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„Nein zum Geld!“ im Fritz Rémond Theater: Die 162-Millionen-Euro-Frage

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Von: Judith von Sternburg

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Da ist er ja, der Lottoschein. Foto: Jennifer Zumbusch
Da ist er ja, der Lottoschein. Foto: Jennifer Zumbusch © Foto: Jennifer Zumbusch

Das Fritz Rémond Theater zeigt die schön drastische Boulevardkomödie „Nein zum Geld!“

Das Fritz Rémond Theater, dessen Premieren auf herzerfrischende und ermutigende Weise wieder voller werden, tut sich und seinem Publikum jetzt den Gefallen, mit einem besonders witzigen Stück zu locken und vielleicht sogar noch mehr Auftrieb zu bekommen. Wir reden hier über ein Wenn-schon-denn-Schon. Wenn es albern wird, will man auch lachen. Sehr lachen. Das funktioniert hier ganz gut.

„Nein zum Geld!“ mag ein suboptimaler Titel sein, aber er sagt, wie’s ist. Die französische Autorin Favia Coste hat einerseits ein astreines, übersichtliches Boulevardstück geschrieben, zugleich aber hat sie ausreichend Selbstironie eingebaut und zeigt Freude an Übersteigerungen bis zum Äußersten. Ja, der Mensch ist des Menschen Wolf, hier wird es Gestalt und dennoch ein Spaß.

Richard hat eine riesige Summe im Lotto gewonnen, wie man nicht sofort, aber bald erfährt. Er hat Champagner besorgt und die beiden Menschen eingeladen, die ihm zusammen mit seiner Frau (soeben Mutter geworden) offenbar die liebsten sind: Sein Chef und Kollege, seine Mutter.

Geplänkel gibt Gelegenheit, das Quartett kennenzulernen: Richard ist Pascal Breuer, ein netter, lässiger Mann, wir haben schon in der Schule gelernt, diesem Typus zu misstrauen. Marianne Rogée ist die Mutter, die in fortgeschrittenem Alter mit einer gewissen Gier von einer schnellen Nummer zur nächsten stürmt. Der Sohn geniert sich nach Art von Söhnen fürchterlich, Rogée spielt das aber lakonisch genug.

Klamauk, aber ohne Druck

Maximilian Claus ist der Chef des Architekturbüros, in dem Richard die Rolle des mit seinen Ideen und Schnapsideen nicht immer durchsetzbaren Hochbegabten spielt. Der Chef entspricht Klischees, die Runde tratscht gemütlich, aber wie mit anderem auch geht Regisseur René Heinersdorff klug damit um. Das Klamaukige ergibt sich ohne besonderen Druck, und nicht jeder Mann ist homosexuell, der einen gut geschnittenen Anzug trägt (Kostüme: Andrea Gravemann). Und älteren Damen Komplimente macht. Na ja, es kommt schon was zusammen, aber Claus hält alle Bälle in der Luft. Richards Frau ist Dorkas Kiefer, die in der gewissermaßen schwierigsten Rolle beherzt zurechtfindet.

Denn jetzt kommt’s: Richard hat diese riesige Summe gewonnen, aber er hat den Lottoschein nicht eingelöst. Geld mache nicht glücklich, sagt er. Diese Ansicht teilen die anderen drei absolut nicht. Die allmähliche Eskalation, die die unterschiedliche Sicht auf die Lage mit sich bringt, ist kurzweilig und zumindest nicht zu hundert Prozent absehbar. Die hübsche Wohnküche von Richard und seiner Familie (Bühne: Mathias Betyna) legt keinesfalls nahe, dass es so weit kommt, wie es kommt.

Da das Publikum schon total am Lachen ist, zünden auch sämtliche Feldmann- und Offenbach-Witze. Erst die allerletzte Wendung wirkt dann eine Spur didaktisch.

Fritz Rémond Theater im Zoo, Frankfurt: bis 9. April. www.fritzremond.de

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