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Lisbeth Gruwez im Mousonturm: Es mit Debussy aufnehmen

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Von: Sylvia Staude

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Sich zugeneigt: Gruwez (l.) und Pianistin Chevallier. Danny Willems
Sich zugeneigt: Gruwez (l.) und Pianistin Chevallier. Danny Willems © Danny Willems

Choreografin und Tänzerin Lisbeth Gruwez tritt in einen Dialog mit dem Komponisten.

Lisbeth Gruwez Dances Bob Dylan“ heißt ein keck verspielter, lässiger Abend, mit dem die Tänzerin und Choreografin 2019 beim Tanzfestival Rhein-Main zu Gast war. Jetzt tritt die Belgierin in einen Dialog mit einer ganz anderen Art von Musik, verwendet logischerweise eine andere Art von Bewegungsvokabular: In „Piano Works Debussy“ tritt Gruwez gemeinsam mit der Pianistin Claire Chevallier auf, der Flügel steht auf der Bühne, auf der es sonst nichts gibt außer einem leicht gebogenen Metalllauf, an dem sich zwischendurch kaum merklich ein goldbraunes, wie verwittertes Prospekt bewegt (Bühne: Marie Szersnovicz). Das ist berückend in seiner Schlichtheit.

Elegisch, elegant

Das Wort lässig kommt einem allerdings diesmal nicht in den Sinn, beim Gastspiel im Frankfurter Mousonturm mit „Piano Works Debussy“. Im Gegenteil. Gruwez trägt die Haare streng, Ohrringe, eine zarte graue Bluse mit weiten Ärmeln. Und für eine ganze Weile wirken, trotz Stoffturnschuhen, die Bewegungsfolgen elegisch, abgemessen, elegant, nach oben strebend. Dazu kommt ein ernster, etwas zu sehr Bedeutsamkeit suggerierender Gesichtsausdruck.

Aber es gibt, mit Fortschreiten der rund einstündigen Aufführung, dann doch auch kleine Widerhaken, Späßchen, Neckereien. Gruwez verschwindet hinter dem Prospekt, spielt Verstecken, trägt danach ein goldschimmerndes Höschen. Sie setzt sich zu Chevallier auf den Klavierhocker, die beiden lehnen sich traut aneinander. Sie drehen gemeinsam den Flügel (zuvor dreht die Pianistin der Tänzerin den Rücken zu), Chevallier macht ein paar Tanzschritte, Gruwez klimpert ein wenig. Auch die Choreografie erreicht eine größere Bandbreite, die Tänzerin legt sich auf den Boden, es schüttelt sie, sie scheint für eine Weile zu rebellieren gegen das allzu Schöne, das sie uns zuvor gezeigt hat.

Vor allem für einen Teil der „Préludes“ von Debussy haben sich die beiden Künstlerinnen entschieden. Chevallier erscheint zupackend, ist weit mehr als eine Begleiterin.

Es liegt nicht an ihr, wenn „Piano Works Debussy“ phasenweise etwas matt ist, etwas zu viel vom Gleichen bringt. Ist es bei Gruwez der Respekt vor der Musik, der die Choreografin auf ästhetisch eher eingefahrene Gleise setzt? Oder haben es die Dylan’schen Texte doch leichter gemacht, sich in diverse Richtungen inspirieren zu lassen? Trotzdem: auf ein weiteres „Lisbeth Gruwez tanzt“ wäre man gespannt.

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