Meg Stuart, Tim Etchells: Das ist wie ...

Meg Stuart und Tim Etchells mit „Shown and Told“ im Mousonturm
Man kann sie alte Hasen nennen, ohne ihnen damit zu nahe zu treten: die Tänzerin und Choreografin Meg Stuart, der Theatermacher und Autor Tim Etchells von der britischen Gruppe Forced Entertainment. Beide brachten schon große Abende auf die Bühne, auch in Frankfurt.
Jetzt ist der Saal des Mousonturms leer bis auf die Zuschauertribüne, und selbst die Wände und Scheinwerfer, alles, alles sollen wir uns noch wegdenken im Laufe des gut einstündigen Duos „Shown and Told“: Fort damit, fort, fort – Meg Stuart läuft von Seite zu Seite und hebt beschwörend die Arme. Als wollten diese beiden Ausgefuchsten darauf aufmerksam machen, mit wie wenig sie einen der charmantesten, rührendsten, großartigsten Abende seit langem in das Haus bringen, das sich immer mehr auf Anfängerstücke und bloß gut Gemeintes spezialisiert.
Die erste knappe halbe Stunde lang tanzt Meg Stuart, die Bewegungen sind vielfältig, auch kurios, dazu spricht Tim Etchells (in Englisch) in pausenlosem Fluss davon, an was ihn die Bewegungen erinnern. Sie seien wie Stimmen aus einem anderen Raum, wie Stimmen von oben, wie von unten.
Bald die ganze Welt
Damit beginnt es, aber bald schließt er gleichsam die ganze Welt und alle Möglichkeiten, sich in ihr zu bewegen, ein. Da ist Stuart jemand, der wie in der U-Bahn schläft und plötzlich aufwacht. Sie hockt, ihre Arme fliegen nach hinten. Da steigt sie wie in die Schuhe eines anderen Menschen und läuft in ihnen. Und egal, ob man sich Etchells’ Deutungen ihres Tanzes zu eigen macht oder nicht – die Wörter beeinflussen die Wahrnehmung der Zuschauerin erheblich.
Sie halten inne, liegen ein Weilchen. Meg Stuart stellt sich bald hin und spricht darüber, warum sie tanzt. Um ihre Wut loszuwerden, weil Tanz ehrlich ist usw. Dann gehen sie beide abwechselnd von „cities of“ aus, fügen abwechselnd die absonderlichsten Dinge hinzu, aus denen ihre Städte gemacht sein können: von der Babykleidung bis zum Hundedreck. Aber auch aus Nebel, aus Nichts. Schließlich deuten sie gegenseitig ihre Posen und Bewegungen, geben auch jeweils die „korrekte“ Antwort. Ein Auf und Ab der Hand bedeutet laut Etchells zum Beispiel: er telefoniert mit seinem Bruder, sie sprechen über den Gesundheitszustand des Vaters.
„Shown and Told“ ist zart, hintergründig, gewitzt. Immer wieder wird im Publikum gelacht, gestaunt über diesen Zusammenprall von nicht festgelegter Bewegung und Sprache, die versucht, sie festzulegen. Minimalistisch ist dieses Stück, nicht einmal die Beleuchtung ändert sich. Aber diese beiden alten Theater-Hasen können es eben.