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„Trennung für Feiglinge“ in der Komödie: Männer mit geschlossenem Visier

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Von: Marcus Hladek

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Wer wird die lachende Dritte sein? Fabian Goedecke, Stefan Müller-Doriat, Tina Seydel in „Trennung für Feiglinge“. Foto: Helmut Seuffert
Wer wird die lachende Dritte sein? Fabian Goedecke, Stefan Müller-Doriat, Tina Seydel in „Trennung für Feiglinge“. Foto: Helmut Seuffert © Helmut Seuffert

„Trennung für Feiglinge“ in der Komödie .

Ist Schauspielerei die Kunst, das Publikum am Husten zu hindern? In dem Fall wäre die Beziehungskomödie „Trennung für Feiglinge“ des Franzosen Clément Michel in Stefan Schneiders Regie ein Triumph der Schauspielkunst. Und kein Zweifel, amüsant fiel sie in der „Komödie“ aus. Falls doch jemand hustete, war es in knapp zwei Stunden mit Pause vor lauter Lachen zumal des weiblichen Publikums im Saal unmöglich zu vernehmen.

„Trennung für Feiglinge“ ist zwar keine hundertprozentige Frauenkomödie. Schließlich greifen nicht nur Paul (Fabian Goedecke) und Martin (Stefan Müller-Doriat), die befreundeten Männer im Stück, zu Lüge und Täuschung, weil – so sagt uns das Stück – Männer das Reden über Gefühle tendentiell hassen und lieber jede schofle Feigheit um drei Ecken ausprobieren, ehe sie einmal mit offenem Visier das Wort ergreifen, um sich oder den andern von Sophie (Tina Seydel) zu trennen und als Bonbon Sophies Wohnung zu behalten.

Ganz so einfach macht es sich der Autor denn doch nicht. Auch Sophie wendet ja zwischenzeitlich, als sie sich in den designierten Spaltpilz Martin verliebt und nun Paul entsorgen möchte, dessen niederträchtige Methode auf ihn selbst an. Am Ende ist es trotzdem sie, die Paul und Martin als weniger denn eine matrimonial-reproduktive Zelle allein zurücklässt, da sie die Lügerei satt hat. Sie und das Weibsvolk stehen mithin besser da, doch keineswegs als Heilige. Womit alles über die Dreiecksbeziehung gesagt wäre, die vor uns ins Rollen kommt.

Kein Sittenverstoß

Dreiecke rollen mehr schlecht als recht. Auch „Trennung für Feiglinge“, übersetzt von Frank-Lorenz Engel, wirkt folgerichtig etwas eckig und mechanisch. Gegen Tom Grasshofs Bühne sei trotzdem nichts gesagt, weil nichtssagend-neutrale Räume in der leichten Komödie keinen Sittenverstoß darstellen. Seine gelb kassettierte Hinterwand mit dem großen blauen Fenster, die klassischen drei Abgänge (links vorne der nach draußen), der kleine Frühstückstisch links, das zentrale Dreisitzsofa, die große Designer-Stehlampe im Eck, ein paar thematisch werdende Haufen Bücher am Boden: sie geben genau das neutrale Setting her, das die freilaufende Gefühlsequilibristik mit variabel wechselnder Affektbindung benötigt.

Entscheidend ist, was Seydel, Goedecke und Müller-Doriat daraus machen. Da fällt die Bilanz relativ gut aus. Zunächst bestechen Sophie und Paul, weil sie den Kontrast zwischen ihm als männlichem Chauvi-Monster im legeren Kleidungsstil des Chaoten (er ins Telefon: „Ich muss Schluss machen, die blöde Ziege ruft“) und ihr als stets hübsch gewandeter, optimistisch-ahnungsloser Nestbildnerin blendend hinkriegen. Anschließend kommt der stille Martin im Daueranzug mit Aktentasche ins Spiel, dem sein Einsatz als Störenfried wenig behagt, bis es zwischen ihm, der angeblich um Mami trauert, und der tröstenden Sophie funkt.

Alle drei bedienen ihre Parts sehr geschickt und die Reinhardt-hafte Jazz-Umbaumusik hält das Spiel im Fluss, ohne dass es so schnell, bissig und perfekt getimet wäre wie verheißen. Das ist nicht wenig, aber das wär’s dann auch.

Komödie Frankfurt: bis 7. Mai. www.diekomoedie.de

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