Peymann plaudert mit Weisband

Die Böll-Stiftung und das Internetportal Nachtkritik.de haben eingeladen, um das Thema "Theater und Netz" zu diskutieren. Mit dabei: Claus Peymann und die Piraten-Politikerin Marina Weisband, zwei Unterhaltungsprofis. Und hat denn nun das Internet Auswirkungen auf das Theater?
Von Birgit Walter
Die Böll-Stiftung und das Internetportal Nachtkritik.de haben eingeladen, um das Thema "Theater und Netz" zu diskutieren. Mit dabei: Claus Peymann und die Piraten-Politikerin Marina Weisband, zwei Unterhaltungsprofis. Und hat denn nun das Internet Auswirkungen auf das Theater?
Ich besitze auch ein Iphone, beherrsche es nur nicht. Ich telefoniere damit, mehr nicht. Das Telefon mit den großen Tasten würde es genauso tun, erzählt Claus Peymann. Das Internet spiele keine Rolle in seinem Leben. Das werde sich nicht mehr ändern, bisher sei es ja auch ohne gegangen. Es leuchtet ein. Der Intendant des Berliner Ensembles ist bald 76, da sind die Dinge nicht mehr ständig im Fluss. Interessant wird diese Auskunft nur, weil der Theatermann mit der Piraten-Politikerin Marina Weisband auf einem Podium über Theater und Internet plaudern soll. Die Eingangsfrage lautet, ob aus der Begegnung dieser beiden Welten etwas produktives Neues entstehen kann.
Ja, Herrgott, woher soll denn Peymann das wissen? Die Böll-Stiftung und das Internetportal Nachtkritik.de, von seinem Wesen her die Verbindung von Theater und Netz, haben eingeladen, und in der Böll-Stiftung werden die Plätze knapp. Wen kümmert das Diskussionsergebnis bei so prominenten Zusagen? Unterhaltsam wird es schon werden. Peymann will nicht langweilen, schon gar nicht sich selbst.
Wobei es heute keine Sekunde auf Kosten der Gesprächspartnerin geht, Peymann funkelt die schöne Piratin interessiert an. Beide bleiben in einem Ausmaß höflich, zuvorkommend, aufmerksam und nachsichtig, dass es eine Pracht ist. Zuhause in beiden Welten liegen natürlich alle Trümpfe bei Weisband. Sie war schon als Kind viel im Theater, stand lange selbst auf der Bühne und vermisst das heute. Sie spricht: „Theater hat eine essenzielle Kraft und verdichtet auf eine Ästhetik, ein Gefühl.“ Und: „Netzwerke sind das komplementäre Konzept zum Theater. Theater ist das Gegenteil von Plattformneutralität“.
Brrr, was soll Peymann da nun erwidern? Er war extra einen Tag auf der Netzwelt-Konferenz re:publica; er ist vorbereitet, kann berichten, dass er dort Aufbruchstimmung gespürt hat. Dass da lauter junge Menschen am Werk sind, die das Schlimmste auf der Welt verhindern wollen. Er selbst habe seinem Theater ja auch erlaubt, einen Teil der Karten online zu verkaufen, lernfähig, wie er nun mal sei. Er bringt Beispiele, wie die Bühne ein Ort der Opposition sein kann und erkennt an, dass das Netz dazu ebenfalls Macht hat. „Ich versuche jetzt, so gescheit zu sein wie Sie“, wirft er zwischendurch ein und stellt die Vermutung an, dass das Internet ein Medium der Einsamkeit ist: Überall dabei und nix erlebt. Die Frage, wer eigentlich verdient im Internet und wer re:publica bezahlt, bleiben im Raum hängen. – Und hat denn nun das Internet Auswirkungen auf das Theater? Peymann: Das hab ich schon zwei Mal nicht beantwortet. Weisband: Warum sollte es? Die Sachen sind gut, wie sie sind.