurde plötzlich abgesagt? – und Leni – was macht sie denn am Frankfurter Südbahnhof? – was zu erklären haben. Anruf eines Robert, Franzose offensichtlich: Er ist jetzt am Südbahnhof. Da muss dann eben Rüdiger Robbi spielen, damit Robert der Klempner sein kann. (Roland wird finden: er sieht doch gar nicht aus wie ein Klempner.)

Mächtig auf dem Schlauch

Wenn Sie jetzt nur Südbahnhof verstehen: Robin Hawdons Komödie „Wochenend-Affären“, die Udo Schümer jetzt in der Frankfurter Komödie recht rasant inszeniert hat, setzt mit einigem Erfolg (und Dank an Georges Feydeau) auf das Aberwitzige, komplett Überkandidelte und Unglaubwürdige. Die Figuren stehen mächtig auf dem Schlauch, aber das müssen sie auch, sonst könnte das Publikum sich nicht darüber amüsieren, dass das Offensichtliche von den Beteiligten/Betrogenen nicht gesehen wird: Dass Roland Clara mit ihrer Freundin Leni betrügt, dass Clara Robert als Geliebten hat. Nur Rüdiger gerät quasi unschuldig zwischen die Lügengebäude-Fronten.

Großbürgerlich gepflegt ist das Milieu (Bühne: Tom Grasshof, Kostüme Heike Korn), so dass jeder und jede theoretisch auf Geschäftsreise gehen könnte – aber alle müssen diese „Geschäftsreise“ absagen, sobald eine der heimlichen Vereinbarungen nicht klappt.

Wie Dominosteine lässt Hawdon die Arrangements kippen, nachdem Clara, Susanne Eisenkolb, mitbekommen hat, dass Roland, Christopher Krieg, mit ihrer Freundin Leni, Juliane Fechner, telefoniert – und sie diese zu sich einlädt (wo sie doch schon mal am Südbahnhof ist). Designer Rüdiger, Stefan Schneider, ist da schon zum Klempner erklärt, wird aber umschulen müssen zu Lenis Ehemann Robbi. Und nochmal (als Robbi, Alexander Hanfland, unerwartet auftaucht, wie Kalamitäten in Komödien immer auftauchen) zu Lenis Geliebtem. Dessen wird dann aber eher dieser Franzose (!) verdächtigt, Martin König als Robert.

Alle tragen ihre Figuren mit beherztem Strich auf – das ist auch nicht der Platz, um Klischees zu vermeiden. Das Pointenrädchen dreht sich aber vor allem deswegen geschwind, weil sich alle auch ständig verplappern, unterbrechen und verbessern müssen. Sowie die nächste Ausrede suchen. Und die nächste.

Nicht einmal zwei Stunden mit Pause dauert es, dann hat Rüdiger seinen großen Auftritt als Deus ex machina. Und das Publikum, das mittlerweile im Saal wieder arg verteilt und spärlich ist, hat trotzdem hörbar seinen Spaß gehabt.

Komödie Frankfurt: bis 30. Januar. www.diekomoedie.de

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