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„Senfsamenmärchen“ mit dem Theater La Senty Menti: Und wenn es doch gestorben ist

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Von: Stefan Michalzik

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„Das Senfsamenmärchen“ im Theaterhaus Frankfurt: Die Erzählung gemeinsam entwickeln. Und bauen. Foto: Katrin Schander
„Das Senfsamenmärchen“ im Theaterhaus Frankfurt: Die Erzählung gemeinsam entwickeln. Und bauen. © Katrin Schander

Mit Kindern über den Tod reden: Wolfgang Spielvogels „Senfsamenmärchen“ mit dem Theater La Senty Menti im Theaterhaus.

Ob der Tod tatsächlich jemals ein solches Tabuthema war, wie es ihm nachgesagt wird, erscheint fraglich. Bereits in der Antike wurde auch der Bühne regelmäßig gestorben, später bei Shakespeare und in der Oper, ohnehin in der Bildenden Kunst, wo der Tod und Symbole der Vergänglichkeit quer durch die Epochen ein verbreitetes Motiv sind. Im Märchen gab es die als böse charakterisierten Figuren wie den Wolf, mit denen kurzer Prozess gemacht wurde. Für die Guten indes stand am Ende die Formel „Und wenn sie nicht gestorben sind ...“, die den Tod nun zwar nicht unmittelbar ausblendete, aber doch in eine ziemliche Ferne rückte.

Die Form des Märchens ist es, die der Frankfurter Theaterautor und Regisseur Wolfgang Spielvogel, einst Gründer von Primadonna/Schwerer Held und später des Frankfurter Autorentheaters, für sein spätes Kindertheaterdebüt um den Tod gewählt hat. „Das Senfsamenmärchen“, in einer gelungenen Inszenierung mit der Schauspielerin Liora Hilb und der Akkordeonistin Beate Jatzkowski vom Theater La Senty Menti am Frankfurter Theaterhaus zu sehen, erzählt die Geschichte einer Mutter: Gotami kann den Tod ihres Kindes in ihrer Verzweiflung nicht anerkennen und kämpft weiterhin um den Weg zu einer Heilung.

Der Stoff geht auf ein buddhistisches Gleichnis zurück, die Bühnenerzählung ist antiillusionistisch – die beiden Spielerinnen setzen sich friedfertig-freundschaftlich über Rollenverteilung und Form auseinander. Beiläufig klingt an, dass es bei Tod und Trauer nicht allein um den Verlust eines Menschen, sondern auch um den eines Haustiers gehen kann.

Sehen wir uns wieder?

Die Bühne von Matthias Bringmann beschränkt sich auf einen Satz umgruppierbarer unterschiedlich großer Holzwürfel vor einer nachtblauen Halbrundkulisse. Ansprechend die musikalisch-atmosphärische Ebene mit Anspielungen vor allem volksmusikalischer, teils auch barockmusikalischer Art. Die letzten Worte lauten: „Wir werden uns wiedersehen.“ Ohne den quasi-religiösen Tröstungsgedanken, dem bei rationaler Betrachtung die Grundlage fehlt, kommt auch dieses Stück nicht aus. Ohne Jenseits kein Wiedersehen. Aber es geht ja um ein Märchen, und da gibt es eben Dinge, die es nicht gibt.

Theaterhaus Frankfurt: 5. April, 10 Uhr. www.theaterhaus-frankfurt.de

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