„Heldentode“ in der Naxoshalle: Brause für Sokrates

Und Stop! Abgekürzte „Heldentode“ von und mit Hanna Steinmair bei den „Sumpffestspielen“ in der Frankfurter Naxoshalle.
Schon im Stück „Rage. A Tennis Western“ spielte die Dramaturgin und Regisseurin Hanna Steinmair damit, Aussagen von Männern (etwa einem wütenden John McEnroe und weinerlichen Harvey Weinstein) von Darstellerinnen sprechen zu lassen. Im Rahmen der „Sumpffestspiele“ in der Frankfurter Naxoshalle stirbt Steinmair selbst „6,5 heldentode“, etwa den von „Braveheart“ Mel Gibson, Drachentöter Siegfried, dem Philosophen Sokrates, Enrique Iglesias im Video zum Song „Hero“. In der Ankündigung ist von der „Erforschung maskuliner Repräsentationsmechanismen“ die Rede. In einer kleinen Vorrede bekommt das Publikum erklärt, dass jeder und jede jederzeit „stop“ rufen kann und damit verhindern, dass der Betreffende endgültig in den Heldenolymp eingeht. Oder so ähnlich, denn stringent ist an diesem Abend nichts.
Während Steinmair sich umzieht, ist einem Leiterwägelchen mit Erklärungen vom Band oder Musik zu verschiedenen Stationen in der Halle oder einmal auch draußen zu folgen, wo Sokrates den Schierlingsbecher (die Brause) gereicht bekommt. Und Schluss. Braveheart, Station I, schnauft und windet sich eine Weile, Siegfried, Station II, kämpft mit dem Drachen und stirbt also schon mal nicht, jedenfalls nicht in dieser Szene seines Lebens.
Am Abend, an dem die Rezensentin mitwanderte, kam es zu einigen sehr schnellen Stop-Rufen (offenbar von einem Bekannten der Performerin) – außer bei Steinmair als Iglesias, wo ihr pantomimischer Tanz tatsächlich etwas darüber erzählte, wie Männer sich zwecks Beeindruckung in die (nackte) Brust werfen. Ein fehlerhaftes, weil zu großer Beliebigkeit führendes Konzept, das eine Stimmung wie beim Kindergeburtstag erzeugte.
Sumpffestspiele in der Naxoshalle Frankfurt: bis 8. August. studionaxos.de