Yannick Nézet-Séguin mit Public Viewing in der Alten Oper Frankfurt: Der Held an sich

Yannick Nézet-Séguin dirigiert das BR-Symphonieorchester, Solistin ist Beatrice Rana.
Ursprünglich war es eine „Phantasie für Clavier und Orchester“, die Robert Schumann 1845 wegen Erfolglosigkeit zu seinem a-Moll-Konzert umwandelte. Mit klaren thematischen Profilen, die zudem über die drei Sätze hin ihre gemeinsame klang-genetische Basis in Varianten schön wahren. Klassische Einheit, die sich beim Spiel der 29-jährigen Beatrice Rana mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannick Nézet-Séguin nicht einstellen wollte. Es schien, als suchte die Pianistin in den Rahmen des Konzerts noch etwas von schweifender Phantasie zu integrieren, was aber die finale Realisierung des Werks durch den Komponisten nicht traf.
Weder Fisch noch Fleisch: die Ausbuchtungen, Verzögerungen und Stauchungen der agogischen Rückungen verunklarten und behinderten nur die konzertante Präsenz dieser zum Prototyp des romantischen Klavierkonzerts gewordenen Überarbeitung.
Nézet-Séguin, der Nachfolger von James Levine in New York kam so richtig zum Zuge nach der Pause mit „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. Eine der sinfonischen Reportagen, die in toto eine klangliche Physiognomie des Künstlers von „Don Juan“ über „Till Eulenspiegel“, „Alpensinfonie“, „Zarathustra“ bis zur „Sinfonia Domestica“ darstellen. Ästhetische Selbstreferenzialität, die den komponierenden Nietzscheaner präsentieren. Hier, beim „Heldenleben“, geht es um künstlerische Freund-Feind-Bestimmungen, die das Salz in der Suppe sind und letztlich das gesamte Stück tragen. Das in XXL-Besetzung angetretene Orchester wurde von seinem Dirigenten nicht zu letzten Wagnissen und Steigerungen getrieben und servierte routiniert ein nicht zu raffiniert angerichtetes Straussisches Sechs-Sätze-Menü. Wobei selbst im größten Kampfgetümmel eine überlegene, artistische Note erhalten blieb.
Das fast paradoxe Phänomen von Strauss als dem rauschhaften Apolliniker, der seinen Furor auch jederzeit brechen und das Publikum mit seiner Ironie davon überzeugen kann, die künstlerisch letzten Dinge nicht fundamental zu finden, kam in der Interpretation gut zum Ausdruck.
Draußen die große Leinwand
Vor der Frankfurter Alten Oper war derweil ein großes Publikum versammelt, das auf einer Großleinwand die Ereignisse im Innern verfolgte. Für die Gäste im Haus gab es nach der Vorstellung Freigetränke und durch Live-Musik begleitete Freizügigkeit in allen Foyers einschließlich deren Pracht- und Prunkstücks: dem ansonsten leider nur Restaurantgästen zugänglichen, originalgetreu restaurierten Alten Foyer.