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„Eine unerwartete Freude“: Was er gerne betont

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Von: Katja Sturm

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Anja Kruse, Marko Pustisek in „Eine unerwartete Freude“.
Anja Kruse, Marko Pustisek in „Eine unerwartete Freude“. © Foto: Helmut Seuffert - www.feine-bilder.de

„Eine unerwartete Freude“ in der Komödie Frankfurt.

Es ist eine Allerweltsgeschichte, und auch wenn es im Programmheft anders steht: Selbst der Schluss überrascht nicht. Eine Frau, die schon lange verheiratet ist, fährt allein nach Griechenland. Dort lernt sie einen Einheimischen kennen, in den sie sich verliebt. Bei der Rückkehr nach Deutschland teilt sie ihrem Gatten mit, dass sie ihn verlassen wird.

Trotz dieser wenig einfallsreichen Handlung trifft das Boulevardstück „Eine unerwartete Freude“ des Amerikaners Donald R. Wilde in der Frankfurter Komödie auf sehr positive Resonanz. Das Publikum, dem Theaterdirektor Claus Helmer erstmals unter der 2G-Regel Einlass gewährte, hat Lust auf Lustiges. Sie werden nicht enttäuscht: Die Charaktere in der Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer bedienen gut gelaunt sämtliche Klischees. Fotografin Lynn Sheldon (Anja Kruse) hat ihren Künstlernamen aufgegeben und müht sich zu Hause vergeblich darum, ihren Mann für sich zu interessieren. Der, Richard (Volker Risch), steckt als über alles Listen führender Professor, der über die Antike forscht, in der Vergangenheit fest und glaubt, dass ein weibliches Wesen, das fast „ein halbes Jahrhundert alt“ ist, vom Leben nichts mehr zu erwarten hat. Tochter Diane (Katarina Schmidt) hat sich zur erfolgreichen Rechtsanwältin gemausert, würde aber lieber als Mutter in ihrer schnell langweilig gewordenen Ehe Erfüllung finden. Phyllis (Barbara von Münchhausen), die beste Freundin Lynns, lästert gerne und vorlaut über das andere Geschlecht. Ihr Gemahl, der ihr im gemeinsamen Heim die Zigarette verbietet, müsse sich keine Sorgen machen, durch Passivrauchen zu sterben, „ich habe vor, ihn zu erschießen“, sagt sie.

Plato Corsini (Marko Pustišek), der südländische Verführer, ist halber Italiener, tanzt natürlich Sirtaki und verfeinert den Kaffee mit einem Schuss Ouzo. Der Inhaber mehrerer Juweliergeschäfte verkörpert, wie er gerne betont, Liebe und Leidenschaft. Im Duell mit dem Wissenschaftler allerdings stellt er sich nicht unbedingt als der Stärkere heraus.

Für Pfiff sorgt das Bühnenbild von Tom Grasshof. Alles beginnt im üblichen Wohnzimmer mit in dem Fall beigefarbener Couch in der Mitte. An den Wänden mit den alltagsgraugestreiften Tapeten hängen Schwarz-Weiß-Fotos der Familie. Auf einem Treppenabsatz in der rechten Ecke stehen bis oben hin gefüllte Bücherregale.

Beim Szenenwechsel wird hinterm Vorhang umgebaut. Schwupp befindet man sich im Geschäft des Charmeurs, der Lage entsprechend blau-weiß gestrichen, und neben silbernen Stühlen glitzert wertvoller Schmuck. Dieser Glanz, gepaart mit Urlaubsstimmung, lässt Schwächen leicht vergessen.

Komödie Frankfurt: bis 12. Dezember. diekomoedie.de

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