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Lil’Luke Dance Company aus Mannheim im Frankfurter Gallustheater: Ein Kästchen Heimat

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Von: Marcus Hladek

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Ein Stück der Lil’Luke Dance Company.
Ein Stück der Lil’Luke Dance Company. © Maciej Rusinek

Die Lil’Luke Dance Company aus Mannheim mit „lil’pieces – Body Particles“ im Frankfurter Gallustheater

Luches Huddleston war mit seiner Lil’Luke Dance Company schon im November hier zu Gast, mit „Judgment Day“. Jetzt war „lil’pieces – Body Particles“ im Frankfurter Gallustheater zu sehen. Drei Soli rahmten in fließend-pausenlosem Wechsel Huddlestons zentrale, und gar nicht so kleine, Stücke „Duo Duo“ und „Body Particles“ ein.

Vier von fünf Tänzerinnen und Tänzern choreografierten auch ihr eigenes Solo, einzige Ausnahme: Clara Hecht. Das relative Küken der Truppe war auch so präsent und berückend genug zugange, als sie mit Huddleston das gefühlvolle „Duo Duo“ aus Liebes- und Lehrer-Schülerin-Beziehung bestritt. Schöne Geste in diesem Stück mit viel Mimik, wie sie ihm einmal etwa halb kokett den distanzierenden Zeigefinger unter die Nase hielt. War die begleitende Musik sonst eher rauschig, laut und perkussiv wie ein Rave, setzte Huddleston hier auf beseelte Violinklänge von Camille Saint-Saëns.

Eine getanzte Elegie

Huddleston wurde in Washington, D.C., geboren und am Alvin Ailey Center in New York ausgebildet. Er tanzte seit 1991 am Nationaltheater Mannheim und wurde dort 2007 Hauschoreograf mit Opernpflichten. Heimat lautet sein Oberthema bei diesen „lil’pieces“, was dem Abend etwas Bekenntnishaftes gab. Huddlestons Solo „This is gonna hurt: an epilogue of emptiness“ kam einer getanzten Elegie gleich, erzählte es doch von Heimatbesuchen in den USA über all die Jahre und den Freunden, die von Mal zu Mal weniger wurden. Nicht das stärkste Stück zwar, dazu war der Aussagewille zu groß, aber ein sehr menschliches Finale.

Auch Vladimir Staicus Eröffnungstanz „Untitled 02“ hätte trauernd-elegisch ausfallen können, immerhin ist Staicus Heimat die Stadt Constanta in Rumänien, von wo der verbannte Ovid seine „Tristia“ nach Rom schickte. Tatsächlich kam seine in Schlaghosen getanzte Eröffnung eher wie eine fixierte Improvisation mit auch kuriosen Elementen – beispielsweise einer Art Fallschirmspringerpose – rüber. Es folgte Laura Börtleins „Nocturne“, die unter anderem auf Rollbewegungen, windmühlenartige Armbewegungen und Rücklage setzte und Lust an Neufindungen bewies.

Im Titelstück „Body Particles“ ließ dann Bühnennebel die ausgefuchst positionierten Scheinwerfer so zur Geltung kommen, dass ihre drei schmalen Lichtschwerter am Boden von oben her den Raum in schroffe Szenen oder Zellen für die Tanzenden zerlegten. Passend dazu das blitzhafte Stromschlag-Gefiepe in der Bühnenmusik, das den futuristischen Hauch verstärkte.

Ein Heimatgefühl auf der Tanzbühne floss ein, und vielleicht wehte der geometrische Geist des quadrierten Mannheim herüber und schuf sich kunsthalber sein „Mainheim“ Frankfurt. Stücken wie diesem, mit vielen schönen Findungen und skulpturhaften Momenten, mochte man gern Heimat bieten.

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