The Residents im Mousonturm: Zurück in die Zukunft

The Residents im Mousonturm
The Residents waren immer wieder ihrer Zeit voraus – heute verweist eine projizierte Plakette vor Beginn des Konzerts im Frankfurter Mousonturm auf die langjährige Tradition: „Holding up the Underground since 1972 “. Nach der Ablehnung einer Demoaufnahme durch einen Plattenkonzern gründeten sie etliche Jahre vor dem Aufkommen der Indiekultur in San Francisco ihre eigene Firma „Ralph Records“; heute allerdings kommen sie an den halsabschneiderischen Streamingdiensten auch nicht vorbei.
Bei ihrem Album ,,Third Reich’n‘ Roll“ handelte es sich um einen Proto-Sampling-Exzess über Hits der sechziger Jahre. Die Band experimentierte mit Techniken der Collage und des Minimalismus und früh auch schon mit elektronischer Popmusik. Obendrein gehörten The Residents zu den Pionieren des Musikvideos, mit als Erste entwickelten sie interaktive Computerprogramme.
Immer wieder dekonstruierten sie legendäre Songs, das Konzert begann mit einer abenteuerlich scheppernd entstellten Fassung von „Jambalaya“ des großen Hank Williams, in einer völlig anderen Fassung als auf dem Album „Stars & Hank Forever“ (1986). Die Richtung war damit für den Abend vorgegeben: eine deftig psychedelisch aufgeladene, mitunter hypnotisch verlangsamte Musik, ein Schreddern der ur-amerikanischen Traditionen von Blues und Country. Nicht mehr als eine Handvoll der Songs stammt aus dem jüngsten Studioalbum „Metal, Meat & Bone: The Songs of Dyin’ Dog“ (2020), doch die musikalische Linie des Abends knüpft daran an, auch was den retrospektiven Teil angeht.
Verbeugung vor Dyin’ Dog?
Bei dem Album handelt es sich um eine Verbeugung vor dem vergessenen Bluessänger Alvin „Dyin’ Dog“ Snow aus Louisiana – der allerdings ausschließlich im Zusammenhang mit den Residents nachzuweisen ist. Ein Fake offenkundig. Tatsächlich ist Captain Beefheart als Pate der räudig-harschen Musik zu identifizieren.
Nach wie vor treten The Residents mit Masken auf. Freilich hatte das 2018 verstorbene Gründungsmitglied Hardy Fox im Jahr zuvor seine Rolle als Komponist und Produzent bestätigt. Schon lange kursiert die Hypothese, die Band habe bis zu Fox’ Tod im Kern aus ihm und Homer Flynn (als Sänger) bestanden. Etwas schwerfälligen Schritts kommt der Keyboarder auf die Bühne, es dürfte sich um ein Mitglied seit sehr langer Zeit handeln. Gitarrist und Schlagzeuger wirken jünger.
„Underground“ – das ist eine Vokabel, die auf ein Phänomen der späten 60er geprägt wurde. Es ist wohl als ironische Geste zu lesen, wenn sich eine Band heute als Traditionswahrer des Undergrounds ausgibt. Eine Wucht von einem Konzert, The Residents schreiben diesen Geist fort.